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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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arbeitete. Jeder hat seine eigene Methode. Aber zusammen funktionierte es besser.
    Als Funi Nina bemerkt, erkennt er sie nicht gleich wieder. Sie hat ihre Locken glatt gefönt, und von Weitem ähnelt ihr neuer Haarschnitt dem von Maria Dolores. Diese Erkenntnis rührt ihn und hebt seine Stimmung. Sie weist mit einer Geste auf ihre neue Frisur, er nickt zustimmend. Beide begrüßen sich mit einem flüchtigen Kuss und bleiben am Eingang stehen. Ohne Voranmeldung kein Zutritt. Auch bei Polizisten wird da keine Ausnahme gemacht. Zudem ist Doktor Meda nicht im Haus. Das heißt: Das Ganze muss auf ein anderes Mal vertagt werden. Und Funi hat das ungute Gefühl, dass er schnell handeln muss.

77
    Sie sitzt allein vor ihrem Computer, in ihrem ehemaligen Kinderzimmer. Es ist das letzte am Ende des Ganges. Seit Langem war sie nicht mehr so konzentriert bei einer Sache gewesen. Sie lädt sich gerade Skype herunter. Sie hatte das Programm schon auf ihrem Laptop, aber nun benutzt sie fast ausschließlich das Telefon. Der Grund dafür lag vielleicht in der Tatsache, dass früher oder später die Sehnsucht zurückkehrt, zumindest den Klang einer menschlichen Stimme zu hören, wenn man schon dazu verdammt war, niemanden sehen zu dürfen. Und via Chat zu kommunizieren war auch nicht gerade ein geeigneter Ersatz. Im Gegenteil, es verschlimmerte nur noch alles. Der Computer ihrer Mutter läuft träger als ihrer, die Internetverbindung geht über die Telefonleitung und ist dementsprechend langsam, und die Programme funktionieren nicht alle einwandfrei. Das Gerät hängt sich immer wieder auf, weshalb sie den Vorgang nicht mit der ihr sonst so gewohnten Lässigkeit abschließen kann. Womöglich ist das die eigentliche Erklärung, warum sie es bis heute noch nicht angegangen ist. Heute aber bleibt sie dran.
    Irgendwann hat sie dann Skype doch installiert, und sie sieht ihre bestehenden Kontakte durch: Inga, Funi, Marta, einige Künstlerfreunde. Sie stellt ihren Status auf online: Doris.Vergani . Mal sehen, wer sich als Erstes meldet. Ihr Blick ist auf den Bildschirm geheftet, ab und an schweift er zum Fenster über ihrem Schreibtisch. Heute kann man die Gipfel des Resegone ganz deutlich erkennen. Die Luft ist klar, beißend kalt. Bergluft, die bis nach Mailand strömt. Immer dann scheint sich der Himmel über der Stadt zu heben und durchzuatmen. Maria Dolores ist in Gedanken vertieft, fährt sich ab und zu mit der rechten Hand über den Nacken und hämmert dann weiter auf die Tastatur ein.
    Mit dem Zeigefinger wischt sie den Staub vom Bildschirm und bläst ihn weg. Dann fährt sie plötzlich hoch. »Ah!« Sie dreht sich um und ruft noch einmal: »Ah!« Sie atmet einmal tief ein und wieder aus. »Was zum Teufel machst du hier? Spinnst du, mich so zu erschrecken?«
    Er sitzt grinsend auf der Bettkante, löst seine ineinander verschränkten Arme, zieht die Kapuze vom Kopf und antwortet: »Die Tür war auf, da bin ich einfach rein. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Scheiße, das hast du aber! Klingel das nächste Mal gefälligst, hast du verstanden?«
    »Wovor hast du denn Angst?«
    »Was soll die blöde Frage? Ich habe hinter mir ein Geräusch gehört, drehe mich um, und da sitzt du, auf meinem Bett. Wie kannst du da nur so blöd fragen, wovor ich Angst habe? Du hast mich wirklich erschreckt. Lass das in Zukunft, klar?«
    »Du bist doch in deiner eigenen Wohnung. Wovor solltest du denn da Angst haben?«
    »Na, vielleicht ist das so ein Urinstinkt, ich weiß auch nicht. Ich habe mich erschreckt, weil ich dich nicht erwartet habe. Das ist alles.« Während sie den Satz noch nicht zu Ende geführt hat, steigt in ihr ein dunkles Gefühl empor. Doch er kommt ihr zuvor. »Das ist nur die Angst, die in dir steckt. Lass sie doch einfach mal raus.«
    Die Aufforderung fühlt sich so bedrohlich an wie ein Gewehrlauf an der eigenen Stirn. Während sie noch darüber nachdenkt, läutet es an der Wohnungstür.
    »Da hörst du’s? Zumindest einer, der die Klingel zu nutzen weiß! Wenn es die Carabinieri sind und dich hier finden, dann bin ich schneller im Gefängnis, als du dir vorstellen kannst. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Beruhige dich, ich gehe ja schon«, antwortet Angelo und verlässt das Zimmer, als würde es noch eine andere Möglichkeit geben, die Wohnung zu verlassen, als den langen Korridor. Sie will ihm schon hinterhereilen, als eine zweite Stimme vom anderen Ende ertönt. »Maria Dolores, die Tür war offen. Ich

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