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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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die sie zwar trug, die ihr aber nicht gefielen. Kleider, die die Leute eher abschreckten, weil sie ihnen signalisierten, dass sie sich für etwas Besseres hielt. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sie herausgefunden hatte, wer sie wirklich war, aber Kate hatte recht: Diese Kleider passten nicht zu ihr.
    Faith hasste sie ebenso, wie sie sich selbst dafür hasste, dass sie sich auf dieses ganze Spiel eingelassen hatte.
    Sie hatte noch ein paar leere Kartons vom Umzug übrig, die in einer Ecke des Wohnzimmers standen. Davon holte sie sich nun einen und begann, ihre Klamotten darin zu verstauen. Die viel zu eleganten Abendroben, die Seidenblusen, die sie schon an ihrer Mutter gehasst hatte, und all die übrigen Kleider, für die sie hier ohnehin keine Verwendung hatte, wanderten in die Kiste.
    Während Faith den Inhalt ihres Schrankes durchging, wurde ihr noch etwas anderes schmerzlich bewusst: Diese Kleider standen auch für den Lebensstil ihrer Mutter, den sie stets verachtet hatte : das sinnlose Herumsitzen und Zeittotschlagen in diversen Country Clubs, was , nebenbei gesagt , der eigenen Intelligenz nicht gerade förderlich war. Faith war entschlossen, dieses Leben hinter sich zu lassen. Sie steckte noch ein paar ausgewählte Stücke in eine Plastiktüte, mit der sie sich unverzüglich auf den Weg machte.
    In einer Seitenstraße ganz in der Nähe hatte sie neulich einen hübschen kleinen Nobel-Secondhandladen entdeckt, der Consign or Design hieß. Daneben befanden sich eine Bäckerei und ein leer stehendes Geschäftslokal.
    Als sie eintrat, klingelte ein Glöckchen über der Tür. Das fast schon minimalistisch schlicht gehaltene Interieur sprach sie sogleich an. Die Wände waren mintgrün gestrichen, auf dem Boden war Parkett verlegt, die Kleider hingen auf einfachen Metallständern.
    »Komme gleich«, ertönte eine weibliche Stimme aus dem Hinterzimmer.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit!« Faith sah sich um und bemerkte, dass die zum Verkauf dargebotenen Kleidungsstücke im hinteren Bereich des Ladens individueller gestaltet waren als die weiter vorne.
    »Was kann ich für Sie tun?« Eine rothaarige Frau trat zu ihr, dicht gefolgt von einem kleinen Yorkshire-Terrier.
    Faith bückte sich sogleich entzückt, um dem Welpen über den Kopf zu streicheln. »Der ist ja süß!«
    »Danke.«
    Faith richtete sich auf und betrachtete die Frau, die vor ihr stand. Ihr feuerroter Bob war, dem kräftigen Farbton nach zu urteilen, gefärbt, und sie trug äußerst originelle, auffällige Klamotten: Stufenrock, weißes Trägerhemd und darüber eine Jeansweste mit verschiedenen bunten Aufnähern.
    Faith spürte den Blick der Frau auf sich ruhen und räusperte sich. »Ich habe hier ein paar Kleider und wollte mich erkundigen, ob Sie sie für mich verkaufen könnten. Ich habe noch jede Menge solches Zeug zu Hause im Schrank hängen, aber ich dachte, ich bringe erst einmal nur so viel vorbei, wie ich tragen kann.«
    Die Augen der Frau leuchteten auf. »Dann zeigen Sie mir mal Ihre Schätze.« Sie nahm die Tüte und ging zum Tresen, wo sie Faiths Kleider ausbreitete. »Oh, wow, Chanel!« Sie betrachtete die Jacke, die Faith an dem Tag getragen hatte, als sie Ethan wiedergetroffen hatte.
    »Na, was meinen Sie?«, fragte Faith. Vielleicht konnte sie sich mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer alten Klamotten ja neu – und etwas weniger kostspielig – einkleiden. »Gibt es für solche Sachen einen Markt?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nicht in Serendipity, meine Liebe. Ich müsste sie übers Internet verkaufen, aber dort würde ich dafür auch einen besseren Preis erzielen. Die Stadtbewohner, die sich solche Designerkleider leisten können, würden nie im Leben Kleidung aus zweiter Hand tragen, selbst wenn es sich um so gut gepflegte Stücke wie die Ihren handelt. Und meine Stammkunden brauchen das Geld für Wichtigeres – für die Miete oder die Hypothek zum Beispiel.«
    Faith musterte die Ladenbesitzerin prüfend, weil sie nicht einschätzen konnte, wie die Bemerkung gemeint war, beschloss aber, sich nicht auf den Schlips getreten zu fühlen. »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie sie übers Internet verkaufen.«
    »Gut. Wenn Sie wollen, kann ich nach Feierabend mal mit dem Auto zu Joe’s Bar rüberkommen, dann können Sie Ihre Sachen einfach in meinen Kofferraum laden.«
    Faith hob überrascht eine Augenbraue. »Dann wissen Sie also, wer ich bin?«
    »Äh, ja … Wir kennen uns.« Die Ladenbesitzerin lächelte warmherzig.

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