Ich will doch nur küssen
für dich haben würde.« Er schwieg, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Falls du deine Meinung geändert haben solltest, bringe ich dich auf der Stelle wieder in die Stadt.«
»Lass mich eines klarstellen, ja?« Faith drehte sich zu ihm um. »Du magst mich zwar zu dieser Aufgabe überredet haben, als ich betrunken war, aber ich wäre nicht hier, wenn ich es nicht wollte.«
In seinen Augen leuchtete Bewunderung auf. »Na schön.«
»Gut. Dann lass uns hineingehen.«
Kaum hatten sie das Haus betreten, da bekam Ethan einen dringenden geschäftlichen Anruf. Es widerstrebte ihm, Faith gerade jetzt allein zu lassen, aber er hatte keine andere Wahl. Obwohl es ihm unangenehm war, entschuldigte er sich und sagte ihr, sie solle sich ruhig schon mal umsehen, als würde sie nicht ohnehin jeden Winkel des Hauses kennen.
Dann begab er sich in sein Büro, um zu telefonieren. Wie sich herausstellte, waren seinem größten Konkurrenten allerlei Details über das Angebot, das Ethan der Regierung unterbreitet hatte, in die Hände gefallen. Das bedeutete nicht nur, dass er seine Strategie überdenken musste, sondern auch, dass es in seiner Firma offenbar einen Spion gab. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann standen auch seine neuesten Softwareentwicklungen auf dem Spiel.
Er fluchte leise in sich hinein und rief stante pede Franklin Investigations an, die einzige Firma, bei der er sicher sein konnte, dass sie die Angelegenheit mit höchster Diskretion angehen würde. Er musste herausfinden, wer verdammt noch mal von seinen Angestellten seinem größten Konkurrenten vertrauliche Geschäftsinformationen verriet. Es konnte jeder sein. Ethan war ein Einzelkämpfer und vertraute kaum jemandem. Also würde er sich hüten, einen seiner Angestellten in dieser Angelegenheit ins Vertrauen zu ziehen. Er würde die Tatsache, dass er eine Privatdetektei mit den Ermittlungen beauftragt hatte, für sich behalten, bis der Maulwurf aufgespürt war und er die betreffende Person entlassen hatte.
Bis Franklin ihm ein paar Antworten geliefert hatte, waren ihm ohnehin die Hände gebunden, also machte er sich auf die Suche nach Faith. Er hatte erwartet, dass sie irgendwo im Erdgeschoß mit dem Maßband zugange sein oder sich Notizen machen würde, aber jedes der Zimmer hier war leer. Es gab eine alte Gegensprechanlage, von der er hätte Gebrauch machen können, doch er beschloss, stattdessen lieber weiter nach ihr zu suchen. Als Nächstes sah er im Medienraum unten im Keller nach, weil es ihm eingeleuchtete hätte, wenn sie ihren Rundgang hier angefangen hätte. Für dieses Zimmer hatte er bereits Pläne, und die sollten möglichst rasch in die Tat umgesetzt werden. Doch von Faith fehlte auch hier jede Spur und sie war weder im Weinkeller, noch in der Bar oder im Billardzimmer.
Er lief die Treppe hinauf zu den Schlafzimmern im ersten Stock. Dort angekommen schlich er, einer plötzlichen Eingebung folgend, über den langen Teppich und steuerte das Zimmer an, das einmal das ihre gewesen sein musste. Die rosa-grün gestreiften Tapeten mit der Blumenbordüre am oberen Rand hatten eindeutig auf einen jungen, weiblichen Bewohner schließen lassen. Ethan hatte dem Zimmer nicht allzu viel Aufmerksamkeit gewidmet, als er mit dem Makler durch das Haus gegangen war, und nachdem er eingezogen war, hatte er bislang keinen triftigen Grund gehabt hineinzugehen.
Er blieb an der Schwelle stehen und wagte vorsichtig einen Blick ins Innere. Faith stand in dem leeren Zimmer vor dem begehbaren Wandschrank. Der Raum wirkte ohne Möbel genauso traurig und verlassen wie sie in diesem Moment. Durch die beiden Fenster fiel das Sonnenlicht herein und beleuchtete den hellen, beigefarbenen Teppich mit den ausgebleichten Stellen und den Vertiefungen, die die schweren Möbel über die Jahre hinweg darauf hinterlassen hatten.
Faith schien ihn nicht bemerkt zu haben. Sie ließ die Hand an der Innenseite eines kleinen begehbaren Schranks auf und ab gleiten und war offensichtlich ganz in ihre Erinnerungen vertieft. Schöne oder traurige Erinnerungen? Schwer zu sagen. Jedenfalls fühlte sich Ethan schuldig, als wäre er in ihre Privatsphäre eingedrungen. Er zog in Erwägung, zu gehen und sie mit ihren Gedanken allein zu lassen. Aber vielleicht war sie ja ganz froh über eine Ablenkung, wenn die Erinnerungen eher trauriger Natur waren. Außerdem war es jetzt sein Haus, und sie war gekommen, um hier zu arbeiten.
Er räusperte sich. »Hey. Ich hab dich schon überall
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