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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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wieder gutmachen, damit seine Erinnerungen mehr als nur ein Haufen diffuser Schuldgefühle wären? Schade, dass einem das Leben nicht allzu viele solche Gelegenheiten bot.
    Sie sah ihn an, schien in seinem Gesicht zu lesen, denn in ihrem Blick lag Verständnis. Nicht Mitleid.
    »Und meine Mutter hat sich nicht für solche Entdeckungen oder für meine Körpergröße interessiert.« Faith nahm den Faden wieder auf, ohne auf seine Bemerkung einzugehen und ihn dazu zu drängen, Details aus seinem Leben preiszugeben.
    Wieder ein Punkt für sie.
    »Meinem Vater war es egal, dass ich die Tapete heruntergerissen hatte. Als ich ihm diese Striche gezeigt habe, hat er einfach einen Bleistift genommen und meine Markierung zu den anderen hinzugefügt.« Ihre Stimme hatte einen melancholischen Unterton. »Wir haben ungefähr alle sechs Monate nachgemessen, wie viel ich wieder gewachsen war. Er hat es nie vergessen.«
    »Klingt, als hättest du ihn sehr gern.«
    Faith trat einen Schritt zurück und lehnte sich sichtlich geknickt an die Wand. »Das tue ich auch. Tat ich. Ich meine, ich tue es immer noch. Ich liebe ihn.« Sie nickte nachdrücklich. »Ich verstehe bloß nicht, was er getan hat oder warum.«
    »Vielleicht hat er sich in etwas verstrickt, das er nicht mehr kontrollieren konnte«, schlug Ethan vor, denn sie schien Antworten zu brauchen.
    »Es gibt keine Entschuldigung für das, was er getan hat.«
    Bevor Ethan noch etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort: »Die meisten dieser Striche stammen von Kindern, die lange vor mir in diesem Zimmer gewohnt haben.«
    »Welche sind denn von dir?«, fühlte er sich verpflichtet zu fragen.
    »Die Kugelschreibermarkierungen. Die mit Bleistift waren schon vorher da.«
    Er fand es schön, sich auszumalen, wie sie in diesem rosaroten Prinzessinnenzimmer gewohnt hatte. Genau so hatte er es sich vorgestellt. Seltsam, dass es den Geschmack ihrer Mutter widerspiegelte und nicht ihren eigenen.
    »Das Tolle daran ist, dass meine Markierungen zusammen mit den älteren ein Teil der Geschichte des Hauses sind.«
    »Die da wäre?«
    »Kennst du denn die Geschichte deines neuen Domizils nicht?«, fragte sie.
    Ethan schüttelte den Kopf. Er wusste nichts darüber, außer dass nur jemand mit viel Geld sich eine solche Villa leisten konnte. Als Kind hatte ihm die beeindruckende Präsenz des Gebäudes Respekt eingeflößt. Jetzt, wo er erwachsen war, repräsentierte das große Haus für ihn Stabilität und die einzige zweite Chance, die er in Serendipity bekommen würde.
    Die Menschen, die auf Ethans Seite der Stadt gelebt hatten, schienen vor Faiths Vater immer Respekt gehabt zu haben. Ethan hatte gehofft, sich durch den Kauf dieses Hauses dieselbe Anerkennung erwerben zu können, doch seine Brüder hatten klargestellt, dass er sie nie bekommen würde. Bei dem Gedanken wurde ihm schwer ums Herz. Nicht einmal seine Haushälterin hielt mit ihrer Abneigung gegen ihn hinter dem Berg. Trotzdem war er nach wie vor entschlossen, sie alle für sich zu gewinnen.
    »Erzähl doch mal«, bat er sie, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Faith lächelte. »Nun, laut meiner Mutter haben sich vor Jahrzehnten viele begüterte Familien aus Manhattan ein Sommerhäuschen auf dem Land gekauft, um der drückenden Sommerhitze von New York zu entfliehen. Hübsches Häuschen , nicht?«, fragte sie augenzwinkernd.
    »Klein aber fein«, stimmte er ihr grinsend zu.
    Sie lachte, und der Druck in seiner Brust löste sich ein wenig.
    »Serendipity war der perfekte Rückzugsort, schon wegen des Sees.« Ihre Stimme klang verträumt.
    Ethan kannte den See, der etwas außerhalb der Stadt lag und wo man oft Kinder spielen und Familien picknicken sah. Seine Familie war allerdings nie dort gewesen. Sein Vater war als Handelsreisender ständig unterwegs gewesen, und wenn er dann doch einmal zu Hause gewesen war, hatten sich seine Eltern meist in den Haaren gelegen. Ethan hatte immer versucht, davon möglichst wenig mitzubekommen.
    »Es fing mit einer Familie an, die sich hier ein Stück Land gekauft hat und darauf ein großes Anwesen bauen ließ. Schon bald wollten immer mehr Leute aus der Oberschicht einen eigenen Landsitz, wobei jeder versuchte, den anderen zu übertrumpfen.«
    Ihre Worte brachten Ethan zurück in die Gegenwart.
    »Aber dieses Haus war mit Abstand das herausragendste Exemplar«, erzählte Faith mit einer entsprechenden Geste und einem lebhaften Gesichtsausdruck, der zeigte, wie sehr sie das Gebäude liebte.
    Ethan genoss es

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