Ich will doch nur küssen
Tatsache, dass zwischen ihnen alles offen und ungeklärt war, irritierte ihn, reizte ihn, quälte ihn.
»Dir ist doch hoffentlich bewusst, was dieser Kerl für einen Ruf hat«, sagte Nick, dem es offenbar gar nicht passte, dass sie ihn in die Schranken gewiesen hatte. Er war ganz rot angelaufen vor Verärgerung.
»Menschen verändern sich«, sagte Faith mit einer Gewissheit, die Ethan selbst nicht empfand, was seinen Wandel anging.
Er wusste ihre Bemühungen zu schätzen, aber er hatte es nicht nötig, dass sich Faith für ihn einsetzte. Und sie konnte vermutlich darauf verzichten, dass er sich in ihrem Laden mit Mancini anlegte, deshalb beschloss er, diesen einfach zu ignorieren.
»Ich wollte dir eine Anzahlung für deine Arbeit an meinem Haus vorbeibringen. Ich dachte, du kannst das Geld bestimmt gut brauchen, gerade jetzt am Anfang«, meinte Ethan.
»Oh, danke!« Faith war sichtlich überrascht und erfreut.
Sie hatten noch nicht über Verträge, Preise und derlei Details gesprochen, aber er wusste, dass sie knapp bei Kasse war, und wollte sie auf jede nur erdenkliche Art unterstützen.
Nick stand daneben und beobachtete sie wie ein überfürsorglicher Bruder. Oder als wäre er ihr Freund.
Faith räusperte sich. »Nick, Ethan und ich haben etwas Geschäftliches zu besprechen. Könntest du dich inzwischen um das Modem kümmern?«
Ihr Blick verriet Nick, dass weitere Kommentare zu Ethan nicht erwünscht waren.
Ethan hätte am liebsten applaudiert, aber das hätte die aggressive Stimmung zwischen Nick und ihm nur weiter angeheizt.
Nicks finsterer Blick verriet nur allzu deutlich, was er empfand. »Weißt du was? Ich komme einfach später noch mal vorbei, um das Modem zu installieren. Ich sollte dringend zu einer meiner Baustellen, um meinen Leuten etwas auf die Finger zu sehen«, sagte er, den Blick stur auf Faith gerichtet.
Sie nickte. »Super, danke.«
»Am besten rufst du vorher noch mal kurz an«, schlug Ethan vor. »Vielleicht braucht sie deine Hilfe dann gar nicht mehr – ich kenne mich mit technischen Geräten ziemlich gut aus.«
Nick straffte die Schultern und schob das Kinn nach vorn. »Na, das werden wir ja sehen.« Er musterte Ethan ein letztes Mal, dann küsste er Faith auf die Wange – zweifellos, um Ethan zu provozieren – und verließ das Geschäft.
Erst als Nick gegangen war, bemerkte Ethan, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte.
Nicks Provokation hatte ihren Zweck erfüllt.
Ethan zwang sich, seine Muskeln zu entspannen, ehe er Faith ansah. Ihre Haare waren nach dem Abstecher unter den Schreibtisch zerzaust, die Wangen gerötet. Plötzlich wurde er von einem Verlangen erfasst, das jetzt, da sie allein waren, umso heißer brannte.
»Tut mir leid. Nick hat es mit seiner Fürsorglichkeit ein wenig übertrieben«, sagte sie.
Er hob eine Augenbraue. »Ein bisschen? Der Kerl will doch etwas von dir.«
»Tut er nicht. Wir haben dieses Thema bereits geklärt.«
Ihre roten Wangen wurden noch eine verräterische Spur dunkler.
» Wie denn?«, wollte er wissen. Seine Stimme glich einem tiefen Knurren.
Faith stemmte die Hände in die Hüften. »Das geht dich, offen gesagt, einen feuchten Kehricht an.«
Da hatte sie völlig recht, aber er brauchte trotzdem ein paar Antworten. »Okay, und wie steht’s mit uns? Du und ich? Geht mich das etwas an?«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
»Das interpretiere ich als ein Ja.« Er trat näher, so nah, dass er ihre Körperwärme spürte und ihren betörenden Duft wahrnahm. »Also, jetzt erklär mir mal etwas: Du hast Nick gesagt, dass wir Freunde sind … «
Sie wich nicht zurück und wandte auch nicht den Blick ab. »Nun, ich dachte, das wären wir.«
»Küsst du alle deine Freunde, so wie du mich geküsst hast?«
Sie fuhr sich rasch mit der Zunge über die Lippen. »Ich war betrunken.«
»Das weiß ich. Vielleicht sollten wir jetzt, wo du nüchtern bist, einen zweiten Versuch starten, um diese Frage zu klären.« Er neigte den Kopf und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Kapitel 7
Diesmal war Faith nicht beschwipst und schon gar nicht betrunken, und an diesen Kuss würde sie sich mit Sicherheit in allen Details erinnern. Ethan nahm ihr Gesicht in beide Hände und hielt ihren Kopf fest, während er sie genüsslich und innig küsste. Als er ihre Lippen mit der Zungenspitze berührte, stöhnte sie auf, und es war ihr kein bisschen peinlich.
Dafür fühlte es sich viel zu gut an.
Immer wieder ließ er die Zunge über ihre
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