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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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nur schreckliche Wunden aufreißen. Also bleibt mir nicht viel anderes übrig, als zu schweigen, zu schreiben und mit meinem Therapeuten zu reden. Es macht mich so ohnmächtig, dass 45 Jahre vergangen sind seitdem und ich keinen mehr verantwortlich machen kann, nur mich selber für das jahrelange Verdrängen im Unterbewusstsein. Wozu soll das gut sein, wenn ich nach all den Jahren mit diesem grauenhaften Wissen konfrontiert werde. Statt jemand bestrafen zu können, will ich mich umbringen.
    Was hat das alles für einen Sinn? Wozu bin ich denn noch am Leben?
    Ich wäre lieber tot. In den letzten Tagen sind die Schmerzen wieder zurückgekehrt und es geht mir nicht gut. Ich habe geglaubt, ich kann nun leben, kann nun versuchen in die Normalität einzutauchen, mein Mann, meine Tiere, mein Haushalt usw.. Tatsächlich habe ich daran geglaubt. Als die 5 Tage so gut waren, dachte ich, der Alptraum ist vorbei. Doch so, wie ich mich inzwischen wieder fühle, ist er nicht vorbei und ich frage mich, ob er es jemals sein wird.
    Klar, mir wird gesagt, ich werde frei davon werden und normal leben können – keine Schmerzen, keine Flashbacks mehr – ich habe es auch gehofft. Aber es waren nur 5 Tage und nun geht es mir wie vorher.
    In den Tagen, in denen es mir besser ging, habe ich zu Herrn Dr. S. gesagt, wie dankbar ich bin, dass ich in dieser ganzen Zeit nicht nach Andernach in die „Geschlossene“ verlegt wurde. Er sagte mir, dass es immer so war, dass er mir vertrauen konnte, dass ich mich nicht umbringe, da wir diese Vereinbarung hatten. Er hat aber auch gesagt, wenn es nötig gewesen wäre, dann hätte er mich sehr wohl nach Andernach verlegt. Das war für mich ein Schock. Nein, es ist schon richtig, wenn er es hätte tun müssen, dann hätte er es getan um mich zu schützen. Aber für mich wäre es so gewesen oder würde es so sein, als würde er mir nicht vertrauen – nein, das ist verkehrt. Ich denke eher, es wäre so, wie früher, als meine Mutti mich einfach weggeschickt hat. Es gab dann kein zurück nach Hause mehr, keine Familie mehr, nur Fremde und ich habe mich angepasst und war eben dann dort. Ich würde mich auch in Andernach anpassen, aber ich könnte nicht mehr zurück, ich hätte das Gefühl, weggestoßen worden zu sein, weil ich nicht brav war. War ich damals nicht brav in Leipzig? Ich weiß es nicht, meine Mutti hat mir nie gesagt, wieso.
    Jetzt habe ich einfach Angst zu sagen, wenn es mir so schlecht geht, dass ich es nicht mehr aushalte, weil ich dann Angst habe, weg zu kommen. Diese Angst habe ich sowieso immer und sage kaum, wie schlimm es ist und wie unerträglich. Diese Angst, nach Andernach verlegt zu werden habe ich seit jener Nacht, als mich die Nachtschwester und der Nachtpfleger, obwohl ich völlig klar war und keinesfalls suizidal war, nach Andernach verlegen lassen wollten.
    Der Grund war, ich hatte Angst, habe in der Ecke auf dem Boden gehockt und konnte nicht ins Bett. Habe mich eben in der Ecke sicherer gefühlt. Diese Angst hat mich seitdem nicht mehr verlassen und nun ist sie wieder da. Ich denke immer nur, ein falsches Wort und ich bin fort.

    Andernach kann mir auch nicht helfen, aber dorthin geschickt zu werden, wenn es mir so Schlecht geht, niemand zu haben, mit dem ich reden kann. Kein Einzel.
    Ich denke sowieso sehr oft, das kann man doch keinem erzählen, das tut man nicht, das kann Ich doch niemand antun und versuche zu schweigen und es allein auszuhalten. Nun habe ich es nach 5 Jahren geschafft, fast offen reden zu können (aber nur im Einzel bei Herrn Dr. S.) und jetzt habe ich Angst, dass ich das verlieren könnte, dass diese Möglichkeit auf einmal nicht mehr da ist, weil ich weggeschickt wurde.
    Nein, es ist bisher nicht passiert, aber ich habe unheimliche Angst davor.
    Nein, es ist verkehrt zu denken, ich klammere mich mit meiner Therapie an
    Herrn Dr. S. Wenn ich aus der Klinik entlassen werde, dann werde ich mich wieder an meinen ambulanten Therapeuten wenden. Nur im Notfall, wenn ich gar nicht zurechtkomme, werde ich zu Herrn Dr. S. gehen.

    Warum ich das jetzt alles erzählt habe? Weil es mir gestern abends so schlecht ging, dass ich daran dachte, einfach Schluss zu machen. Ich war wieder so hoffnungslos, alles erschien so aussichtslos. Aber es war nur die Nachtwache da und da hätte ich nur etwas von meinen Gedanken sagen brauchen und ich wäre hier weg gewesen. Also, lieber geschwiegen und geschnitten.
    In den Tagen, in denen es mir jetzt etwas besser ging, habe ich

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