Ich will doch nur normal sein!
habe, verrückt zu werden oder auch, wenn ich tot sein wollte. Ich habe das alles gemalt. Die Nacht vom 21.l0. zum 22.10.10.2002 konnte ich wider einmal nicht schlafen. Wieder so eine lange schreckliche Nacht vor mir. In den letzten 6 Wochen schleppe ich etwas mit mir herum, worüber ich es einfach nicht schaffe, zu sprechen. Ich kann das doch nicht erzählen, das kann ich doch keinem zumuten. Ist genug, wenn ich es erlebt habe und ich kann doch damit nicht noch jemand anderes belasten.
Was soll der von mir denken oder die? Es geht einfach nicht, ich muss es allein aushalten. Es wird in letzter Zeit immer schlimmer, dieses Gefühl, daran zu ersticken. Es ist zum verrückt werden, denke ich. Jeder kann hier über seine Probleme reden, aber ich muss diese Qual allein ertragen. Ich kann doch nicht einfach hingehen und reden, was sollen denn die von mir denken, was ich für eine bin – ich schäme mich viel zu sehr, um den Mund aufmachen zu können.
Es geht mir aber immer schlechter damit und das ist nur noch da und füllt mich aus, als gäbe es nichts anderes mehr in dieser Welt, als diese schrecklichen Erinnerungen. Ich denke einfach, nein, das kann ich doch nicht machen, ich kann doch dann niemanden mehr ansehen und was denken die dann von mir? Ich halte es so nicht mehr aus, ersticke daran, kann nicht mehr und kann es doch keinem zumuten. Nicht einmal Herrn Dr. S. aufschreiben, ich schäme mich zu sehr.
5 Wochen habe ich gebraucht, um das in meinem Tagebuch aufzuschreiben. Ich bin fast daran erstickt und hatte so wahnsinnige Angst, es schwarz auf weiß auf Papier zu bringen. Vorgestern Abend habe ich es dann geschafft, alles aufzuschreiben. Ich hatte wirklich gehofft, es hilft mir, wenn ich es rausschreibe und vielleicht so loswerde. Es hat mir nicht geholfen, immer noch ging es mir so schlecht.
Ich kann doch darüber nicht reden.
Ich kann doch damit niemand belasten.
Ich ersticke, je länger ich alles in mir zurückhalten muss.
Das alles aufzuschreiben hat mir nicht geholfen, gar nicht. Mir ging es immer noch genauso schlecht. Es machte mich wütend, weil hier jeder über seine Probleme reden kann, nur ich kann es nicht, weil es eben nicht zumutbar ist, so was zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, ich bestehe nur noch daraus und fühlte mich nur noch in dieser Situation. Mein Kopf fühlte sich an, als wollte er jeden Moment zerplatzen und ich dachte, gleich werde ich verrückt.
Ich kann es einfach nicht mehr aushalten. Dieses: „Das kannst du niemandem zumuten, das musst du allein aushalten.“ Es erschlug mich fast. Ich wollte lieber sterben, als reden, weil ich mich zu sehr schämte. Heute Morgen im Einzelgespräch konnte ich wieder nicht darüber reden, weil ich mich zu sehr geschämt habe, wegen dem, was damals passiert ist. Herr Dr. S. redete und redete und ich hing mit meinen Gedanken immer in dieser Situation, über die ich nicht reden konnte. Ich versuchte, mich zusammenzureißen, mich auf das Gespräch zu konzentrieren, kam aber nicht weg von dem, was mich so belastete. Ich gab mir auch noch Mühe, dass er nicht merken sollte, dass ich nicht folgen konnte und ganz woanders war. Herr Dr. S. sollte ja auch nicht merken, da ist noch etwas, denn ich hätte es ja nicht erzählen können. Am liebsten wäre ich weggelaufen, weil ich gemerkt habe, ich habe mich nicht richtig im Griff. Ich fing an zu heulen und konnte dem Gespräch gar nicht mehr folgen.
Von dem Einzelgespräch weiß ich nichts mehr, ich habe nichts aufnehmen können. Ich hatte immer nur im Kopf, wie soll es weitergehen. Ich kann nicht reden und wenn ich rede, dann ekelt er sich vor mir und ich habe doch nur Herrn Dr. S., der mir helfen kann. Was soll ich also tun?
Später habe ich mich aber auch geärgert darüber, weil ich, wenn es so läuft, nichts für mich tun kann, wenn ich in den Gesprächen nicht aufnahmebereit bin und durch dieses Schweigen so blockiert bin, dass ich nicht weiterkomme. Wenn ich also nicht sage, was los ist, kann das so noch ewig laufen und mir wird es nie besser gehen. Herr Dr. S. hat auch schon bemerkt, dass irgendetwas das Vorwärtskommen stört, dass da etwas sein muss, was mich blockiert. Ich habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen bekommen, wie ein kleines Kind, was unehrlich ist. Ich hätte nicht gedacht, dass es so zu merken ist und das ich deswegen einfach nicht von der Stelle komme.
Auf Grund dessen habe ich mich dann nach langer und reiflicher Überlegung trotz „Stufe“ (ich durfte wegen
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