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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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schlagen, habe aber wieder Angst davor.
    In den letzten 3 Tagen habe ich, bevor ich mich ins Bett gelegt habe jeweils 2 mg Tavor eingenommen und konnte dadurch die Nacht überstehen. (Ich bin auch meist erst nach 1 oder 2 Uhr ins Bett gegangen und denke, vielleicht bin ich so dem Flashback entkommen.) Da waren nur diese schwer auszuhaltende Stimmung und Zustände. Oft bin ich im Zimmer rundgelaufen, um mich nicht zu schneiden. Gestern Abend habe ich es nicht mehr geschafft und mich geschnitten. Habe den Kampf mal wieder verloren. Den Erfolg, nämlich, dass es mir dann besser geht, dass der innere Schmerz und die Schmerzen in den Armen weniger werden, den habe ich nicht erreicht. Auf die Frage der Nachtschwester, warum ich mich nicht gemeldet hätte, konnte ich nicht viel sagen, ich wollte einfach diesem Schmerz entkommen, dabei habe ich schon soviel Tavor genommen.
    In den letzten Tagen nehme ich sowieso viel zu viel davon ein, um es auszuhalten, wenigstens aushalten zu können und nun konnte ich es eben nicht mehr aushalten, ich wollte mal eine kleine Pause. Hab sie leider nicht bekommen, das Schneiden hat fast gar nicht geholfen und das hat mich auch enttäuscht. Da habe ich schon den Kampf verloren und dann nicht mal erreichen können, dass es mir etwas besser geht. Ja, ich habe wider einmal versagt. Es ist mir aber auch irgendwo egal, es geht mir so beschissen, so schlecht, dass ich mich dafür nicht einmal schämen kann.
    Es ist mir einfach völlig egal, nur dass ich enttäuscht bin, dass es mir nicht geholfen hat. Ich habe von dem letzten FB nicht viel erzählen können, weil ich nicht viel weiß, ich weiß wirklich nicht viel, was da passiert ist, ich weiß eben nur, was mit mir passiert ist. Ich war wieder einmal in den Händen mir völlig fremder Männer. Klar Opa und seine vielen „netten“ Freund kenne ich, aber die anderen Männer sind mir nicht bekannt – aber wann habe ich schon mal jemanden von denen kennen gelernt. Ich habe sie alle nur an diesen Abenden oder Nachmittagen gesehen und sonst nie oder manchmal selten wieder bei einer solchen Gelegenheit. Ist auch egal, sie waren alle gleich, gemein, grausam und richtig böse. Mein Opa hatte immer Spaß. Er hat immer gelächelt. Heute hasse ich es, wenn es mir schlecht geht und jemand anderes tut so, als sei das richtig so.
    Es war immer so, dass ich gehofft habe, wenn er lächelt, dann wird es nicht so schlimm und war jedes Mal entsetzt, wie mein Opa da lächeln kann, wenn es mir so weh tut oder wenn die so eklig sind und ich mich kein bisschen bewegen, weg drehen oder den Mund zubehalten kann.
    Der letzte FB ist einfach deswegen so schlimm, weil ich nicht erkennen kann, was die da mit mir tun und nicht weiß, wann sie es tun. Es tut schrecklich weh. Sie stehen alle unten um mich rum. Ich bin, wie immer festgebunden an Armen und Beinen, kann mich nicht drehen oder groß bewegen – wage es auch nicht. Sie berühren mich mit etwas da unten und es ist ein Schlag, der mir durch den ganzen Körper geht und ich fliege, obwohl ich an Armen und Beinen festgebunden bin, fast in die Luft und dann krache ich wieder runter und es ist vorbei – ich kriege wieder Luft, der grauenvolle Schmerz ist vorbei. Er ist vorbei, bis sie mich wieder da unten berühren und ich ihn wieder spüre und denke, jetzt stirbst du also, so ist es, wenn man stirbt. Ich dachte, sterben tut nicht weh. Ich dachte sterben ist Ruhe, Frieden, keiner fasst mich mehr an und ich bin endlich allein und nichts tut mehr weh. Aber sterben ist glaube ich schön, denn da muss Frieden sein. Hier sterbe ich nicht, hier tut es immer wieder furchtbar weh und ich weiß nicht, wie lange und wann. Es tut ganz plötzlich weh, mein ganzer Körper bäumt sich auf und ich schreie, bis ich einen Lappen in den Mund bekomme.
    Ich habe Angst, furchtbare Angst, wieder berührt zu werden und es tut wieder weh. Ich heule, will weg, sehe nach Opa – bin allein und kann nichts tun, nur da liegen, festgebunden und Angst vor der nächsten Berührung haben.
    Die Männer: nehme ich gar nicht mehr wahr, ich höre nur noch Stimmen, Lachen. Und später werde ich nicht mehr so berührt, sondern so, wie immer. Sie tun alle, was sie wollen, der eine unten. Der andere in meinem Mund und ich spüre meinen Körper nur noch als einen einzigen Schmerz und denke, ich bin überall kaputt.
    Es ist nichts kaputt – gar nichts – nur innerlich tut alles weh und ich kann mich nicht bewegen, kann nicht laufen, mir knicken die Beine ein.

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