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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Aber es ist noch Zeit, ich muss noch nicht laufen – die sind noch nicht alle fertig. Ich bin es- ich will nach Hause. Aber es sieht so aus, als wenn sie langsam genug von mir haben – wieso? Sie setzen sich hin und rauchen und quatschen und ich bin nicht mehr für alle interessant und der Letzte wird auch bald fertig sein, dann ist Ruhe und ich werde heimgebracht.
    Ich werde sogar sauber gemacht. Ich kann es nicht selbst tun, kann mich nicht mehr bewegen, aber der Eine setzt mich in die Dusche und wäscht mich sauber, sogar die Haare. Na ja, dass er mich dabei immer noch überall anfasst und es noch mal in meinem Mund tut, das spüre ich kaum noch, ich kann mich sowieso nicht wehren, nicht bewegen und es ist gut, wenn der ganze Dreck weggewaschen wird und ich nicht mehr so stinke und so eklig bin. Unter der Dusche kann ich diesmal auch den Mund ausspülen und ausspucken, es ist dem egal, er sieht nicht mehr nach mir. Ich liege noch in der Dusche und es ist gut, dass ich mich nicht bewegen muss. Ich glaube sowieso, ich kann mich nicht mehr bewegen. Als ich in die Dusche sollte, konnte ich es jedenfalls nicht mehr, da hat der, der mich dann saubergemacht hat, mich getragen und in die Dusche gesetzt.
    Nun liege ich hier und habe Angst, ob ich mich noch bewegen kann oder nicht mehr. Wenn ich es versuche, dann geht es nicht. Keinen Arm und kein Bein kann ich bewegen, nur den Kopf kann ich drehen. Was machen die mit mir, wenn das jetzt so ist? Bringen die mich dann noch nach Hause oder werfen sie mich einfach weg? Es ist dunkel draußen und ich habe schreckliche Angst, was sie mit mir machen werden, wenn sie merken, dass ich mich nicht bewegen kann. Opa hat immer gesagt, so was wirft man weg und keiner vermisst es. Vielleicht werfen sie mich heute eben einfach weg. Ich bin doch jetzt zu nichts mehr nutze und nach Hause bringen kann er mich doch so nicht. Ich bin doch erst 9 Jahre alt und ich möchte nicht, dass Opa mich allein lässt oder wegwirft. Ich möchte nach Hause, in mein Bett und schlafen. Ich bin doch sauber und keiner merkt etwas und morgen früh ist Mutti vielleicht lieb zu mir, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann und alles wird anders.
    Sie ziehen mich an und tragen mich ins Auto, legen mich hinten rein und (ich bin froh), sie bringen mich nach Hause. Opa trägt mich hoch, zieht mich aus und legt mich ins Bett. Niemand ist da. Ich bin allein. Opa ist wieder fort. Ich bin froh, dass sie mich nicht einfach weggeworfen haben, sondern wieder nach Hause geschafft haben. Ich kann nicht aufstehen, ich muss auf Klo – es geht ins Bett. Das ist mir noch nie passiert – da schimpft Mutti mit mir. Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich das noch wegmachen, aber ich kann nicht. Ich liege einfach da und kann mich nicht bewegen und heule, weil ich Angst habe, weil Mutti nun mit mir meckern wird und böse sein wird, weil ich so ein Schwein bin und mit 9 Jahren ins Bett pinkeln tu.
    Am nächsten Tag:
    Ich kann mich wieder bewegen, es tut zwar alles weh und geht ganz schwer, aber ich passe auf, dass es richtig aussieht und keiner was merkt. Mein Bett ist noch dreckig, Mutti hat nichts gesehen, ich habe es einfach wieder zugedeckt und niemand hat etwas gesehen. Später tu ich ein sauberes Laken in mein Bett. Mutti denkt sowieso, es ist von meinem kleinen Bruder, der macht oft noch Pipi ins Bett, obwohl er schon 8 Jahre alt ist. Aber da fällt mein Laken wenigstens nicht auf und so ist alles in Ordnung.
    Mutti hat mich zwar nicht in den Arm genommen, weil ich mich nicht mehr bewegen kann, aber vielleicht hätte sie es getan.
    Mein Opa kam in den nächsten Tagen auch wieder und alles passierte noch mal, nur diesmal wusste ich, ich werde nicht weggeworfen und ich werde gewaschen und wieder zu Hause in mein Bett gelegt. Dann haben sie das nie wieder mit mir gemacht, ich war nicht mehr böse, ich war jetzt ein braves Mädchen und sie brauchten bloß zu sagen, was ich tun muss und ich sagte sogar, ich mache es gern und es ist schön und macht viel Spaß,
    Ich durfte nicht mehr weinen, sondern musste lächeln, wenn sie es sagten und freundlich sein. Das tat ich alles, denn sonst hätten sie mir wieder so schrecklich weh getan und Opa hat gesagt, wenn man das oft tun muss, dann kann man wirklich nicht mehr laufen und dann wäre ich selber Schuld dran, denn er wollte das nicht, er hat mich wirklich lieb und will nur, dass es mir gut geht.
    Wem kann man so etwas erzählen, wenn es mir schlecht geht, wenn ich nicht mehr kann,

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