Ich will doch nur normal sein!
nur jemand mehr gesagt, ich soll still sein, damit niemand etwas hört. Ist nichts Neues für mich – früher durfte auch niemand etwas hören und nun ist es eben auch wichtig, nicht zu beunruhigen. Hätte früher jemand was gehört, wäre er vielleicht beunruhigt gewesen und ich hätte Hilfe bekommen. Aber ich wurde dressiert, nicht zu schreien, oder bekam eben einfach einen Lappen in den Mund. Heute ist es unmöglich sich so aufzuführen, andere zu beunruhigen, zu stören, zu belasten, zu erschrecken.
Soll ich mal was sagen? Nicht einer von Station hat mich gefragt, wieso ich so geschrien habe, nicht Einer. So erschreckend und beunruhigend war es.
Das Einzige, was mir aufgefallen ist, dass mir noch mehr aus dem Weg gegangen wurde, es hat mich nicht gestört, es war vorher schon so und also nicht neu.
Ach, ist alles Quatsch, es wird Zeit, dass ich heim gehe, das alles ist nicht gut. Es geht zu viel verloren.
Was soll das? Phanthasialand, auf der Achterbahn schreien, auf dem Fußballplatz schreien.
Soll ich darüber lachen? Ich habe es mir nicht getraut, aber diese Vorschläge sind so doof, weil das Schreien auf dem Fußballplatz oder in der Achterbahn usw. eben etwas ganz anderes ist. Stellen Sie sich doch mal vor, ich stehe auf dem Fußballplatz und schreie und heule und hocke auf dem Boden. Ist doch eine Supervorstellung, passt prima, um mit der Zwangsjacke abgeholt zu werden. Entschuldigung, aber es ist doch wahr.
Ich finde es nur schlimm, dass das jetzt noch zu dem, was ich sowieso schon in den Griff bekommen muss, noch dazu kommt.
Ist schon richtig, wenn ich sage, ich will einfach nur meine Ruhe haben, ganz allein sein, weg sein – nicht mehr stören, keine Fehler mehr machen, verschwinden. Es ist eben alles falsch, ich komme einfach nicht zurecht, habe das Gefühl, gegen Wände zu rennen und die kommen immer enger auf mich zu, bis ich keine Luft mehr bekommen kann. Ich möchte kein Wort mehr hören davon, ich will nicht mehr – es wird auch nicht mehr passieren. Schluss, Ende.
Heute nach dem Einzel bin ich in mein Zimmer und habe nur noch weinen können und nach meiner Mutti gerufen (ist doch toll!). Ich weiß nichts mehr. Ich brauche jemand, der mir hilft, und dass Mutti mir nicht helfen kann oder will, weiß ich. Aber ich habe mich einfach allein gefühlt, ganz allein nach dem Einzel. Ich weiß nicht, wieso und es macht mich sehr traurig. Verdammt, wie viel muss ich denn noch aushalten? Ich kann nicht mehr. Sie müssen mir nicht eine Stunde lang erklären, was nicht geht, darum ging es nicht, überhaupt nicht. Ich kam mir vor, als hätte ich Ihnen ein Riesenproblem aufgeladen, dabei ist es längst vorbei. Es war, als würde ich gesagt bekommen, mit der Puppe darfst du nicht spielen.
Will ich auch nicht mehr. Es ist mir leider passiert und ich kann mich nur entschuldigen.
Ich brauche jetzt jemanden, der mir sagt, wo es lang geht und was ich darf. Ich komme nicht mehr zurecht und will nichts mehr verkehrt machen. Ich will, dass es besser wird oder, dass ich verschwinden kann. Es gibt nur noch zwei Wege.
24.03.2004
Jetzt geht es auf Abend zu und ich bekomme immer mehr Angst, ich bin so müde, so erschlagen, möchte mich gerne hinlegen und habe doch solche Angst vor dem in meinem Kopf. Ich fühle mich so schlecht, dass ich einfach so zusammenfallen könnte und liegen bleiben, mich nicht mehr bewegen und warten bis alles vorbei ist. Aber ja, ich weiß, so einfach ist das nicht – ich werde noch lange leben, wenn ich es so versuche und es einfach durchhalte, liegen zu bleiben und mich nicht mehr zu bewegen, nicht mehr zu essen, nicht mehr zu trinken.
Ich will ja auch weiterleben, aber nicht so, so wie jetzt. Ich kann nicht mehr. Ich breche zusammen und reiß mich so zusammen, dass es keiner merkt. Ich habe Besuch bekommen und mein Drucker funktioniert wieder – wenigstens etwas Positives. Mir geht es einfach nur beschissen und ich weiß, ich habe für heute, also bis 24.00 Uhr nur noch 3 mg Tavor im Bedarf und dann ist Sense, die reichen nicht, mir geht es zu schlecht, nur Schmerzen. Ich weiß, wenn ich mich schneide, dass ich tiefer schneiden muss, damit ich die Wirkung erreiche, dass es mir mal gut geht und alles mit dem Blut rausfließt.
Ich weiß, wer das nicht kennt, der kann es nicht begreifen. Ich kenne es aber und so weiß ich eben, wie ich mir in der Not helfen kann, um zu überleben. Ja, ganz genau – es klingt unwahrscheinlich, aber es ist so – um zu überleben! Nämlich, wenn es
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