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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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»Schon klar. Silja, oder?«
    Silja richtet ihren Blick auf mich und ich mache halb unbewusst einen Schritt nach hinten. In diesen Mist möchte ich nicht reingezogen werden. Sie wendet sich wieder Emelie zu, die mit leicht hochgezogenen Augenbrauen dasteht und wartet.
    »Ja«, sagt Silja. »Und du bist … die Königin von Saba, wenn ich es richtig verstanden habe?«
    Lovisas Augen verengen sich zu Schlitzen.
    »Emelie«, sagt sie. »Aber sie ist nicht an einer näheren Bekanntschaft mit dir interessiert. Außerdem hast du ja schon eine Freundin oder wieso hängt Line sonst wie ein verdammtes Rettungsboot an dir dran?«
    Silja dreht sich verdutzt um, und Line starrt verkrampft den Flur hinunter, als ob sie jemanden erwartet.
    Emelie verzieht den Mund.
    »Silja-Line«, sagt sie dann langsam und überdeutlich.
    Es dauert eine Weile, bis alle die Anspielung auf die Fährlinie kapiert haben, und da lacht sogar Tonja neben mir. Silja lacht auch, aber nicht amüsiert.
    »Witzig«, sagt sie.
    »Eins zu null«, flüstert Tonja aufgeregt.
    Die ihr am nächsten stehen, scharen sich wieder um Emelie.
    »Ich weiß ja nicht, ob das so schlau war«, sagt jemand leise in mein anderes Ohr.
    Ich zucke zusammen, als ich Nils Atem an meiner Wange spüre.
    »Was?«, nuschele ich verwirrt.
    »Sich mit Silja anzulegen«, antwortet er. »Sie scheint tough zu sein.«
    Ich ziehe die Schultern hoch. Eigentlich bin ich ja seiner Meinung, aber es passt mir nicht, dass Nils das findet. Dagegen gefällt es mir sehr, seinen Atem zu spüren, auch wenn er ganz leicht nach Knoblauch riecht. Und es gefällt mir auch, dass sein Arm meinen Rücken streift und mein Kreislauf sich beschleunigt.
    Das dauert nur ein paar Sekunden, dann scheint er sich bewusst zu werden, wie nah wir zusammenstehen, und rückt etwas von mir ab. Ich drehe den Kopf und sehe ihn unsicher an. Er fängt meinen Blick auf und lächelt verlegen. In dem Moment bin ich ganz sicher, dass er auch etwas für mich empfindet, und ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht laut zu jubeln und sein Lächeln breit und dämlich zu erwidern.
    Da kommt Isabel auf klappernden Absätzen durch den Flur gelaufen.
    »Hola, todos!«, trompetet sie und schließt die Tür auf. »Como estáis?«
    Selbst als ich schon auf meinem Platz sitze, spüre ich noch die Wärme von Nils Körper. Es ist unruhig in der Klasse, alle quasseln durcheinander und ich lehne mich zu Tonja rüber.
    »Er mag mich!«, flüstere ich ihr glücklich ins Ohr.
    Sie sieht mich im ersten Moment verdutzt an, dann lächelt sie.
    »Das weiß ich schon lange«, sagt sie. »Hat er was gesagt?«
    Ich schüttele den Kopf. »Ich hab’s einfach gesehen. In seinem Blick.«
    Tonja formt ein unhörbares »Wow« mit den Lippen, weil Isabel um Ruhe bittet und es still in der Klasse wird. Da fällt mir ein, dass wir uns mitten in einem Drama befinden, und suche Silja mit dem Blick. Sie hat sich wieder neben Line gesetzt. Warum tut sie das, wenn es neben Oskar noch einen freien Platz gibt, gleich vor Tonja? Warum macht sie sich das Leben unnötig schwer? Sich mit Line abzugeben ist ungefähr so gefährlich, wie auf dem Brückengeländer zu balancieren.
    Wir schlagen die Seite zwölf in unseren Spanischbüchern auf. Das Kapitel der Woche ist mit Amor überschrieben und handelt von Liebe. Ich schicke Nils einen hastigen Blick und hoffe, dass er als Bestätigung sozusagen auch hochguckt, aber vergeblich. Er kaut auf der Unterlippe und starrt in das Buch. Aber da war doch was in seinen Augen gewesen. Das habe ich mir doch nicht nur eingebildet? Oder?
    Nachdem wir einen kurzen Text über eine junge Frau gelesen haben, die sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden kann, sollen wir einen Liebestest mit unserem Banknachbarn machen. Die Antworten sollen Aufschluss darüber geben, ob man romantisch veranlagt ist oder nicht. Eine Frage lautet, ob man lieber mit seinem Freund zusammen ist oder mit seinen Freunden. Ich sehe Tonja an. Könnte Nils sie jemals ausstechen? Würde ich jemals zulassen, dass Nils so wichtig für mich wird, dass ich mich gegen Tonja entscheide?
    »Estar con mis amigos es más importante que estar con mi novio«, antworte ich.
    Tonja lächelt herzlich, dass ich sie einem potenziellen Freund vorziehe, und sie gibt die gleiche Antwort, als sie an der Reihe ist. Aber als wir danach auf Seite 57 das Ergebnis angucken, erfahren wir, dass wir beide superrománticas sind. Und falls wir noch keinen Freund haben, sollten wir uns

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