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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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kann ich mir im Augenblick absolut nicht vorstellen. Im Moment sitze ich vor einem großen Scherbenhaufen.
    Sick, tired and sleepless
    In dem Lied geht es zwar um was ganz anderes, aber die Worte passen trotzdem gut, treffen voll ins Schwarze.
    Symptoms are so deep
something here’s so wrong
nothing is complete
nowhere to belong

Mag sein, dass dies ein gewöhnlicher Montag neben anderen gewöhnlichen Montagen ist.
    Alle stehen auf wie gewohnt, ziehen sich an, begeben sich zur Schule oder Arbeit, alle meine Mitschüler kommen gähnend und verschlafen zur ersten Stunde, wie gewohnt. Nur ich bin nicht die Gewohnte, so jedenfalls fühlt es sich an. Als wäre ich mit dem falschen Drehbuch auf die Bühne geschubst worden. Ich glaube, ich habe die Rolle schon mal gespielt, aber ich habe meinen Text komplett vergessen, weiß nicht mehr, worum es geht. Ich kann nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre, ich bin entlarvt. Ich bin nicht die, für die alle mich gehalten haben. Vielleicht nicht einmal ich selbst. Aber wer bin ich dann?
    Als ich durch den grauen Nebel radele, bin ich mir nicht sicher, ob Tonja wie üblich an der Kreuzung auf mich wartet. Und wenn sie nicht da ist, weiß ich nicht, ob ich auf sie warten soll. Das letzte Stück bis zur Kreuzung lege ich in Zeitlupe zurück. Möchte ich, dass sie dort ist, oder nicht? Nicht einmal das kann ich sagen.
    Sie ist nicht da. Ich sehe mich unsicher um, aber es ist schon so spät, dass ich nach einer halben Minute weiterfahre. Mein Herz hämmert, als ich mein Fahrrad in dem Ständer vor dem Schulhof abstelle. Tonjas rosa Rad steht schon dort. Neben Lukas’ blauem Moped. Die Ahornblätter rascheln leise und unheilschwanger über meinem Kopf, aber ich rücke die Schultasche zurecht und gehe auf das backsteinrote Schulgebäude zu. Ich habe nicht wirklich eine Wahl. Ich muss da rein.
    Alles ist so überdeutlich. Als wären die Konturen mit einem extra schwarzen Filzstift nachgezogen worden. Die herumschwirrenden Schüler, das Stimmengewirr und die Rufe, die Schließfächer und die grauen Bodenfliesen.
    Line sitzt auf einer Bank. Ich grüße sie und sie schaut verdutzt hoch. Ein Stück von uns entfernt, neben Lukas’ Schließfach, steht Tonja. Lukas ist auch da. Ich gehe zuerst zu meinem Schließfach, öffne es, hänge Tasche und Jacke auf, nehme meine Schwedischmappe heraus und schließe wieder ab. Dabei suche ich verzweifelt nach einer Erklärung, die Tonja sicher von mir erwartet, aber mir fällt nichts ein.
    Da bleibt jemand neben mir stehen. Ein paar Skaterschuhe. Das darf nicht wahr sein! Mit einem flirrenden Unwirklichkeitsgefühl im Körper stecke ich den Schlüssel in die Tasche, hebe den Kopf und schaue in Svens blaue Augen. Er lächelt und wirft die Haare aus der Stirn.
    »Hi. Wo warst du plötzlich?«
    »Ich … Mein Vater ist da aufgeschlagen und …«
    Ich sollte mich nicht umsehen, aber ich kann es mir nicht verkneifen. Wie viele Leute sehen, dass Sven sich gerade mit mir unterhält? Tonja? Ich weiß, es ist total bescheuert, jetzt daran zu denken, kindisch, aber ich kann nichts daran machen. Und wo sind Emelie und Lovisa?
    Sven nickt.
    »Meine Eltern haben erzählt, dass er ziemlich früh bei uns angerufen hat.«
    »Tut mir leid.«
    »Da kannst du doch nichts dafür.«
    Er sieht die Mappe in meiner Hand. »Bist du fertig?«
    Ich nicke und in der Fortsetzung des Traums, in dem ich offenbar gelandet bin, spazieren wir nebeneinander an Tonja und Lukas und etlichen anderen vorbei die Treppe hinauf. Sven redet weiter, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass er und ich zusammen in die Klasse gehen.
    »Sigge hat erzählt, dass Silja mit Emil abgezogen ist!«, sagt er leise. »Kannst du dir das vorstellen? Was, glaubst du, haben die gemacht?«
    »Ich weiß jedenfalls, was sie gern gemacht hätte«, sage ich und muss kichern.
    Svens Augen strahlen mich an. »Die ist doch nicht ganz bei Trost!«
    »Nein«, sage ich lächelnd. »Und du offenbar auch nicht. Das kann nicht gut für dein ›Image‹ sein, mit mir durch die Schule zu spazieren.«
    Er lacht. »Quatsch!«
    Dann legt er plötzlich den Arm um meine Schulter. »Ganz davon abgesehen, kann es nicht schaden, wenn Nils bewusst wird, was er verpasst, oder? Außerdem bin ich gerne mit dir zusammen.«
    Sein Arm brennt auf meinen Schultern, schwer und deutlich schickt er vibrierende Hitzewellen durch meinen Körper. Er lässt ihn dort liegen, bis wir vor der Tür zur Klasse stehen, wo die Hälfte

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