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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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dass Emelies Macht noch stärker untermauert wird, ist definitiv die katastrophalste Alternative von allen.
    »Silja war nett zu Line«, sage ich. »Im Gegensatz zu uns anderen. Da ist es doch nicht weiter verwunderlich, dass Line sich an Silja hält.«
    Line hebt den Blick und sieht mich überrascht an. Ich habe noch nie bewusst wahrgenommen, dass sie so blaue Augen hat. Fast wie Sven.
    Der Rektor legt die Fingerspitzen aneinander wie immer, wenn er nachdenkt.
    »Diese Geschichte wird ja immer verwickelter«, sagt er mit einem vielsagenden Blick auf Britt. »Aber halten wir uns bitte an den Diebstahl. Eine anonyme Zeugenaussage und das Geld in Siljas Schrank legen nahe, dass Silja die Schuldige ist. Aber Silja ihrerseits behauptet, das Ganze sei ein Komplott gegen sie. Später sagt Vendela aus, sie habe Lovisa an diesem Vormittag in der Lehrergarderobe gesehen.«
    »Ich hab sie rauskommen sehen«, korrigiere ich ihn. »Drinnen habe ich sie nicht gesehen, aber ich bin ihr an der Tür zur Garderobe begegnet.«
    »Und du sagtest, sie habe ängstlich oder nervös ausgesehen.«
    Ich sehe Lovisa an. Sie hat Hektikflecken im Gesicht, und ihre Kiefermuskeln sind angespannt, als würde sie die Zähne aufeinanderbeißen.
    »Ja, so kam es mir vor«, sage ich.
    »Und sie hatte eine große, schwarze Tasche bei sich?«
    Ich nicke. Mein Herz schlägt inzwischen im Hals. Emelie sieht mich eindringlich an. Ich spüre die Augen aller auf mir wie krabbelnde Insekten.
    »Das ist meine Schultasche, du Schlampe«, sagt Lovisa. »Und ich war auf der Toilette!«
    Sie wendet sich hastig an den Rektor.
    »Also, tut mir leid, dass ich nicht um Erlaubnis gefragt habe«, sagt sie eilig. »Aber ich musste so nötig, und die Schülerklos waren alle besetzt, da bin ich einfach bei den Lehrern reingegangen … Aber deswegen bin ich noch lange keine Diebin!«
    »Hrrm-hmm«, räuspert sich der Rektor. »Nicht vorgreifen. Vendela, gibt es noch andere Gründe, dass du glaubst, Lovisa habe an dem fraglichen Vormittag die Sachen aus dem Garderobenraum gestohlen? Dass du ihr an der Tür begegnet bist, ist kein schlagender Beweis, da gehen im Laufe eines Tages viele Leute ein und aus.«
    Jetzt kommt es drauf an. Jetzt muss ich mich für eine Seite entscheiden. Nichts zu tun ist auch eine Handlung. Sich nicht zu entscheiden ist auch eine Wahl.
    Silja sieht mich an. Alle sehen mich an. Ich lasse den Blick durch den Raum schweifen und komme mir vor wie in einem Film. Ich begegne wieder Lines Blick. Sie lächelt nicht, aber da ist etwas in ihren blauen Augen, das ich noch nie vorher bei ihr gesehen habe. Immer nur Misstrauen und Ablehnung, manchmal auch Angst, aber das hier ist nichts von alledem. In diesem Moment hat Line keine Angst. Und wenn sie keine Angst hat, warum sollte ich dann welche haben?
    »Emelie und Clara haben im Flur gewartet, als Lovisa aus dem Garderobenraum kam«, sage ich. »Emelie hat ihr auf die Schulter geklopft und sie wirkten alle drei irgendwie … aufgeputscht. Ich hatte ja keine Ahnung, worum es ging, aber das sah nach mehr aus als einem Toilettenbesuch.«
    Emelies Augen verengen sich zu schwarzen Schlitzen. Ich bin tot, denke ich.
    »In unserem Gespräch gestern«, fährt der Rektor fort, »hast du gesagt, es gebe einen Grund, dass die drei Silja Probleme machen wollten. Stimmt das?«
    »Alle in der Klasse haben nur auf Emelies Rache gewartet«, sage ich.
    »Rache wofür?«
    »Alles Mögliche. Es … fing damit an, dass Silja sich am ersten Schultag auf Emelies Platz gesetzt hat.«
    Mattsson schnauft ungeduldig. »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe!«
    »Man setzt sich nicht einfach auf Emelies Platz!«, faucht Lovisa. »Die Schlampe hält sich für was ganz Besonderes! Kommt hierher und spielt sich auf!«
    »Zügel deine Ausdrucksweise!«, fällt ihr der Rektor ins Wort. »Du bist also der Meinung, Silja hätte deswegen eine Strafe verdient?«
    Lovisa schnappt nach Luft und sieht sich unsicher um. »Ich sage nur, dass sie eine verdammte Schlampe ist. Ich wette, sie hat die Sachen geklaut!«
    »Lovisa!«, ruft Britt empört.
    »So, kommen wir zu der Anzeige«, mischt der Rektor sich ein.
    Mattsson macht den Anfang und erzählt, wie er die Annonce morgens in der Zeitung entdeckt und eine der angegebenen Nummern als seine erkannt hat. Die Überprüfung der anderen Nummer ergab, dass sie auf den Namen Louise Sundström eingetragen war, bei der Silja als Pflegekind wohnt.
    Silja schüttelt den Kopf und wiederholt, dass

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