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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Satz ab und sieht erschrocken zu Emelie, die laut stöhnt. »Lovisa, du dämliche Idiotin!«
    Dann sieht Lovisa den Rektor an.
    »Wir haben die Sachen nicht geklaut«, sagt sie. »Wir wollten alles zurückgeben. Wir haben die Sachen nur geliehen, weil wir Silja eine Lektion erteilen wollten.«
    Einige Sekunden ist es so still im Raum, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Zu meinem Erstaunen sehe ich, dass Lovisa weint. Nicht theatralisch, ganz still und leise, aber die Tränen verteilen die Schminke in grauschwarzen Streifen auf ihren Wangen.
    »Ah ja«, sagt der Rektor schließlich. »Darf ich Emelie, Lovisa und Clara bitten, noch zu bleiben. Ihr anderen könnt in eure Klasse zurückgehen.«
    Meine Beine zittern, als ich aufstehe, und mir platzt fast die Blase. Als wir in den Aufenthaltsraum kommen, nimmt Silja Line in den Arm.
    »Danke«, sagt sie. »Danke, danke, danke.«
    Line steht stocksteif da und erwidert die Umarmung nicht.
    »Was für ein Glück, dass du ihr Gespräch belauscht hast«, sage ich. »Sonst wären wir geliefert gewesen!«
    Sie lächelt verlegen.
    »Hab ich gar nicht«, sagt sie.
    »Was?«, sagt Silja.
    »Ich habe sie nichts von einer Anzeige sagen hören. Das war eine Lüge.«

In der Mittagspause gehe ich mit Tonja, Lukas und Nils in die Kantine. Wir sitzen an unserem gewohnten Platz und die Stimmung ist richtig entspannt. Es ist schön, Tonja wieder lachen zu hören. Trotzdem wandert mein Blick ständig zu dem Tisch, wo Silja, Sven und Leo sitzen. Silja war auf dem Weg zu mir, nachdem wir unsere Bücher im Schließfach abgelegt haben, aber sie hat es sich anders überlegt, als sie Tonja und Lukas neben mir stehen sehen hat. Eine Sekunde haben sich unsere Blicke gekreuzt, sie hat kurz gelächelt und ist in die andere Richtung gegangen.
    Bevor sich das Durcheinander so zugespitzt hat, hat Silja mal gesagt, dass sie Tonjas und meine »heiligen vibrations« nicht stören wolle, und vielleicht versucht sie nur, sich an ihr Versprechen zu halten. Aber wie ist ihr Lächeln zu deuten? Bedauert sie, dass wir jetzt nicht mehr zusammen sein können, oder freut sie sich für mich, weil es sich zwischen Tonja und mir wieder eingerenkt hat? Mal ganz ehrlich, was wollen Silja, Sven und Leo eigentlich mit mir? Das Ganze war ein interessantes Zwischenspiel, ein kurzer Ausflug aus meiner gewohnten Wirklichkeit, in der ich jetzt wieder gelandet bin.
    Ich habe Tonja, Lukas und Nils erzählt, dass sie Emelie und Lovisa für den Diebstahl rangekriegt haben, so wie ich ihnen fast alles erzählt habe, was beim Rektor abgegangen ist. Auch, dass es am Ende Line war, die den letzten Nagel in den Sarg der Konspirateure geschlagen hat. Aber dass sie das mit einer Lüge getan hat, verschweige ich. Das war so unerwartet und souverän, das hätte ich Line gar nicht zugetraut. Aber da ich fürchte, dass Tonja mit ihrem Rechtsempfinden Lines Einsatz kleinreden könnte, sage ich nichts. Es ist auch so schon genug. Tonja ist über die Entwicklung gefühlsmäßig gespalten. Einerseits will sie natürlich, dass die Wahrheit ans Licht kommt und die Schuldigen bestraft werden, andererseits schmeckt es ihr nicht, Silja als Siegerin zu sehen.
    Emelie, Lovisa und Clara lassen sich an diesem Tag nicht mehr in der Klasse blicken.
    In der Nachmittagspause schlägt Nils vor, dass wir uns heute Abend im Akropolis treffen, um Tonjas und meine Versöhnung zu feiern und dass es beim Rektor so gut gelaufen ist. »Ich muss erst fragen, aber Papa hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir da essen.«
    »Cool«, sagt Lukas. »Oder?«
    Er sieht Tonja fragend an, die nickt. Nils sieht mich an mit einem Ausdruck, den ich noch nicht kenne. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
    »Ich muss auch erst zu Hause fragen«, sage ich.
    Nils lächelt. »Bei dem legendären Fest im Strandvägen hast du’s damit ja wohl nicht so genau genommen!«
    »Das war eine Ausnahme«, sage ich.
    Er lacht. Tonja und Lukas gehen vor uns zur nächsten Stunde, und Nils verlangsamt das Tempo, als wollte er einen Abstand zwischen uns schaffen. Ich sehe ihn neugierig an. Ihm hängen ein paar dunkle Locken in die Stirn.
    »Tonja hat erzählt, dass du mit Silja und Sven hingegangen bist«, sagt er. »Und dass du die ganze Nacht weg warst. War’s lustig?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich hab ein bisschen zu viel getrunken. Ansonsten war es nett.«
    Es kommt mir vor, als wäre es schon ewig lange her, dass Nils mich mit seinen braunen Augen angesehen hat, dabei

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