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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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bin, bleiben ihre Worte in meinem Innern hängen wie eine Klette an einem Pullover.
    Es ist tatsächlich nicht mehr wie vorher. Aber das hat nichts mit Tonja zu tun.
    Das hat damit zu tun, dass ich neben Sven in einem Bett gelegen habe. Dass ich weiß, wie seine Haut duftet und wie seine Augen strahlen können. Und dass sein Lächeln alles in mir zum Einstürzen bringt wie ein Kartenhaus, und ich kann nichts dagegen tun. Und dass seine Nähe alle meine Schutzmechanismen und Abgrenzungen pulverisiert. Einfach nur, weil es ihn gibt.
    Mist. Verdammt. Verfluchte Scheiße.
    Wenn ich mich ganz doll konzentriere und anstrenge, muss doch dieses warme, prickelnde Gefühl wieder zu aktivieren sein, dass ich vor zehn Tagen im Akropolis hatte. Und ich will mich ja konzentrieren und anstrengen. Endlich ist es so weit.
    Ich kann mir gut vorstellen, was Tonja sagen würde, wenn ich ihr von meinem Dilemma erzähle.
    Abgesehen davon, dass sie es mir übel nehmen würde, dass ich die perfekte Konstellation mit Nils und uns vieren sabotiere, ist Sven einfach niemand, in den man sich verliebt. Nicht ernsthaft. Man kann ihn anhimmeln, wie man Filmstars anhimmelt oder in die man sich in der Mittelstufe vielleicht auch noch verliebt. In der neunten Klasse sollte man seine begrenzten Chancen allerdings schon real einschätzen können, alles andere wäre naiv und peinlich.
    Ich versuche es mit der realen Einschätzung. Hallo, wir reden hier von Sven Ernerius, ermahne ich mich selbst. Komm wieder auf den Boden! Jetzt wird es ernst! Wir sind auf dem Weg zu Nils, um den Abend mit ihm zu verbringen. Nils, auf den du schon so lange ein Auge geworfen hast, Nils mit den schönen schwarzen Locken und den schönen braunen Augen, dem sexy Mund, den du neulich noch unbedingt küssen wolltest, erinnerst du dich?
    Das Ding ist, dass ich das nicht tue. Natürlich erinnere ich mich an ihn, aber nicht an die Gefühle, die damit verbunden waren. Das stelle ich fest, als wir im Akropolis ankommen und er mich umarmt und auf die neue, spezielle Art anlächelt, die bedeutet, dass von nun an mehr als Freundschaft kommt. Ich stelle es fest, weil mir vor Nervosität nicht der kalte Schweiß ausbricht und mein Herz keine Extrasprünge macht. Was auch nicht zu verachten ist. Was ist erstrebenswert daran, wenn einem vor einem Date mit einem Jungen speiübel wird? Ist doch wunderbar, wenn es ruhig und entspannt abläuft. Und ich mag Nils ja wirklich. Das andere wird schon wieder vergehen.
    Wir essen Gyros und sonnenblumengelbes, köstliches Mangosorbet zum Nachtisch. Nachdem wir nach dem Essen noch eine Weile gesessen und geplaudert haben, stehen wir auf und bedanken uns herzlich bei Kostas. Lukas will Tonja auf dem Moped nach Hause bringen. Da wir mit dem Bus gekommen sind, habe ich kein Rad dabei.
    »Ich bring dich zur Haltestelle«, sagt Nils. »Oder … wenn du willst, können wir auch einen Spaziergang zu dir nach Hause machen?«
    »Meinetwegen«, sage ich. »Wenn du magst.«
    Er nickt glücklich. Tonja zwinkert mir zu, als sie sich hinter Lukas aufs Moped setzt.
    Es ist ziemlich ruhig in diesem Teil der Stadt, besonders an einem Mittwochabend nach Ladenschluss. Zwischen den Häusern weht ein kalter Wind, und ich bin froh, dass ich die Kapuzenjacke dabeihabe.
    Nils nimmt sein Handy aus der Tasche, klickt sich durch die Playlist und reicht mir dann seinen Kopfhörer.
    »Hör dir das an«, sagt er lächelnd. »Bei dem Stück muss ich immer an dich denken.«
    Ich stecke die Stöpsel ins Ohr.
    Jedes Mal, wenn du mich ansiehst,
flackern die Lichter.
Jedes Mal, wenn du mich ansiehst,
weiß ich, wer ich bin.
    Nils sieht mich beim Zuhören an, und ich merke, dass ich rot werde. Was sagt man in einer solchen Situation?
    Ich versuche, so natürlich wie möglich zu lächeln, und gebe ihm die Kopfhörer zurück.
    »Du magst Kent?«, frage ich.
    Er nickt. »Im Moment spiele ich kaum was anderes. Was hörst du so für Musik?«
    »Alles Mögliche, Cardigans, Rihanna, Green Day … Kommt ganz auf meine Stimmung an.«
    Wir laufen nebeneinanderher und unterhalten uns. Kurz vorm Zentrum tastet er plötzlich nach meiner Hand. Es ist merkwürdig, so spazieren zu gehen, irgendwie so offiziell: Hier kommen mein Freund und ich.
    »Das ist schon alles irgendwie … merkwürdig«, sage ich.
    »Was?«
    Ich werfe ihm einen unsicheren Blick zu. Das ist ziemlich peinlich, aber ich bin nun mal peinlich und eine Grüblerin, die alles ganz genau wissen will.
    »Als wir zum Filmabend bei Lukas

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