Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
Vom Netzwerk:
wir uns den anderen nähern, lassen wir uns los und stellen uns zu Tonja und Lukas.
    Isabel kommt mit klirrendem Schlüsselbund und ihrem Hola todos! und schließt den Klassenraum auf.
    Superromántico, denke ich. Aber wie viel Romantik kann man in der schulischen Umgebung schon verlangen? Heute Abend essen wir zusammen im Akropolis, das wird anders. Als ich vorletztes Wochenende dort war, fand ich es jedenfalls sehr romantisch.
    Genauso hatten Tonja und ich es uns vorgestellt. Das war sozusagen das Ziel. Tonja und Lukas und Vendela und Nils. Zwei plus zwei und alle vier. Dass ich nicht völlig von den Socken und überwältigt bin, plötzlich am Ziel zu sein, hat wahrscheinlich mit der abturnenden Stimmung in der Schule zu tun. Und damit, dass es noch nicht ganz bei mir angekommen ist.
    Während ich neben Tonja sitze, kaue ich im Kopf immer wieder durch, was Nils gesagt hat. Er will mehr als nur mit mir befreundet sein. Wie ich auch. Er hat meine Hand genommen und mir total süß gestanden, dass er ein Loser in solchen Dingen ist. Ich warte auf das überschäumende Gefühl, das ich in so einer Situation eigentlich erwarten würde, aber es stellt sich nicht ein. Da ist vielleicht ein leichtes, aufgeregtes Flattern, aber nicht so, dass es mir schwerfällt, still zu sitzen.
    Ich lasse den Blick durch die Klasse schweifen, der unweigerlich, wie von einer Naturkraft gelenkt, an Sven hängen bleibt. Er streckt sich und verschränkt die Hände hinterm Nacken. Ich kann in meinen Fingerkuppen spüren, wie seine Finger die Haut im Nacken berühren, so intensiv, als würde ich ihn selber berühren. Erschrocken drehe ich mich nach vorn.
    Nein, denke ich, nein, nein, nein!
    Ich bin in Nils verliebt, schon ewig, und heute Abend wird alles so, wie ich es mir schon lange gewünscht habe. So ist es. So muss es sein.
    Ich beiße die Zähne aufeinander und versuche, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich hab zwar in letzter Zeit mehrfach mein Talent dafür unter Beweis gestellt, mir Probleme einzubrocken, aber es gibt Grenzen!
    Um fünf Uhr simst Nils, dass wir um sieben Uhr im Akropolis willkommen sind. Tonja kommt vorher mit ihrem Schminkbeutel bei mir vorbei. Das freut mich. Sie hätte genauso gut mit Lukas zusammen hinfahren können.
    Wir probieren Klamotten und unterhalten uns wie gewohnt. Ich entscheide mich für eine schwarze Jeans und das dunkelrote Baumwolloberteil mit einem weißen Top drunter. Ganz links im Schrank hängt das Siebzigerjahrekleid. Ich streiche mit den Fingerspitzen über den seidigen, glatten Stoff, lasse es aber hängen. Es ist zwar gewaschen und von allen Spuren befreit, aber zum einen hatte ich es an meinem letzten Abend im Akropolis schon an, und zum anderen weiß ich immer noch nicht, was Tonja dazu sagen würde.
    Sie selbst trägt eine weiße, figurbetonende Bluse, die sie im Schrank ihrer Mutter entdeckt hat, graue Leggins mit schwarzem Muster und weiße Pumps. Sie sieht erwachsen aus. Wird man erwachsener, wenn man einen Freund hat? Dann bin ich ja vielleicht auch bald dran.
    Schulter an Schulter schminken wir uns vor dem Badezimmerspiegel. Tonja lächelt ihr Grübchenlächeln.
    »Schön, dass sich alles wieder eingerenkt hat«, sagt sie. »Okay, ich hab jetzt Lukas, aber das ist nicht das Gleiche. Ein Junge ist eben doch nur ein Junge, süß hin oder her. Hoffentlich klappt es jetzt endlich mit Nils. Ich weiß, dass er in dich verliebt ist, das war von Anfang an klar!«
    Ich nicke. »Er hat vorhin so was gesagt. Also, nicht, dass er verliebt in mich ist, aber dass er mehr als nur befreundet mit mir sein will.«
    Tonja sieht mich begeistert an. »Wie bitte? Wann hat er das gesagt?«
    »Vor Spanisch.«
    »Und damit rückst du jetzt erst raus?«
    »Mehr ist ja nicht passiert«, sage ich schnell. »Oder doch, wir haben Händchen gehalten … ungefähr fünf Sekunden.«
    Tonja zieht die Augenbrauen hoch.
    »Dann ist doch noch nicht alles wieder eingerenkt«, sagt sie. »Früher hättest du mir sofort davon erzählt. Du hättest es im Leben nicht bis zum Ende der Stunde ausgehalten. Bist du immer noch sauer auf mich?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Erstens«, sage ich, »war nicht ich sauer auf dich, sondern umgekehrt, und zweitens fällt mir nichts ein, weswegen ich sauer auf dich sein sollte.«
    Sie lächelt.
    »Okay«, sagt sie. »Aber irgendwas ist nicht wie vorher.«
    Und obwohl wir noch eine Weile darüber reden und ich mir ganz sicher bin, dass ich nicht das kleinste bisschen auf Tonja sauer

Weitere Kostenlose Bücher