Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
Vom Netzwerk:
waren, hast du demonstrativ Abstand zu mir gehalten. Ich hatte vorher auch schon ein paar Anläufe gemacht, aber an dem Abend kam es mir besonders deutlich vor, dass du nicht übermäßig interessiert warst. Und jetzt, plötzlich …«
    Nils lächelt verlegen.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich ein echter Loser in solchen Sachen bin«, sagt er. »Es hat mich irgendwie genervt, dass es irgendwie so … arrangiert war. Verstehst du, was ich meine? Lukas und Tonja und du und ich. Als hätten sie das für uns entschieden. Oder als ob Tonja und du euch zwei Jungs gesucht hättet, die auch beste Freunde sind und die ihr ganz sympathisch findet. Das hat sich nicht … echt angefühlt. Ich wusste einfach nicht, was du wirklich für mich fühlst oder ob das eben nur … so schön praktisch ist. Oder ob es hauptsächlich von Tonja und Lukas ausging.«
    Ich nicke. »Ich weiß, was du meinst. Der Gedanke ist mir zwischendurch auch gekommen. Aber ich glaube, ich hatte schon ein Auge auf dich geworfen, als zwischen Tonja und Lukas noch gar nichts war. Falls dich das tröstet.«
    Er lacht. »Tut es.«
    Plötzlich bleibt er stehen und zieht mich an sich. Sein Gesicht ist ganz dicht an meinem, sein Körper ist ganz nah. Ich weiß im ersten Moment nicht, wohin mit meinen Armen, aber dann lege ich sie um seine Taille. Endlich schlägt mein Herz schneller. Alles wird gut. Er sieht mich an.
    »Du musst mir eine Menge beibringen«, sagt er. »Das ist echt Neuland für mich, ich bin noch nie mit jemandem zusammen gewesen.«
    »Da hast du dir ja genau die richtige Lehrmeisterin gesucht. Für mich ist das genauso Neuland. Da werden wir wohl üben müssen.«
    »Jetzt gleich?«
    Ich lache leise. »Okay.«
    Er legt den Kopf etwas auf die Seite, beugt sich vor und berührt meine Lippen ganz leicht mit seinen. Das fühlt sich gut an. Ich lege meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn zu mir runter und dann küssen wir uns. Er schmeckt warm, weich und fremd.
    Nils legt seine Hände auf meine Schultern und sieht mich … staunend, ja staunend an.
    »Oh«, sagt er. »Das könnte was werden.«
    Ich nicke lächelnd. »Vielleicht.«
    Wir gehen weiter in die Korngatan und stehen eine ganze Weile vor dem Haus und küssen uns. Seine Hände auf meinen Hüften werden eifriger, streichen über meinen Rücken und Nacken. Ich denke mir, dass er sicher gern mit mir raufgehen würde, dass er mehr will, jetzt sofort. Aber das war einfach ein bisschen zu viel heute, ein ziemliches Gefühlskarussell. Jedenfalls mehr, als ich auf einmal bewältigen kann. Ich schiebe mich etwas von ihm weg.
    »Ich wär jetzt gern … allein«, sage ich. »Das hat nichts mit dir zu tun, aber das war heute ein ganz schön ereignisreicher Tag, in der Schule und …«
    Er streichelt meine Wange. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Alles in Ordnung. Wir sehen uns morgen.«
    »Mm. Bis morgen.«
    Ich gehe ins Haus und bin plötzlich schrecklich erschöpft und leer im Kopf. Im Fahrstuhl lehne ich den Kopf gegen die Wand und oben in meinem Zimmer falle ich nur noch ins Bett.

Silja ist am nächsten Morgen nicht in der Schule.
    Ich kann mir Silja nur schwer krank vorstellen, aber warum soll sie sich nicht genauso eine Erkältung oder eine Magenverstimmung einfangen wie alle anderen. Britt erkundigt sich, ob jemand von uns eine Ahnung hat, was mit ihr ist, aber keiner weiß etwas. Dafür sind Emelie, Lovisa und Clara wieder da, etwas blass und erstaunlich zurückhaltend. Ich bilde mir gar nicht ein, dass Emelie ein für alle Mal zurechtgestaucht ist, aber in diesem Moment kommt sie mir deutlich ungefährlicher vor als sonst.
    Tonja will wissen, wie der Abend für mich weitergegangen ist, und freut sich, dass sich zwischen mir und Nils endlich was tut.
    Irgendwie ist es schon komisch, dass sie fast aufgeregter ist als ich. Aber sie hat schließlich fast so lange darauf gewartet und gehofft wie ich. Und wahrscheinlich hat sie phasenweise ziemlich zwischen den Stühlen gesessen und gemerkt, dass es nicht so einfach ist, Freund und beste Freundin unter einen Hut zu kriegen. Ist man mit dem einen zusammen, enttäuscht man den anderen, und ist man mit beiden zusammen, hat man von keinem richtig was. Jetzt sind wir zu viert. Das ist besser.
    Nils küsst mich vor aller Augen mitten auf den Mund, als wir von einer Klasse zur nächsten gehen.
    In der großen Pause verdrück ich mich aufs Klo und schreibe eine SMS an Silja.
    Krank? Soll ich dich bei Britt entschuldigen, damit du keinen

Weitere Kostenlose Bücher