Ich will es hart
bei dieser Vorstellung noch feuchter. Zitternd presste sie mit den Händen ihre Knie zusammen und versuchte das Bild aus ihrem Kopf zu vertreiben, das sich dort eingenistet hatte.
»Erlösen Sie mich Pater, ich flehe Sie an«, stöhnte Tina, bevor er bei drei angelangt war.
Schade, dachte Leyla ein wenig enttäuscht. Wider ihre Ansichten hätte sie es gerne gesehen, wenn er noch ein wenig weitergemacht hätte, statt leere Drohungen auszusprechen. Sie rechtfertigte diesen Wunsch vor ihrem Gewissen mit dem Argument, dass sie nicht zu ihrem Vergnügen anwesend war, sondern zur Recherche. Und je mehr sie hörte und sah, desto mehr Puzzlesteine kannte sie. Vermutlich war es Bestandteil des vereinbarten Spiels, bis zu welchem Punkt Steve gehen durfte. Zahlende Kundinnen quälte man nun mal nur so viel, wie sie ertragen wollten. Von wahrer Unterwerfung oder Entscheidungsfreiheit seinerseits konnte kaum die Rede sein.
Leyla erschrak. Sie musste verrückt sein, sich solche Gedanken zu machen. Andererseits – wie es sich wohl anfühlte, dieses Rollenspiel in gegenseitigem Einvernehmen auszuleben, als erotisches Stelldichein zweier Menschen, die sich vertrauten und ein besonderes sexuelles Erlebnis … Nein. Dies hier war nur ein Geschäft, das hatte nichts mit der Art von Sex zu tun, wie man ihn zu Hause mit einem Partner auslebte, den man kannte und liebte. Hatte sie eben auslebte gedacht? Das allerdings war lachhaft. Mit wem denn?
Ohne den Blick vom Paravent zu lassen, packte Steve jetzt den Vibrator und begann ihn langsam rein und raus zu bewegen. Leises Schmatzen begleitete den Vorgang und trieb den Lustsaft mehr und mehr aus Tinas Spalte. Schneller. Tiefer. Tina schrie laut, bäumte sich auf, wehrte sich gegen ihre Fesseln. Wie rasend kämpfte sie dagegen an, warf den Kopf hin und her, und ihr Schrei hallte von den Wänden zurück.
Ein Schauer lief über Leylas Rücken, und das Ziehen in ihrer Vagina war fast unerträglich. Sie presste eine Hand auf ihren Mund, die andere in ihren Schoß. So viel Lust, so viel Energie lag in dem Orgasmus, der Tina durchschüttelte.
Leyla war froh, dass sie noch einige Minuten hinter dem Paravent verbringen konnte. Zeit genug, ihre Fassung wiederzugewinnen, während Steve die Fesseln löste, Tina vom Stuhl half und sie verabschiedete. Der Gedanke, ob sie für einen solchen Höhepunkt bezahlen und sich ausliefern würde, ließ sie jedoch nicht mehr los.
*
Was er vermutet hatte, hatte sich bestätigt. Die Szene war nicht spurlos an Leyla vorbeigegangen. Ihre Wangen waren vom Zuschauen hochrot erhitzt gewesen. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, tat er so, als bemerke er es nicht. Es genügte ihm zu wissen, dass er sich nicht geirrt hatte. Es blieb nur die Frage offen, ob sie in Wirklichkeit eine masochistische Ader verheimlichte oder ob es sie nur angemacht hatte, Tina bei ihrem Orgasmus zuzuschauen. Wenn es ihm gelänge, sie zu fesseln, wäre das schnell herauszufinden. Einen Kampf wollte er auf keinen Fall riskieren. Leyla war bestimmt gut durchtrainiert und Inhaberin diverser Gürtel.
Wie die Kleidung sie verändert hatte! Aus der eher burschikos und herb wirkenden Kripobeamtin war eine attraktive Frau geworden. Schnell hatte sie gelernt, kleinere Schritte zu machen und ihre Füße so aufzusetzen, dass es nicht staksig, sondern elegant wirkte.
Steve war ehrlich genug zu sich selbst, um sich einzugestehen, dass ihr Anblick ihn nicht völlig kaltließ, gerade wegen dieser Verwandlung. Seither kursierten seine Gedanken in jeder Minute um sie. Es würde ihm ein höllisches Vergnügen bereiten, sie durch Demütigung in den Himmel in der Lust zu heben – aber er fürchtete, freiwillig würde sie nicht mitspielen. Nur weil es sie erregt hatte, hieß dies nicht automatisch, dass sie einer Sitzung zustimmen würde. Er musste warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab.
Eine normale Beziehung zu führen war unmöglich geworden. Keine der Frauen, in die er sich verliebt hatte, war bereit gewesen, seinen Job zu akzeptieren. Natürlich hätte er über eine der zahlreichen Kontaktanzeigen oder in einem Club jemanden finden können. Aber irgendwie schwebte ihm eine Mischung aus Selbstbewusstsein, Stärke und Masochismus vor, die über das durchschnittliche Maß hinausging. Warum er sich derart sicher war, Leyla könnte diese Frau sein, wusste er selbst nicht. Er vertraute auf seinen Instinkt und ignorierte, welcher Grund sie zu ihm geführt hatte.
*
In den folgenden Tagen
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