Ich Will Ihren Mann
gebärdete?«
»Das behauptet Beth. Ich hab' nur gesagt, daß ich ihr glaube.«
»Noch vor ein paar Wochen wußtest du überhaupt nicht, was du glauben solltest.« »Damals hab' ich's noch nicht verstanden.« » Was nicht verstanden?«
»Na das mit Al! David, wozu soll das gut sein? Wir drehen uns doch ständig im Kreis.«
»Du hast gesagt, du möchtest, daß ich deine Beweggründe verstehe. Also gut! Erklär sie mir. Das ist deine große Chance. Bring mich dazu, dich zu verstehen. Mach mir klar, wie Al es fertiggebracht hat, über fünfundzwanzig Jahre lang alle Welt an der Nase rumzuführen. Mach mir begreiflich, wieso meine Frau den Geschichten einer ausgekochten, hinterhältigen Mörderin mehr glaubt als ihren eigenen Augen und Ohren.«
Lilian blieb mitten im Zimmer stehen. Sie versuchte, sich zu beherrschen und ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich hab' ihr zugehört, David, wirklich zugehört. Sie hat sich das alles nicht einfach ausgedacht. Sie hat nicht gelogen. Kein Mensch könnte sich so gut verstellen.« »Ach was, jeder kann das, wenn sein Leben auf dem Spiel steht.« David kam um den Tisch herum und blieb dicht vor ihr stehen. »Hast du dir klargemacht, was es heißt, wenn sie tatsächlich die Wahrheit sagt? Das würde doch bedeuten, daß sie dir vorher, solange du sie kennst, Theater vorgespielt hat.« Lilian antwortete nicht. Sie versuchte, denSinn seiner Worte aufzunehmen. »Wenn sie's geschafft hat, dich vier Jahre lang zu täuschen, warum sollte es ihr jetzt auf einmal nicht gelingen?« Lilian wollte ihm widersprechen, doch in ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. »Warum hat sie sich dir nicht früher anvertraut? Menschenskind, warum hat sie ihn nicht einfach verlassen?« Lilian ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Sie hatte panische Angst. Sie dachte, er würde sie finden und umbringen. Sie hatte nicht mehr die Kraft...«
»Kam sie dir jemals verängstigt vor? Hast du sie je bedrückt gesehen?«
Lilians Gedanken wanderten die vier Jahre ihrer Freundschaft mit Beth zurück. »An dem Abend, als wir bei den Weatherbys Bridge spielten«, antwortete sie schließlich. In Davids Augen spiegelte sich Verwirrung. Dann hellte sich sein Gesicht auf, er hatte die Antwort gefunden: »Da war sie in Sorge um Lisa, weil die sich mit 'nem verheirateten Mann eingelassen hatte. Al hat uns das doch erklärt ...«
»Ja, Al hat's erklärt. Er hatte immer eine Erklärung bei der Hand. Nur war's erlogen. Der verheiratete Freund existiert gar nicht. Al selbst war schuld an der ganzen Aufregung. David, Beth hat sich an dem Abend nicht geschnitten, das hat Al getan!« David wollte sie unterbrechen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Jetzt, im nachhinein, verstehe ich so vieles, was mir vorher seltsam vorkam. Bei dem Picknick im Sommer hat Beth mir mit 'n paar Tabletten ausgeholfen, und dabei erwähnte sie, daß sie seit Jahren Magengeschwüre hat...«
»Ach du meine Güte, nun klammere dich doch nicht an Strohhalme!« »Ich glaube ihr, David.« »Das tun ja nicht mal ihre eigenen Kinder!« »Lisa schon.«
David mußte einen Augenblick überlegen. »Wenn Lisa sich wirklich dazu durchgerungen hat, ihrer Mutter zuglauben, dann doch nur, weil sie das, was geschehen ist, anders nicht verkraften kann.«
»Vielleicht glaubt sie ihr aber auch, weil sie spürt, daß Beth die Wahrheit sagt.«
»Ach Lilli, laß doch den Unsinn. Ich hör' mir das nicht länger an!«
»Warum mußt du auch alles so persönlich nehmen? Es hat doch überhaupt nichts mit dir zu tun.« »Und ob es was mit mir zu tun hat! Al Weatherby war mein Freund, mein Berater, mein Kollege. Ich hab' ihn verehrt, verdammt noch mal! Und ausgerechnet meine eigene Frau, die ihn selbst kannte und die ihn mochte, ist plötzlich bereit, jede dreckige Verleumdung zu glauben, die man ihm anhängt. Aber damit nicht genug, nein! Du redest ja, als fändest du, er hätte seinen Tod verdient.« »Aber nein, ich mein' doch nur...« »Wenn du Al für das Ungeheuer hältst, als das seine Frau ihn ausgibt, und das tust du doch, oder nicht?« »Ich glaube ...«
»Ein schlichtes Ja oder Nein genügt.« »David, hör auf damit. Ich bin doch hier nicht im Zeugenstand.«
»Antworte mir.« »Ich glaube Beth.« »Daß Al ein Monster war?« »Du legst mir schon wieder was in den Mund!« »Findest du, daß man das, was Beth getan hat, rechtfertigen kann?«
»Meiner Meinung nach hatte sie keine andere Wahl.« »Konnte sie nicht einfach zum Telefon gehen und die
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