Ich Will Ihren Mann
stirnrunzelnd. »Siehst du denn nicht, daß ich mich zur Zeit kaum noch auf den Beinen halten kann?!« Und ist das etwa meine Schuld, du Mistkerl? schrie sie ihn in Gedanken an. Laut sagte sie: »Sei mir nicht böse. Aber du fehlst mir so sehr.«
Seine Züge entspannten sich wieder. »Du mir auch, Spätzchen.«
Sie verdrückte den Rest ihres Kuchens. »Nun mal raus damit«, sagte David. »Was hast du Irving geantwortet? Heute mußtest du dich doch entscheiden, oder?« »Ja.«
»Na und?«
Sie schwieg. Plötzlich wünschte sie, sie wäre früh zu Bett gegangen.
»Du hast angenommen«, stellte er nach einer Pause fest. »Ja«, antwortete sie.
David verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Tja, was soll ich dazu sagen?«
»Ich hab' mit Beth gesprochen«, erklärte sie. »Sie steht ohne Einschränkung hinter mir.«
»Kann ich mir lebhaft vorstellen.«
»Sie möchte, daß ich die Sendung mache. Sie findet, es ist 'n wichtiges Problem, auch für die Öffentlichkeit.« »Aus ihrer Sicht bestimmt.« »Auch aus meiner, David.« »Das merk' ich.« Er stand auf.
»Da wir das Thema nun einmal angeschnitten haben, möcht' ich's auch mit dir zu Ende diskutieren.« »Lilli, du kennst meine Einstellung. Mehr hab' ich dazu nicht zu sagen.« »Aber ich«, begehrte sie auf.
David setzte sich wieder an den Tisch. »Na schön, schieß los.«
»Ich möchte, daß du verstehst, warum ich ja gesagt hab'.«
»Nein«, fiel er ihr ins Wort. »Um mich geht's dir dabei nicht. Du selbst willst es verstehen.« »Bitte leg mir nichts in den Mund! Ich weiß, was ich sagen will. Ich bin durchaus imstande, für mich selbst zu sprechen.«
»Schau, Lilli, ich bin ehrlich hundemüde. Erzähl mir einfach, was du auf dem Herzen hast, wenn du meinst, daß du's loswerden mußt, und dann laß mich schlafen gehen. Du weißt doch, daß ich deine Entscheidung nie begreifen werde.«
Sie schluckte. »In den letzten paar Wochen hab' ich Beth mehrmals getroffen. Sie hat sich ziemlich gut erholt. Ihre Verletzungen sind fast verheilt. Ihre Rippen schmerzen immer noch 'n bißchen, aber alles in allem sieht sie recht gut aus.«
»Jedenfalls bestimmt besser als Al«, warf David ein, und seine Stimme triefte vor beißendem Spott. »Ich glaube ihr«, sagte sie schlicht. Eine Weile herrschte Schweigen. Er betrachtete sie mit seltsam forschendem Blick und schien abzuwägen, ob es ratsam sei, sich in die Defensive zurückzuziehen. Er spürte,daß sie im Begriff war, ihm etwas Unangenehmes zu sagen.
»Was glaubst du?« fragte David, ohne den Blick von ihr zu wenden.
»Ich glaube, daß Beth die Wahrheit sagt.« Und nach kurzem Schweigen setzte sie hinzu: »Ich hab' mit ihr gesprochen. Ich hab' ihr ernsthaft zugehört. Und jetzt glaub' ich ihr.«
»Was glaubst du? Was? Daß Al sie geschlagen hat? Daß die Frau so lange mißhandelt wurde, bis sie durchdrehte?« »Sie hat nicht durchgedreht. Sie sagt, sie war nicht verrückt, noch nicht mal zur Tatzeit. Und ich bin ganz ihrer Meinung, ich halte sie nicht im geringsten für geistesgestört. Ich glaube, sie tat nur, was sie tun mußte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie kämpfte schließlich um ihr Leben!«
David sprang so heftig auf, daß sein Stuhl umkippte und zu Boden fiel. »Was?« brüllte er. »Ich glaub', ich hör' nicht recht!«
Auch Lilian erhob sich. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, David zu beruhigen, und der Notwendigkeit, ihren Standpunkt zu vertreten. »David, ich will nicht, daß wir deswegen streiten, aber...« »Was ist bloß in letzter Zeit mit dir los? Vielleicht bist du diejenige, die an vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit leidet!« »David...«
»Was meinst du eigentlich genau damit, wenn du sagst, du glaubst ihr?« fragte er aufbrausend. »Ich glaube, daß Al all die Dinge getan hat, deren sie ihn beschuldigt.«
»Welche Dinge genau ?« beharrte er und betonte gereizt das letzte Wort.
»Was willst du von mir hören? Ich bemüh' mich wirklich, deine Fragen zu beantworten, aber du schreist mich bloß an.« Sie begann nervös im Zimmer auf und ab zu laufen.
»Um Himmels willen, Lilli, so nimm doch Vernunft an! Du hast Al gekannt, und das nicht nur flüchtig. Wir haben mit ihm Karten gespielt, er war wer weiß wie oft bei uns zum Essen. Du hast gesehen, wie rührend er sich um Beth bemühte ...«
»In der Öffentlichkeit, ja.«
»Willst du damit sagen, daß er vor anderen den zärtlichen, liebevollen Ehemann spielte, während er sich zu Hause als Monster
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