Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Polizei anrufen?«
    »David, du weißt doch selbst am besten, wie machtlos die Polizei solchen Fällen gegenübersteht...« »Du meinst also, sie hatte das Recht, sich selbst zum Richter aufzuschwingen?« »Bitte schrei nicht so.«
    »Du sollst meine Frage beantworten! Bist du der Ansicht, daß es richtig von ihr war, das Recht selbst in die Hand zu nehmen?« »Es war Notwehr!«
    Sprachlos vor Verwunderung starrte David seine Frau an. »Ich glaub', ich hör' nicht richtig.«
    »David, es ist schon oft genug vorgekommen, daß ein Mann seine Frau mit bloßen Fäusten zu Tode geprügelt hat.«
    »Al hat geschlafen!«
    »Im Wachen hätte sie sich nicht gegen ihn wehren können! Er hätte sie umgebracht. Ihr blieb keine Wahl.« »Wir haben alle 'ne Wahl. Das ist einer der Faktoren, die uns zu Erwachsenen machen.«
    Er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster auf das erleuchtete Häusermeer der Stadt. Lilian wartete ein Weilchen, dann trat sie zu ihm und strich ihm mit der Hand über den Rücken.
    »Bitte laß das«, sagte er, ohne sie anzusehen. »David, wir brauchen doch deswegen nicht miteinander böse zu sein ...«
    Heftig wandte er sich zu ihr um. »Merkst du denn nicht, was du anrichtest?«
    Unwillkürlich trat sie ein paar Schritte zurück. »Nein, was meinst du?«
    »Du machst meine ganze Lebenseinstellung zum Gespött.«
    Lilians Verwirrung war echt. »Ich versteh' dich nicht! Wodurch sollte ich das denn tun?«
    »Ich bin Anwalt! Du willst mir einreden, daß alles, woran ich glaube, alles, wofür ich gearbeitet habe, nur eine Farce ist; daß es ganz in Ordnung ist, wenn die Leute das Recht selbst in die Hand nehmen ...«
    »Ich hab' doch nur gesagt, daß ich Beths Geschichte glaube. David, woher nimmst du nur diese verdammte Sicherheit? Kannst du nicht wenigstens die Möglichkeit gelten lassen, daß Beth die Wahrheit sagt?«
    »Aber ich kannte den Mann!« »Du hast nicht mit ihm zusammengelebt.« »Das brauchte ich auch nicht!«
    »Und du hast nicht mal ein winziges Körnchen Zweifel?«
    »Nicht ein Jota! Al war ein gütiger und anständiger Mensch. Das steht für mich außer Frage. Aber selbst wenn es Zweifel gäbe, ja selbst wenn ich bereit wäre, diese haarsträubenden Lügen für die Wahrheit zu halten, dann hätte das immer noch nichts mit dem Wesentlichen zu tun.« »Und was ist das Wesentliche?«
    »Daß Beth Weatherby ihren Mann kaltblütig ermordet hat.«
    »Wenn es aber doch Notwehr war!« David blickte wieder zum Fenster hinaus, dann drehte er sich um, ohne Lilian anzusehen, und ging an ihr vorbei zur Tür. Lilian folgte ihm schweigend mit den Augen. Er zögerte, die Hand auf der Klinke. »Ich geh' 'n Weilchen an die frische Luft.« »O David, bitte nicht...«
    »Tut mir leid, Lilli, aber ich kann jetzt nicht in der Wohnung bleiben. Mir dreht sich der Kopf. Ich bin müde und wütend, sehr wütend sogar, und ich muß 'n bißchen allein sein.« Plötzlich lachte er auf. »Ich glaub', ich werd' einen trinken gehen, ich hab's nötig.«
    Lilian versuchte, ihre innere Erregung niederzukämpfen, damit ihre Stimme sie nicht verriet. »Bitte geh jetzt nicht weg, David. Komm, leg dich ins Bett und ruh dich aus. Ich lass' dich in Frieden, ich versprech's dir.« »Ich kann nicht, Lilli. Ich hab' einfach keine Ruhe. Ich muß raus, 'n bißchen rumlaufen, irgendwas tun.« »Wo willst du denn hin? Du kannst doch nicht nach Mitternacht zu Fuß durch Chicago laufen.« »Dann nehm' ich eben den Wagen«, erwiderte er kurz und ging in den Flur hinaus. »Darf ich mitkommen?«
    »Nein.«
    »David, ich bitte dich, du kannst doch nicht jedesmal davonlaufen, wenn wir eine Auseinandersetzung haben! Können wir uns denn nicht darauf einigen, daß wir verschiedener Meinung sind?«
    Er öffnete die Tür. »Wenn du das nächste Mal mit deiner feinen Freundin sprichst, dann sag ihr, daß sie vor Gericht 'ne wesentlich bessere Chance hat, wenn sie auf vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit plädiert.« Ohne sich umzudrehen, zog er die Tür hinter sich ins Schloß.
    Lilian spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, doch sie unterdrückte das Weinen, ging zurück ins Zimmer, stellte den umgefallenen Stuhl auf und ließ sich darauf fallen. Warum artet in letzter Zeit jede Unterhaltung in Streit aus? Wieso lerne ich nicht endlich, meine große Klappe zu halten? Gedankenverloren langte sie nach Davids Teller und aß auf, was er übriggelassen hatte. Dann ging sie in die Küche und verputzte noch ein riesengroßes Stück

Weitere Kostenlose Bücher