Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
das merkwürdige Gefühl, daß der Kopf des Kindes beim geringsten  Druck ihrer Hand aufplatzen würde. »Warum nörgele ich auch immer an dir rum, weil du zuwenig ißt.« Sie hastete zum Waschbecken, tränkte ein Papierhandtuch mit kaltem Wasser, lief damit zu Laurie zurück und legte es ihr auf die Stirn. »Es tut mir leid, Lilian. Alles hat so gut geschmeckt.« »Laß nur, ist schon in Ordnung.«
    Sie kniete neben dem Mädchen und stützte ihren zarten Körper, bis Laurie sich ein wenig besser fühlte und aufstehen konnte. Langsam verließen sie dann das Restaurant und traten hinaus an die frische Luft. Sie fröstelten im kühlen Wind des Oktobertages und hüllten sich fest in ihre Mäntel.
    »Kann ich dich 'nen Augenblick allein lassen?« fragte Lilian. Laurie nickte. »Ich bin gleich wieder da. Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Lilian verschwand eilig in einer Buchhandlung an der nächsten Ecke. Als sie nach ein paar Minuten wieder auftauchte, hielt sie ein Paperback in der Hand. »Für dich«, sagte sie.
    Laurie blickte auf den Umschlag. »›Wifey‹«, las sie laut. »Hast du's etwa schon?« fragte Lilian. Laurie schüttelte den Kopf und blätterte das Bändchen flüchtig durch. »Ich hab' das Beste von Judy Blume verlangt. Und das hat der Buchhändler mir gegeben.«
    »Ist bestimmt spannend.« Laurie war immer noch schrecklich blaß.
    »Glaubst du, du schaffst es allein bis nach Hause, wenn ich dich in ein Taxi setze?« fragte Lilian. »Hmhm«, nickte Laurie und blickte dabei sehr skeptisch drein.
    Lilian zwang sich, das Thema anzuschneiden, das ihr am Herzen lag. »Laurie, du brauchst Hilfe«, sagte sie geradeheraus. Laurie blickte ihr forschend in die Augen.
    »Du mußt jemanden aufsuchen, der dir wirklich helfen kann ...«
    »Einen Psychiater?« fragte Laurie leise. »Ja«, antwortete Lilian. Sie winkte einem vorbeifahrenden Taxi, das auch prompt wendete und neben ihnen am Straßenrand hielt. »Es ist nicht gesund, daß du monatelang hungerst und dich dann plötzlich vollstopfst, bis du brechen mußt. Es ist nicht normal, und du bist gescheit und sensibel genug, um das zu begreifen. Ich möchte dir helfen, Laurie, aber ich weiß nicht, wie. Ich versteh' zuwenig davon. Deshalb rate ich dir dringend, geh zu jemandem, der die nötige Erfahrung hat.« Der Taxifahrer öffnete die Wagentür und schaute die beiden erwartungsvoll an. Sie rührten sich nicht. »Du bist krank, Laurie. Es gibt sogar 'nen Namen dafür«, fuhr Lilian fort. »Glaub mir, du bist nicht die einzige mit diesem Problem. Es gibt 'ne Menge Mädchen in deinem Alter, die sich in dieselbe Situation manövrieren wie du, weil sie mit ihrer Umwelt nicht zurechtkommen. Ich hab' mich kürzlich eingehend damit beschäftigt ...«
    »Vielleicht machst du mal 'ne Sendung darüber«, sagte Laurie und versuchte zu lächeln.
    Lilian beugte sich zu ihr hinunter und drückte das junge Mädchen an sich. Überrascht spürte sie, wie heftig Laurie ihre Umarmung erwiderte. »Vielleicht«, sagte Lilian. »Denk über meinen Vorschlag nach. Versprichst du mir das?«
    Laurie nickte, machte sich los und schlüpfte in das Taxi. Lilian sah zu, wie der Wagen sich in eine Fahrspur einfädelte und im Verkehrsstrom verschwand. Dann wandte sie sich um und schlug den Weg zum Studio ein. Sie fühlte sich auf einmal seltsam beschwingt. »Es geschieht wieder etwas«, sagte sie laut. »Es geschieht wirklich wieder etwas.«

 
    27
     
     
    Das Geräusch hallte minutenlang in ihren Ohren wider, ehe sie ganz wach war.
    »Was ist los?« fragte David schlaftrunken neben ihr. Sie öffnete die Augen und blinzelte nach dem Wecker. Es war acht Uhr an einem Samstagmorgen. Der Lärm war verstummt. Doch während sie noch überlegte, ob sie beide nur geträumt hatten, begann er von neuem: ein abgehacktes Klingeln, das sich in kurzen Stakkatos wiederholte. »Das ist die Klingel.« Lilian erkannte den Ton erst in dem Moment, als sie sprach.
    »Die Klingel? Wer zum Teufel...« Aber sie war schon aus dem Bett gesprungen und rannte in die Küche. Kurz darauf kam sie ins Schlafzimmer zurück und ging zum Schrank.
    »Du solltest dich anziehen«, rief sie ihrem verdutzten Mann über die Schulter zu. »Elaine ist da. Sie kommt rauf. Sie klang nicht grade freundlich.«
    Sie zog sich ein bodenlanges Frotteekleid über den Kopf und warf David seinen blausamtenen Bademantel aufs Bett.
    »Ach du Scheiße«, brummte David. »Was will die denn hier?«
    »Hat sie nicht gesagt«, erwiderte Lilian. »Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher