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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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erstaunt, wie Laurie ohne zu zögern draufloslöffelte. »Schmeckt's dir?« fragte sie nach einer Weile.
    »Und wie«, antwortete das Mädchen. »Mach doch weiter, erzähl mir noch mehr von deiner Arbeit. Was kommt nach den Dreharbeiten?«
    »Dann geht's an die Redaktion«, sagte Lilian. Sie kostete ihre Suppe und fuhr fort: »In mancher Beziehung ist das der lohnendste Teil, aber zugleich auch der frustrierendste. Jetzt zeigt sich, was für Fehler man gemacht hat, falsche Kameraeinstellungen, weißt du, oder ungünstige Entfernungen oder einfach 'n defekter Film«, erklärte Lilian und stellte befriedigt fest, daß Laurie ihre Suppe schon fast ausgelöffelt hatte. »In der Phase tut man sich mit dem zuständigen Redakteur zusammen und erklärt ihm, auf welche Sequenzen man Wert legt und welche man lieber rausschmeißen möchte. Gemeinsam sucht man nach den Passagen mit der größten Aussagekraft. Es kommt darauf an, Einstellungen zu finden, die ... ja, wie soll ich das ausdrücken, ohne daß es kitschig klingt? Weißt du, man pickt sich die Szenen raus, die was ausstrahlen, in der Hoffnung, daß sie zur Erhellung des Problems beitragen. Du mußt dir vorstellen, man sitzt in einem abgedunkelten Raum, kriegt fast keine Luft und starrt stundenlang auf 'nen winzigen Bildschirm oder hängt pausenlos am Schneidetisch. Heute fühlt man sich glücklich, weil man glaubt, 'n irrsinnig gutes Feature im Kasten zu haben. Aber morgen schaut man sich den Streifen noch mal an und findet ihn womöglich grauenvoll. Das ist 'ne aufreibende und doch sehr anregende Arbeit. Wenn alles glattgeht, schafft man's in zwei Tagen und zwei Nächten. Man ist buchstäblich achtundvierzig Stunden lang pausenlos auf den Beinen.«
    Der Kellner wartete, bis Lilian mit ihrer Suppe fertig war, dann räumte er den Tisch ab und servierte die Steaks mit wahren Bergen von Pommes frites. Auf dem Tischchen war kaum noch Platz für die Salatteller. Wieder griff Laurie ohne besondere Aufforderung zur Gabel und futterte drauflos.
    »Schmeckt prima«, verkündete sie begeistert. »Aber erzähl doch weiter. Kannst du alles brauchen, was du aufgenommen hast?«
    Lilian lachte. »Aber nein! Das wär' das reinste Wunder. In der Regel verwendet man etwa ein Sechstel des gefilmten Materials, 'n richtiger Experte bringt's vielleicht auf 'n Drittel, doch so weit bin ich längst noch nicht.« »Aber du bist doch gut«, sagte Laurie. »ja«, antwortete Lilian. »Ich bin gut.« Sie lächelte strahlend und war mächtig stolz darauf, daß dieses Essen so erfolgreich verlief. Vielleicht hab' ich die ganze Zeit einen Fehler gemacht. Vielleicht hätte ich Laurie schon längst mein Interesse dadurch beweisen sollen, daß ich sie an meinem Leben teilnehmen lasse, statt immer nur krampfhaft nach den richtigen Fragen über sie und ihre Probleme zu suchen. Das ist es: Ich muß sie wie eine Erwachsene behandeln und nicht wie 'nen aufmüpfigen Teenager. Lilian führte einen großen Bissen Steak zum Mund. »Also, um's kurz zu machen«, fuhr sie beinahe selbstgefällig fort, »in dem Stadium werden die Texte zusammengestellt, und dann geht's ans Mischpult. Das ist 'ne Arbeit, die ich hasse, zieht sich meistens hin wie Kaugummi.« »Und was wird da gemacht?«
    »Tja, erst mal muß ich 'nen Sprecher auswählen, der meinen Text vorträgt. Dann braucht man Musik und Geräuschkulisse fürs Ambiente. Weißt du, was das ist?« Das Mädchen stopfte sich gerade eine Gabel voll Salat in den Mund und schüttelte nur stumm den Kopf. »Atmosphäre«, erklärte Lilian. »Und dann hat man noch die Bänder mit den Interviews. Alles ist auf verschiedenen Tonspuren undwird zusammengeschnitten. Im Grunde kommt es darauf an, Bild und Ton miteinander zu vermählen.« Sie hielt inne und sah zu, wie Laurie es sich schmecken ließ. »Klingt gut«, sagte Lilian und wiederholte in Gedanken ihre eigene Formulierung. »So, das war's. Die Sendung steht.« »Hört sich echt aufregend an«, sagte Laurie mit vollem Mund.
    Lilian lachte glücklich. »Nein, aufregend ist eigentlich nicht das richtige Wort«, widersprach sie und suchte nach einem treffenderen Ausdruck. »Es hat mehr was mit erlebtem Geschehen zu tun«, entschied sie schließlich. »Wer solche Reportagen macht, kommt viel rum. Wir gehn gern mit den Kameraleuten und dem technischen Team zu den Außenaufnahmen und nutzen jede Gelegenheit, um irgendwas Neues aufzuschnappen. Das mach' ich am liebsten. Zum erstenmal seit langer Zeit hab' ich wieder das Gefühl,

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