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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lilian erkannte sie sofort. Trotzdem fragte sie: »Wer ist am Apparat?«
    »Nicole Clark«, kam die Antwort. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    Und ob, fluchte Lilian im stillen. »Ist was passiert?« fragte sie.
    »Nein«, antwortete die Stimme ruhig. »Ich wollte David bloß erreichen, bevor er das Haus verläßt. Ich weiß, daß er früh weggeht.«
    »Er ist im Bad«, sagte Lilian förmlich und versuchte, es nicht zu besitzergreifend klingen zu lassen. »Er kann jetzt nicht ans Telefon kommen.« Dein Verlobter scheißt sich aus, hätte sie am liebsten geschrien. Statt dessen fragte sie: »Kann ich was ausrichten?«
    Einen Moment lang blieb es still in der Leitung. Dann tönte Nicoles weiche Stimme an Lilians Ohr. Jedes Wort drang wie ein Nadelstich in ihr Hirn. »Es ist ein bißchen kompliziert. Vielleicht ruft er mich besser zurück.« Ich bin kein Vollidiot, erklärte Lilian der anderen im Geiste. Ich bin durchaus imstande, eine Nachricht weiterzugeben. Laut sagte sie: »Wie Sie wünschen. Geben Sie mir Ihre Nummer?«
    Während Nicole Clark ihre Telefonnummer nannte, suchte Lilian fieberhaft nach einem Bleistift. »Moment noch«, unterbrach sie die andere. »Ich hab' nichts zu schreiben.« »Wer ist dran?« kam Davids Stimme aus dem Bad. Lilian zögerte. »Nicole Clark«, rief sie zurück und wünschte, sie könnte sein Gesicht sehen. Jetzt war es David, der zögerte. »Was will sie?« »Sie will, daß du sie zurückrufst.« »Okay. Laß dir die Nummer geben.« Gute Idee, dachte Lilian sarkastisch, während sie in einer Schublade wühlte und endlich einen Bleistift fand, der nicht abgebrochen war.
    »Es kann losgehn, ich hab' was zu schreiben«, sagte sie in die Muschel. »5-3-1 ...?« »1-7-4-1«, ergänzte Nicole. »Er ruft Sie an«, sagte Lilian. »Vielen Dank«, gurrte die andere.
    Lilian legte den Hörer auf und fauchte das Telefon an. »Laß deine rechtsverdreherischen Finger von meinem Mann«, flüsterte sie. Sie sah Nicoles lange, scharlachrote Nägel vor sich und verglich sie mit den eigenen kurzen, abgekauten, brüchigen Stummeln. Ihre unansehnlichen Finger, zum Verlierer in jedem Wettbewerb verurteilt, umklammerten die Kaffeetasse und führten sie schnell zum Mund. Warum hatte Nicole angerufen? Brauchte sie wirklich so früh am Morgen eine dringende Auskunft, oder war das bloß eine Finte, ein Bestandteil ihres Plans, David zu ködern und einzufangen? Guter Trick, die naive Ehefrau aufzuscheuchen, dachte sie.
    Lilian trank einen großen Schluck Kaffee, öffnete den Vorratsschrank und erblickte ein halbes Dutzend altbackener Krapfen im obersten Regal. Sie langte hinauf und holte zwei herunter. Genau das brauche ich, dachte sie, kaute drauflos und versuchte krampfhaft herauszufinden, was für ein Spiel Nicole trieb. »Genug jetzt«, sagte sie endlich laut, doch ihre Gedanken ließen sich nicht zum Schweigen bringen. Wenn ich mich um jede kleine Schlampe gräme, die meinem Mann schöne Augen macht, dann verlier' ich bald den Verstand. Vielleicht ist dies genau das, was sie beabsichtigt, überlegte Lilian und biß herzhaft in den Krapfen. Aber ihre innere Stimme hielt ihr entgegen, daß Nicole Clark - Nicki für ihre Freunde - entschieden mehr getan hatte, als David bloß anzuschauen. Sie hatte ganz dreist ihre Absichten verkündet. Lilian verputzte den Rest des Krapfens. Zum Teufel mit ihr, dachte sie. Warum zerbrech' ich mir wegen ihr den Kopf? Mit vollem Mund machte sie sich über den zweiten Krapfen her. Sie mußte nachher auf jeden Fall Beth anrufen und nach dem Gymnastikkurs fragen.
    Sie hörte, wie die Badezimmertür aufging, und sah wieder nach der Uhr. David konnte unmöglich schon fertig sein, es war noch zu früh. Er stand in der Tür, ein Handtuch um die Hüften gewickelt.
    »Hat sie nicht gesagt, worum's geht?« fragte er und vermied es vorsichtshalber diplomatisch, Nicoles Namen zu nennen.
    »Sie scheint mir nicht zu trauen«, antwortete Lilian, während sie David mechanisch seinen Kaffee eingoß und genau den richtigen Schuß Milch dazugab. »Da liegt die Nummer.« Sie deutete mit dem Kopf auf einen Fetzen Papier. »Du hast dich heute aber beeilt«, stellte sie fest. »Wahrscheinlich will sie bloß nach dem Gerichtssaal fragen«, überlegte er abwesend. »Sie hat mich gestern gebeten, zuschauen zu dürfen. Sozusagen als Übung, verstehst du?«
    »Aber sicher doch«, höhnte Lilian, verdrückte ihren Krapfen und marschierte ins Arbeitszimmer. »Ich laß euch allein miteinander.«
    David

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