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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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akzeptablen Frisur zu legen. Soll sie doch denken, was sie will. Was hab' ich mit Nicole Clark zu schaffen!
    Lilian schaute an sich hinunter. Trotzdem, entschied sie, es kann nichts schaden, was anderes anzuziehen.

 
    5
     
     
    »Wann genau haben Sie erfahren, daß Ihre Exfrau einen Liebhaber hat?«
    »Vor sechs oder acht Monaten ungefähr.« »Ungefähr? Sie sind sich also nicht sicher?« Der Zeuge, ein gutaussehender Mann, etwa im gleichen Alter wie David Plumley, der das Kreuzverhör führte, rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her. »Ich weiß, daß sie einen Liebhaber hat«, sagte der Mann bestimmt. »Wenn das so wichtig ist, dann kann ich gewiß den genauen Zeitpunkt rekonstruieren, zu dem ich es herausbekommen habe.«
    »Das wäre sehr freundlich«, entgegnete David verbindlich, trat vom Zeugenstand zurück und lehnte sich an den Tisch der Verteidigung. Von ihrem Platz im Zuschauerraum aus beobachtete Lilian ihren Mann. Im Gegensatz zu dem Zeugen wußte sie, daß David nur scheinbar einen Rückzieher machte, während er in Wahrheit mit seiner Beute spielte wie der gefährliche Panther, der lediglich nach der besten Gelegenheit für den letzten, tödlichen Prankenhieb sucht.
    Der Zeuge schwieg versunken und ließ offenbar die Vorfälle der jüngsten Vergangenheit an seinem Gedächtnis vorüberziehen. Plötzlich leuchtete sein Gesicht auf: »Siebzehnter Oktober«, verkündete er selbstgefällig. »Ich weiß das so genau, weil ein Freund von mir an diesem Tag Geburtstag hat und wir eine Überraschungsparty gaben.«
    Davids Schweigen dauerte exakt so lange wie zuvor das des Zeugen. Endlich fragte er: »Siebzehnter Oktober? Das ist neun, sogar fast zehn Monate her.« »Ganz recht«, bestätigte der Zeuge. Dann setzte er mit vielsagendem Lächeln hinzu: »Die Zeit vergeht so schnell, ich hab' gar nicht gemerkt, wie lange sie's schon mit ihm treibt.«
    David erwiderte sein Lächeln. »Ihrer Meinung nach hat Ihre Exfrau also nicht das Recht auf einen Liebhaber?« »Nicht,   wenn   ich   ihn   aushalten   muß«, parierte der Mann.
    »Wollen Sie mir eine neugierige Frage gestatten«, bat David in verbindlichem Plauderton. »Sind Sie in Damenbegleitung auf diese Überraschungsparty gegangen?« »Ja«, kam die Antwort. »Hab' ich etwa nicht das Recht dazu?«
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie während der fünf Jahre, die Sie von Patty Arnold geschieden sind, eine beträchtliche Anzahl von ›Begleiterinnen‹ hatten?« fragte David mit aufreizender Betonung zurück, ohne den Einwand des Zeugen zu beachten.
    »Wie Sie richtig feststellten«, antwortete der Mann, »bin ich seit fünf Jahren geschieden. Ich dachte, das gäbe mir das legitime Recht, mir die ›Begleitung‹ auszusuchen, die mir gefällt.«
    »Ganz recht«, sagte David und stützte sich nachlässig auf den Tisch, an dem Nicole Clark neben seinem Stuhl saß und ihn gespannt beobachtete. »Und sind Sie nicht der Meinung, daß man Ihrer Frau die gleichen Rechte zubilligen sollte, die Sie für sich in Anspruch nehmen?« Lilians Augen ruhten auf David, als der sich lässig vom Tisch fort auf den Zeugen zubewegte, und dennoch spürte sie, wie Nicoles Blicke unverwandt auf seinen Rücken geheftet waren. Er muß sich vorkommen wie ein Schuljunge, der dem Mädchen in der letzten Bank zu imponieren versucht, dachte sie. Sprang er deshalb so unerbittlich hart mit demarmen Kerl im Zeugenstand um, mit diesem Mann, dessen Leben mehr als nur oberflächliche Parallelen zu seinem eigenen auf wies? Und wem von uns beiden will er eigentlich mit Gewalt so imponieren? Mir etwa? »Meine Ex frau«, fauchte der Zeuge kampflustig zurück. Plötzlich brach der Damm, und er sprudelte unaufhaltsam seinen ganzen Zorn heraus: »Und sie hat das verdammte Recht, rumzuhuren, mit wem's ihr Spaß macht, solange ich nicht dafür blechen muß!« Der Richter brachte ihn mit dem Klopfen seines Hammers zum Schweigen, ermahnte ihn, in Zukunft seine Sprache aus Achtung vor dem Hohen Gericht zu mäßigen, und drohte, die Verhandlung im Falle wiederholter Ausfälligkeiten seitens des Zeugen abzubrechen. Lilian Plumley, die ungefähr in der Mitte des Zuschauerraums saß, wußte, daß der Mann schon vor dem Urteilsspruch erledigt war. Dergleichen dramatische Auftritte waren zwar im Kino äußerst wirkungsvoll, aber in der Realität machten sie auf einen Richter den denkbar schlechtesten Eindruck. David hatte ihr erklärt, daß ein guter Anwalt seinem Mandanten einprägt, wie

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