Ich Will Ihren Mann
wichtig es ist, unter allen Umständen die Ruhe zu bewahren und sich nicht provozieren zu lassen. Der Mann im Zeugenstand schaute sich hilflos um. Seine Blicke schweiften durch den Saal und blieben schließlich auf Nicole haften. Seine nächsten Worte schienen direkt und ausschließlich an sie gerichtet zu sein. »Hören Sie, ich spreche ihr nicht das Recht ab, Freunde oder Liebhaber zu haben. Ich versuche Ihnen bloß klarzumachen, daß ich mir in den letzten Jahren den A... - also daß ich geschuftet habe wie ein Wahnsinniger, um bei den riesigen Unterhaltszahlungen einigermaßen durchzukommen. Ihr gehört das Haus, sie hat die Möbel, das Auto, die Kinder, einfach alles. Als ich auszog, hab' ich nichts mitgenommen als den Anzug, den ich am Leib hatte, und 'ne Aktentasche. Seit fünf Jahren zahle ich ihr monatlich tausend Dollar Alimente und noch mal tausend Unterhalt für die Kinder. Ich beklag' mich nicht über das Geldfür die Kinder, ich werde meine Kinder so lange unterstützen, wie sie mich brauchen. Aber warum um alles in der Welt soll ich meiner Frau das Geld dazu geben, mit 'nem anderen Kerl einen Hausstand zu gründen? Warum soll ich mein schwerverdientes Geld opfern, damit dieser Hampelmann ein Geschäft aufmachen kann?« Wieder überging David die Fragen des Mannes. »Wie lange waren Sie verheiratet, Mr. Arnold?« »Zwölf Jahre.« »Sie haben zwei Kinder?« »Zwei Jungs.«
»Aus dem, was Sie gerade erzählt haben, darf ich also schließen, daß Sie eines Tages nach zwölfjähriger Ehe und ungeachtet Ihrer Verantwortung für die beiden Kinder einfach auf und davon gegangen sind?« Er machte eine wirkungsvolle Pause. »Mit einem einzigen Anzug und, nicht zu vergessen, mit Ihrer Aktentasche.« Der Zeuge schien ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Auslegung der Fakten. Dennoch nickte er widerstrebend.
»Was hatten Sie in der Aktentasche?« überrumpelte David den Zeugen. Lilian mußte unwillkürlich lächeln. »Aktien, wenn ich recht informiert bin«, nahm David die Antwort vorweg. »Und ein paar Pfandbriefe, nicht wahr? Außerdem die Besitzurkunde für ein Grundstück in Kanada?« Der Mann schwieg. »Alles in allem standen Sie also nicht mit ganz so leeren Händen da, wie Sie diesem Gericht weismachen möchten.«
»Das ist fünf Jahre her«, druckste der Mann verlegen. »Ich rede aber von den heutigen Verhältnissen.« »Und die heutigen Verhältnisse sind Ihrer Meinung nach so, daß Ihre Frau seit zehn Monaten mit einem anderen Mann zusammenlebt...«
»Na ja, ich hab' von ihrer Beziehung vor zehn Monaten gehört, auf dieser Party...« »Am siebzehnten Oktober...«
»Genau, am siebzehnten Oktober.« Er hielt einen Moment inne. »Ich weiß allerdings nicht, seit wann sie schon zusammenleben.«
David kehrte an seinen Tisch zurück. »Woher wollen Sie so genau wissen, daß Ihre Exfrau mit diesem Mann zusammenlebt?«
»Ich bin ihnen mehrmals gefolgt. Sein Auto parkte rund um die Uhr vor ihrem Haus.«
Lilian lauschte ebenso gespannt wie Nicole, als der Zeuge mit dem Anwalt rang und dessen Hiebe zu parieren glaubte, während er in Wahrheit wertvolle Informationen preisgab. David brachte die Beweise dafür bei, daß der fragliche Liebhaber weiterhin eine eigene Wohnung unterhielt, ja beinahe täglich dort anzutreffen sei. Lilian hörte, wie er dem Gericht auseinandersetzte, daß es Mrs. Arnold freistehe, ihr Geld auf die ihr angemessen erscheinende Weise anzulegen. Wenn sie versuche, ihr Kapital dadurch zu vermehren, daß sie in die Geschäfte ihres Liebhabers investiere, so sei sie dazu ebenso berechtigt wie der Zeuge hinsichtlich seiner eigenen Investitionen. Dann schaltete sie ab. Es war klar, daß David den Fall gewonnen hatte. Das Gericht würde dem Mann, der da unbehaglich auf seinem Stuhl herumrutschte, keine Senkung seiner monatlichen Unterhaltszahlungen bewilligen, und er würde es sich reiflich überlegen, noch einmal rechtlich gegen Patty Arnold vorzugehen. Für Exfrauen und Liebhaber war die Welt wieder in Ordnung.
Er ist ein glänzender Anwalt, dachte sie. Er hat ein untrügliches Gespür dafür, wie weit er gehen darf, wann er nachgeben muß und wann er vorpreschen kann. Sie hatte fast vergessen, wie beeindruckend er im Gerichtssaal wirkte, nicht nur wegen seines blendenden Äußeren, sondern auch durch seine Art, sich zu bewegen, sich auszudrücken und durch seine Gestik. Am Anfang ihrer Beziehung war sie oft hergekommen und hatte ihm
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