Ich Will Ihren Mann
»Wirklich, es gibt Momente, da hasse ich diese Gören, weil sie werden wollen, was ich gewesen bin. Ich hab' eine Stinkwut auf sie, weil ich weiß, daß ein paar von ihnen es vielleicht schaffen und Reporter oder Regisseure werden und Erfolg haben. Und es ist ein gräßliches Gefühl, daß sie dasitzen und denken, ich wäre an der Uni, weil ich's in der Branche nicht geschafft habe.«
»Aber das stimmt doch nicht. Und du weißt es auch.« »Sie aber nicht! Die halten sich stur an das alte Sprichwort: ›Wer's selber kann, der tut's. Und die übrigen bringen es andren Leuten bei.‹«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann fragte David ernst: »Und was ist mit mir? Haßt du mich auch?« Sie senkte den Kopf, bereit, um seinetwillen zu lügen. Doch es war sinnlos. »Manchmal«, gab sie ehrlich zu. »Ich weiß, daß du nichts dafür kannst, David. Bestimmt, das weiß ich. Es hätte so nicht weitergehen können. Ich war zuviel unterwegs. Wir hatten fast nie Zeit füreinander, wir sahen uns kaum. Allerdings - in letzter Zeit sind wir auch nicht gerade oft zusammen.«
»Bei mir im Büro ist plötzlich eine Wahnsinnshektik ausgebrochen. Aber das wird sich bald wieder geben«, sagte er entschuldigend.
»Ich dachte, im Sommer habt ihr Sauregurkenzeit?« entgegnete sie leise.
»Nur noch ein paar Wochen«, versprach er, »dann hab' ich alles wieder im Griff.« Er blickte sich um. Lilian wußte wohl, daß dieses Tischgespräch nicht gerade Davids Vorstellung von einem Festessen nach errungenem Sieg entsprach. »Was willst du eigentlich, Lilli?« fragte er sie. »Willst du den Job bei der Uni hinschmeißen? Willst du wieder zum Fernsehen zurück?«
Sie erinnerte sich an die Krisen am Anfang ihrer Ehe. Jedesmal hatte ihre Arbeit den Anstoß dazu gegeben. »Ich weiß selber nicht, was ich will«, erwiderte sie schließlich.
»Sieh mal, Lilli, ich will dich doch nicht blockieren. Ich hab' weiß Gott nichts dagegen, daß du arbeitest, und das weißt du auch. Ich würde mich nicht mal dann querstellen, wenn du wieder zum Fernsehen gehst. Schließlich hab' ich dich durchs Fernsehen kennengelernt. Und du warst einfach umwerfend, hattest so viel Energie, so ein Feuer.« »Genau darum geht's, David. Ich bin drauf und dran, es zu verlieren.«
»Aber nein«, widersprach er. »Nein, es brennt nur im Moment nicht ganz so lichterloh wie früher.« Er schenkte ihr ein ermunterndes Lächeln und wartete, bis sie es zögernd erwiderte. »Weißt du was, warum setzt du dich nicht mit dem Sender in Verbindung, rufst diesen Ernie an, wie hieß er doch gleich?«
»Irving«, verbesserte sie ihn. »Irving Saunders.« »Ach ja, richtig. Also, ruf Irving an, und frag ihn, ob er einen Job für dich hat, bei dem du nicht zu reisen brauchst.«
»Das hab' ich ihn schon vor zwei Jahren gefragt, als ich kündigte. Da ist nichts drin. Nicht in meiner Sparte. Gut, ab und zu gibt's 'ne Sendung über irgendwas hier in Chicago, aber keiner könnte mir garantieren, daß ich nicht hin und wieder reisen müßte. Und ich könnte auch nicht jeden Abend um fünf Schluß machen, sondern müßte im Notfall die Nacht durcharbeiten und manchmal auch ein Wochenende dranhängen.« »Was willst du damit sagen?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal, warum ich dir das alles erzähle.«
»Meinst du nicht, daß es wenigstens einen Versuch wert ist?«
»David, was würdest du einem angehenden Anwalt raten, nehmen wir zum Beispiel Nicole Clark«, setzte sie hinzu und wünschte im selben Moment, die Anspielung zurücknehmen zu können. »Ist ja auch egal, wer«, fuhr sie fort. »Nehmen wir einfach an, jemand kommt zu dir und erklärt, er würde schrecklich gern mit dir zusammenarbeiten, möchte aber von vornherein klarstellen, daß er um fünf Uhr Feierabend machen will und auf keinen Fall am Wochenende verfügbar ist. Was würdest du antworten?« »Ich würde ihm empfehlen, sich 'ne andere Kanzlei zu suchen.« »Eben.«
»Lilli, was soll ich dir raten? Ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen.« »Ja, ich weiß.«
»Vielleicht kriegst du nur deine Tage.« »Was zum Kuckuck hat das damit zu tun?« »Na ja, du weißt doch, daß du vorher manchmal solche Depressionen kriegst...«
»Jeder kriegt ab und zu mal Depressionen! Schieb's bloß nicht auf meinen Hormonhaushalt...« »Ich will mich nicht mit dir streiten. Ich hab' dir lediglich einen Vorschlag gemacht. Ob du ihn annimmst oder nicht, das liegt ganz bei dir.«
»Es würde dir also nichts ausmachen,
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