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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorprogrammieren, konnte hier und da Mißtrauen säen und gelassen zuschauen, wie es wuchs und blühte. Blühte wie eine Rose, dachte Lilian. Da sie die Kleine nicht einfach umbringen konnte, würde es wohl das beste sein, sie zu ignorieren. Sie würde sich nicht mehr über sie aufregen und auch nicht mehr über sie herziehen. Jedenfalls nicht in Davids Beisein. Wegen dieses Mädchens würde es in ihrem Hause keinen Streit mehr geben.
    Gewiß, David war gewarnt. Aber faszinierte es ihn nicht auch? Sicher, was denn sonst? Ärgerte es ihn etwa? Möglich. Vielleicht war er ungehalten, aber ganz bestimmt auch fasziniert. Und das war alles vorauskalkuliert, war Teil ihres genialen Plans: die unsichere, mißtrauische Ehefrau zu Hause, die faszinierende, verführerische andere im Büro.
    Sie war schon am Aufzug, als die Stimme sie zurückhielt.
    »Lill? Lill, sind Sie's?«
    Sie drehte sich um. Es gab nur zwei Männer auf der Welt, die sie Lill nannten. Der eine war ihr Gynäkologe, der andere einer von Davids Partnern, ein hochangesehener Strafverteidiger mit einem Faible für gammelige Kleidung und provozierende Spitznamen.
    Vor ihr stand Don Eliot in verwaschenen Bluejeans und brauner Cordsamtjacke. Sie wunderte sich, daß er einen Schlips trug, aber dann sah sie, daß die Krawatte mit Mickymausfiguren bestickt war. Hallo, El, hätte sie beinahe geantwortet, doch im letzten Moment nahm sie sich zusammen.
    »Hallo, Don!« Sie lächelte höflich. »Wie geht's Ihnen?« »Großartig,   einfach   großartig«,   versicherte   er   überschwenglich und ergriff ihre beiden Hände. »Und Adeline?«
    »Auch gut, auch gut. Die Kinder gehen ihr natürlich auf die Nerven, aber das ist schon ein Dauerzustand bei uns.« Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Gut sehen Sie aus«, stellte er fest, als prüfe er die Qualität eines Pullovers. »Vielleicht 'n bißchen müde. Kriegen Sie nicht genug Schlaf, Lill?«
    Besten Dank für das Kompliment, El, dachte sie. Sein Kommentar hatte ihr gerade noch gefehlt. »Wer kann sich heutzutage schon ausschlafen?« fragte sie zurück. »Da haben Sie ganz recht«, pflichtete er ihr bei. »Bei uns zu Hause ist es manchmal ganz grauenhaft. Stellen Sie sichvor, letzte Nacht sind zwei von unseren Kindern um vier Uhr früh durchs Haus getobt: der Zweijährige, der gerade erst gelernt hat, allein aus dem Gitterbett zu krabbeln, und der Vierjährige, der neugierig war und wissen wollte, was der Kleine vorhat. Ich sage Ihnen, Lilli, Sie und David haben bestimmt die richtige Entscheidung getroffen, als sie beschlossen, keine Kinder zu kriegen. Kinder krempeln unser ganzes Leben um, das kann ich Ihnen versichern. Na, und außerdem hat David ja schon zwei. Das reicht, glauben Sie mir. Wir hätten auch nach dem zweiten aufhören sollen. Fünf Kinder - das ist der reinste Wahnsinn!« Lilian versuchte zu lächeln und war froh, daß Don Eliot offenbar keine Antwort auf seinen Redeschwall erwartete. Hätte sie zu sprechen versucht, dann wären ihr womöglich die Tränen gekommen. David hatte also ihre Familienplanung (oder vielmehr Nichtplanung) mit Dritten diskutiert, ja hatte sogar behauptet, die Entscheidung sei bereits gefallen.
    »Wissen Sie«, brachte sie endlich heraus, »so ein Entschluß ist nicht unabänderlich. Warten wir's erst mal ab.« »Das ist 'n Wort, Lill«, lobte er sie, klopfte ihr auf die Schulter und machte kehrt. »Ach, übrigens, was ich noch sagen wollte: Adeline liegt mir seit Wochen in den Ohren, daß ich Sie beide mal zum Essen einladen soll. Wie wär's mit Samstag in einer Woche?« Ihr fiel keine Ausrede ein, also nickte sie schweigend. »Na, prima«, meinte er. »Ich sag' Adeline, sie soll Sie anrufen und mit Ihnen die Zeit verabreden.« »Ich freue mich drauf«, log Lilian.
    »Also bis dann!« Er verschwand hinter einer Biegung des Gangs. Einen Moment lang stand Lilian regungslos da und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Mit Ausnahme von jenem wundervollen Zwischenspiel am Morgen unter der Dusche hatte sich der Tag zu einer ausgesprochenen Talfahrt entwickelt. »Haben Sie sich verlaufen?« fragte die heisere Stimme, undum Nicole Clarks Züge spielte ein leises, spöttisches Lächeln. Lilian warf ihr einen Blick zu, von dem sie inständig hoffte, daß er gefaßt und überlegen wirkte. »Vielen Dank«, sagte sie, »aber ich kenn' mich hier aus.« Sie straffte sich, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und ging mit raschen Schritten an der anderen vorbei. Ihr heimliches

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