Ich Will Ihren Mann
Und verbinden Sie mich mit diesem Mr. Powa..., na, Sie wissen schon.« Er schaltete die Sprechanlage wieder ab und kramte ziellos in dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch. »Was ist denn das?« fragte er überrascht, als hinter einem Stapel von Papieren eine zierliche Kristallvase zum Vorschein kam, in der eine rote Rose stand.
Diane kam mit den verlangten Aktenordnern herein und brachte das Kunststück fertig, Platz dafür auf dem überhäuften Schreibtisch zu schaffen. »Ich verbinde Sie gleich mit Mr. Powad..., ach, der ohne Pappteller«, sagte sie und ging hinaus.
David blätterte zerstreut in einem Ordner, dann fiel sein Blick wieder auf die Blume.
»Ist denn keine Karte dabei?« fragte Lilian, die einen seltsamen Druck in der Magengrube verspürte. David fuhr suchend mit der Hand über die Schreibtischplatte. »Ich kann nichts finden«, sagte er. »Wahrscheinlich hat Diane sie hingestellt.«
Lilian trat an den Schreibtisch und griff in den Kasten für die unerledigte Post. Zuunterst lag ein blaßlila Umschlag. Sie nahm ihn heraus und hielt ihn David hin.
»Na sowas, den hab' ich glatt übersehen.« Widerwillig nahm er den Brief in Empfang und öffnete ihn. Das Schreiben war nur kurz. Er las es und reichte es Lilian. »Ich werde mit ihr reden«, sagte er.
Lilian las laut vor: »Nochmals meinen innigsten Dank für diesen überaus interessanten Vormittag. Nicki.« Sie ließ das Blatt auf den Tisch fallen.
»Wenn du willst, ruf ich sie gleich her. Du kannst dabeisein, während ich mit ihr spreche.« »Nein, nein«, widersprach Lilian. »Wir wollen es einfach vergessen, okay? Wenn du sie herzitierst, gibt es bloß eine peinliche Szene für alle Beteiligten. Schließlich ist es nur eine Danksagung. Eigentlich 'ne ganz nette Geste. Laß es einfach auf sich beruhen. Wenn sie merkt, daß sie die einzige ist, die dieses alberne Spielchen treibt, wird sie vielleicht von selber aufhören und uns in Ruhe lassen.« »Mir soll's recht sein. Ich will bloß nicht, daß du dich aufregst.«
»Tu ich ja gar nicht«, log sie. »Wenn ich's schaffe, Elaine zu überleben, dann werd' ich auch Nicole überstehen - das heißt, Nicki, wollt' ich sagen«, versuchte Lilian zu scherzen. Davids Lachen klang gekünstelt. »Vielleicht haben wir das Ganze auch überbewertet«, gab er zu bedenken. »Wenn wir nicht aufpassen, verrennen wir uns womöglich in 'nen klassischen Verfolgungswahn. Weißt du, ich kann's mir einfach nicht vorstellen ... Sie ist wirklich eine hervorragende Juristin.« Dianes Stimme tönte ruhig und sachlich über die Sprechanlage: »Ich hab' Mr. Powa... Er ist auf Leitung eins.« »Ich geh' jetzt«, flüsterte Lilian, während er den Hörer abnahm. Als sie sich über David beugte und mit den Lippen seine Schläfe berührte, spürte sie den zarten Duft, den die Rose verströmte.
Sie sah, wie er die Hand hob und ihr nachwinkte, dann schloß sie die Tür hinter sich. Im Vorzimmer lehnte sie sich einen Augenblick gegen dieWand und wartete, bis ihr wild schlagendes Herz sich beruhigte und ihr Atem regelmäßiger wurde. »Ist Ihnen nicht gut, Mrs. Plumley?« fragte Diane. Lilians Blick heftete sich prüfend auf die Sekretärin ihres Mannes. Diane war ein hübsches Mädchen mit kastanienbraunem Haar und großen, blauen Augen. David hatte sich immer mit attraktiven Frauen umgeben. Während seiner Ehe mit Elaine war er ihren Reizen nicht selten erlegen. Es falle ihm nicht schwer zu lügen, hatte er ihr einmal erklärt, und er war nie um eine Ausrede verlegen. Sie wußte, daß er Elaine oft betrogen hatte. Und ich? überlegte sie. Ob er mich auch betrügt? Energisch warf sie den Kopf zurück und versuchte, ihre bangen Gedanken zu verscheuchen. Es tat nicht gut, über diese Fragen nachzugrübeln. Nicole mochte hochfliegende Pläne haben, aber es würde ihr nicht gelingen, sie zu verwirklichen.
»Doch, doch, ich fühl' mich ausgezeichnet«, versicherte sie. »Auf Wiedersehen, Diane. Bis bald.« Gedankenverloren betrat sie den langen, gewundenen Korridor. Die Kleine hat sich mächtig ins Zeug gelegt, dachte sie. Die ist wirklich raffiniert. Kein Zweifel, die hatte das Talent zu einem erstklassigen Anwalt. Die war frech und dreist genug, ihre Absichten offen zuzugeben. Gute Taktik, die Ehefrau von vornherein in die Defensive zu drängen, sie zu verunsichern und dazu zu verleiten, sich vor eingebildeten Gefahren zu fürchten. Mit dem nötigen Geschick konnte so ein Weibsstück sogar Reibereien zwischen den Eheleuten
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