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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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stellte sie erleichtert fest, daß sie in diesem Raum freier atmen konnte. Wir lassen die Katzen grundsätzlich nie ins Eßzimmer, hatte Adeline ihr erzählt, als sie die geräumige Diele durchquerten. »Lilli?«
    Die Stimme ihres Mannes schreckte Lilian aus ihren Gedanken auf. Er hatte zu ihr gesprochen, doch sie hatte kein Wort gehört.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich, als sie merkte, daß alle sie anstarrten.
    »Zerbrechen Sie sich den Kopf darüber, wie Sie Ihren Satz anbringen könnten?« fragte Don Eliot fröhlich. »Erraten«, log Lilian, und ihre Gedanken wanderten für einen Augenblick zu dem Spiel, das ihre Gastgeber sich ausgedacht hatten, und zu der Zeile, die ihr zugewiesen war.
    »Adeline hat dich gefragt, ob du das Rezept möchtest«, sagte David, und sie hörte den leichten Tadel aus seiner Stimme heraus.
    »Für die Suppe«, fügte Adeline hinzu. »Darüber würde ich mich wahnsinnig freuen«, versicherte Lilian begeistert. »Wenn's nicht zu kompliziert ist...« »Kompliziert? Aber nein! Hab' ich vielleicht die Zeit, was Kompliziertes zu kochen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie bei all dem Trubel überhaupt noch Zeit zum Kochen finden«, wunderte sich Beth. Lilian hatte sich gerade die gleiche Frage gestellt. »Es ist alles Improvisation«, erklärte Adeline stolz. »Ich mische einfach Campbells Tomatensuppe mit Campbells Erbsensuppe, geb' ein bißchen Milch und einen kräftigen Schuß Sherry dazu, und die Mockturtle-Suppe ist fertig.«
    »Ich werd's ausprobieren«, versprach Lilian. »Ich bin eine miserable Hausfrau«, warf Nicole Clark ein.
    »Wenn ich heimkomme, bin ich meistens so müde, daß ich mir einfach 'ne Pizza kommen lasse.« »Sie ißt Pizzas, und schaut sie euch an«, rief Beth arglos. »Lilli und ich müßten einen Monat lang täglich zur Gymnastik rennen, ehe wir uns das leisten könnten!« Nicole Clark lächelte Lilian honigsüß an. »Oh«, sagte sie, »ich glaub', Sie übertreiben ein bißchen.« »Hat deine Frau auch die ganze Woche gejammert, David?« fragte Al Weatherby. ›»Hier tut's weh, und da tut's weh. Au, faß mich hier nicht an. Vorsicht, rühr' mich da nicht an.‹« Er lachte.
    »Ich hab' etliche solcher Klagen zu hören gekriegt«, gab David zu.
    »Sie gehen zu einem einzigen Kurs«, fuhr Al fort. »Aber man möchte meinen, sie seien im Krieg gewesen.« »In welcher Gymnastikschule sind Sie?« fragte Nicole. »In der von Rita Carrington«, erklärte Beth. »In der Warden Street. Wir haben erst letzte Woche angefangen. Eine demütigende Erfahrung, nicht wahr, Lilli?« Lilian nickte und versuchte zu lächeln. »Ich hab' noch nie Gymnastik gemacht«, sagte Nicole. »Aber vielleicht sollte ich anfangen, bevor meine Figur zum Teufel geht.«
    Lilian löffelte schnell ihre Suppe aus und schob den Teller von sich, ehe der Drang, ihn der anderen ins Gesicht zu schleudern, übermächtig wurde.
    »Regelmäßige sportliche Betätigung erfordert eine Menge Selbstdisziplin«, mischte sich Chris Bates ein. »Unheimlich viel Selbstdisziplin. Das wär' nichts für mich.« Lilian warf ihm einen prüfenden Blick zu.»›Eine ganz normale Familie‹«, stieß sie unvermittelt hervor. »Der Psychiater, Berger hieß er, glaub' ich.«
    »Erraten!« Don Eliot applaudierte. Alle anderen schauten ein wenig verdutzt drein.
    Chris Bates senkte den Kopf und lachte. »Ich war zu hastig«, sagte er. »Ich hätte meinen Text nicht so überstürzt anbringen dürfen.«
    »Nicht doch, es war der ideale Moment für Ihre Zeile«, widersprach Adeline. »Aber Sie haben's mit einer Expertin zu tun.«
    »Eins zu null für Lill«, verkündete Don Eliot, und alle lächelten.
    Der nächste Gang war nicht so gut gelungen wie der erste. Der Salat war zu wäßrig und schmeckte fad, das Roastbeef war zu zäh, die Kartoffeln waren verkocht. Einen Moment lang fühlte sich Lilian in ihr Elternhaus zurückversetzt. Mit solchen Mahlzeiten war sie groß geworden. Indessen ließ ihre nervöse Spannung dem Spiel gegenüber nach, je mehr ihr klar wurde, daß sie den anderen auf keinen Fall unterlegen war. Das Spiel bestand einfach darin, Zitate aus berühmten Filmen zu erkennen. Allen am Tisch (mit Ausnahme von Don und seiner Frau, die sich das Spiel ausgedacht hatten und folglich alle Antworten kannten) war eine Dialogzeile zugeteilt, und nun hatte jeder die Aufgabe, seinen Text unbemerkt in die Unterhaltung einfließen zu lassen. Die anderen mußten versuchen, die Zitate zu erraten. Bis jetzt

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