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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich total fertig. Du hast jetzt zwei Stunden lang ununterbrochen geniest. Warum machst du nicht einfach die Augen zu und denkst nicht mehr dran, daß Nicole gewonnen hat. Es war doch bloß ein harmloses Spiel und keine gottverdammte Olympiade!«
    Wütend setzte Lilian sich auf. »Glaubst du etwa, ich mach' mir was draus, daß Nicole gewonnen hat?« fragte sie vorwurfsvoll.
    »Ist es etwa nicht so?« gab er zurück. »Nein!« protestierte sie eine Spur zu heftig. »Ich bin allerdings der Meinung, daß ihr Text besonders einfach war. ›Viele wunderschöne Stuckdecken‹ kann man leichter in eine Unterhaltung einschmuggeln als meinen Satz.« »Sie hat genau wie alle anderen ihren Zettel aus dem Hut gezogen«, erklärte David geduldig. »Also ehrlich, meinst du nicht auch, du nimmst die Sache zu wichtig?« Lilian zuckte die Achseln. Sie wußte, daß er recht hatte, aber sie wußte auch, daß sie sich eigentlich nicht darüberärgerte, ein albernes Gesellschaftsspiel verloren zu haben. Was sie in Wirklichkeit beunruhigte, das war der tiefere Sinn, den sowohl sie selbst als auch die andere ihrer Niederlage beigemessen hatten. Nicoles Sieg schien auf weitere Erfolge hinzudeuten, schien nur der Anfang einer langen Kette von Triumphen, die der Herausforderer über den Titelverteidiger feiern würde, ja er schien nur der Auftakt, gleichsam die erste Runde des Kampfes zu sein, den Nicole gewinnen würde. Die besondere Ironie lag darin, daß Lilians Text aus einem Dialog stammte, der ihre eigene Situation auffallend widerspiegelte: June Allyson ist dahintergekommen, daß ihr Mann eine Affäre mit Joan Collins hat. Sie reizt die Jüngere mit dem Hinweis, sie würde Stephen mit ihrem Kleid nicht beeindrucken, er bevorzuge einen schlichteren Stil. Joan revanchiert sich mit der Erklärung, wenn Stephen das, was sie anhabe, nicht gefalle, dann ... Davids Stimme unterbrach ihren Gedankenfluß.
    »Was?« fragte sie abwehrbereit, wie ein Kind, das beim Doktorspielen erwischt wird.
    »Ich wollte wissen, ob du dich so aufregst, weil du immer noch glaubst, sie sei hinter mir her.« So, wie er die Frage stellte, mußte man sie schon aus reiner Selbstachtung verneinen. Doch ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr David fort: »Wenn du das denkst, liegst du nämlich völlig schief.«
    »Wieso ich ?« wollte Lilian wissen.
    »Also sagen wir, du irrst dich«, räumte er ein. »Sie hat mich den ganzen Abend kaum angeschaut.« »Das klingt so, als ob dich das enttäuscht habe.« Er drehte sich auf die andere Seite. »Mach dich doch nicht lächerlich.«
    Lilian versuchte, tief durchzuatmen. Es war offensichtlich sinnlos, dieses Thema weiter zu diskutieren. »Kam Beth dir heut' abend irgendwie bedrückt vor?« fragte sie statt dessen.
    »Nein«, brummte er.
    Sie sah zu ihm hinüber. Sie sehnte sich danach, ihn zu umarmen, ihn eng an sich zu drücken und mit ihm einzuschlafen, so wie sie es sonst immer taten. Doch als sie sich an ihn schmiegte, spürte sie einen stechenden Schmerz im Unterleib und schreckte hoch.
    »Wo willst du hin?« fragte er vorwurfsvoll, als sie aufstand.
    »Ich hab' Bauchschmerzen.«
    »Warum mußtest du auch 'nen zweiten Nachtisch verlangen?« rief er ihr nach, während sie ins Bad stolperte. »Du warst die einzige.«
    »Hast du meine Bissen nachgezählt?« sagte sie mehr zu sich selbst als zu David und kauerte sich auf die Klobrille.
    Sie war eher enttäuscht als überrascht, als sie das Blut sah. Superpünktlich, dachte sie, während sie im Medizinschränkchen nach ihren Tampons kramte. Das einzige im Leben, worauf ich mich garantiert verlassen kann.

 
    9
     
     
    Der Aufenthaltsraum für die Dozenten des Fachbereichs Funk und Fernsehen an der Universität Chicago war groß und langgestreckt, wirkte jedoch auf den ersten Blick klein und quadratisch, was vermutlich daran lag, daß er mit zu vielen üppig gepolsterten Sitzgarnituren vollgestopft war. Die Verwaltung scheint Menge mit Komfort zu verwechseln und das Schäbige für künstlerisch zu halten, dachte Lilian, als sie eintrat. Die Kaffeemaschine war bereits leer. Wenn sie eine Tasse wollte, mußte sie also frischen aufgießen. Das kann heute auch mal jemand anderer machen, entschied sie, kuschelte sich in den nächstbesten geblümten Sessel und versuchte, ein Nickerchen zu machen. Sie spürte, wie verhärtet ihre Rückenmuskeln waren, und überlegte träge, ob sie heute nachmittag zum Gymnastikkurs gehen sollte oder nicht. Außerdem fragte sie sich, ob Beth wohl heute

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