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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schock, zusehen zu müssen, wie der Sohn den eigenen Vater umbringt und seine Wut dann gegen einen selbst richtet... Lilian konnte kaum noch atmen. Seufzend schaute sie an sich hinunter. David hatte darauf bestanden, daß sie ein schwarzes Wollkleid mit Rollkragen anzog. Sie besaß nur dieses eine schwarze Kleid. Vergebens hatte sie ihm vorgehalten, daß man seine Achtung dem Toten gegenüber durch die Teilnahme an der Beerdigung dokumentierte und nicht durch die Kleidung. David war unerbittlich geblieben. Und nun schleppte sie sich durch die Gluthitze dieses Spätsommertages in einem Kleid, das sie normalerweise für die schlimmste Kältewelle des Chicagoer Winters aufhob. Noch nicht mal übers Labor-Day-Wochenende sind wiraus der Stadt rausgekommen, dachte Lilian gereizt. Sonst fuhren sie jedes Jahr um diese Zeit ins Seengebiet und quartierten sich im Deerhurst ein, einem malerischen, alten Landgasthaus, das sie ganz zufällig entdeckt hatten, damals, als ihre Romanze gerade erst begann. Es war mehr als schmerzlich für sie gewesen, auf dieses so sehnsüchtig erwartete Wochenende zu verzichten. Sie kam sich vor wie ein Wundergläubiger, dem man seine jährliche Wallfahrt nach Lourdes verweigert. Aber David war unabkömmlich gewesen, da es bei Weatherby & Ross drunter und drüber ging. Alle warteten gespannt darauf, daß die Polizei Als Leiche endlich zur Beerdigung freigeben würde. Die immer von neuem angeordneten Untersuchungen trugen nur dazu bei, dem Klatsch neue Nahrung zu geben, das Entsetzen wachzuhalten und die Trauer zu verstärken, die den Tageslauf in der großen Kanzlei überschattete. Für die nächsten Wochen schien keine Änderung in Sicht, abgesehen davon, daß die flimmernde Hitze, die seit Als Tod über der Stadt lastete, vielleicht endlich weichen würde. Lilian zerrte an dem Rollkragen, der an ihrem Hals klebte und ihr die Luft abzuschnüren drohte. Lieber Gott, hol mich aus diesem Brutkasten raus, betete sie stumm und fühlte sich prompt schuldig, weil sie ihre unbedeutenden Kümmernisse derart wichtig nahm, während Beth ein so schweres Schicksal zu tragen hatte.
    In der letzten Woche hatte sie mehrmals versucht, Beth zu erreichen. Doch ihre Kinder hatten höflich, aber bestimmt abgelehnt. Ihre Mutter empfange keine Besucher, erklärte man ihr, und Don Eliot bestätigte es. Lilian versicherte allen, daß sie jederzeit zur Verfügung stehe, wenn sie in irgendeiner Weise helfen könne, aber niemand meldete sich. Vielleicht könnte ich heute, wenn Beth herkommt... Die Trauerfeier begann völlig unerwartet mitten vor dem Hauptportal. Mindestens zehn Harekrischnas stimmten einen mißtönenden Singsang an und verteilten Flugblätter an die bestürzten Trauergäste. Anscheinend hatte Beth angeordnet, man solle sie gewähren lassen, da dies die Sprache war, in der ihr Jüngster seinen Schmerz kundtat. Lilian und David lehnten die dargebotenen Flugblätter ab (David murmelte etwas wie: er würde Jason den Hals umdrehen, sollte der sich je für solche Flatterhemden begeistern) und drängten sich an den Sängern vorbei ins Innere der Kirche.
    Es war noch heißer, als Lilian erwartet hatte. Das Spektakel am Eingang hatte sie wenigstens auf andere Gedanken gebracht. Doch nun war sie der Hitze wehrlos ausgeliefert. War es draußen schon entsetzlich schwül gewesen, so sorgte hier drinnen die Körperwärme mehrerer hundert Trauergäste dafür, daß die Temperatur ins Unerträgliche stieg. Lilian schnappte nach Luft. Sekundenlang blitzte eine Szene aus »Land der Pharaonen« vor ihr auf, dem Film, in dem Jack Hawkins eine umwerfend erotische Joan Collins zur Partnerin hatte. Joan hatte alle möglichen Verschwörungen angezettelt, um jeden aus dem Weg zu räumen, der zwischen ihr und dem Thron Ägyptens stand. Dabei hatte sie selbst vor dem Mord an ihrem Mann, dem regierenden Pharao, nicht zurückgeschreckt. Doch nun, nach der Tat, fand sie sich in den Grabkammern des ermordeten Herrschers wieder, wo sie zu Ehren des Toten zusammen mit seinen Lieblingssklaven, -konkubinen und -pferden lebendig begraben werden sollte. So verlangte es das Testament des Pharao. Lilian warf einen Blick durch den großen Raum, der schon fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Hatte Al Weatherby etwa den gleichen Plan? Hatte er postum ein modernes Äquivalent für Sklaven, Konkubinen und Pferde hier versammelt? Hatte er vor, sie alle mit sich ins Grab zu nehmen? Und wenn es so war, in welche Gruppe gehörte sie dann wohl? Ich

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