Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sich vor wie ein Eindringling, der eine schöne und ergreifende Szene belauscht. Zuzusehen, wie ihr Mann Nicole berührte, fiel ihr schwerer, als damals in Vietnam die Kamera auf blutbesudelte, abgetrennte Gliedmaßen zu richten. Erst als sie sich abwandte, hörte sie Nicoles Stimme, hörte sie ihre überstürzten Fragen, die David alle geduldig beantwortete. Ein Polizist trat zu ihnen und nahm die Personalien des Mädchens auf. Dann ging er wieder, und Lilian hörte Nicole flüstern und ihren Mann mit sanfter Stimme beruhigend auf sie einreden. Warum sind wir bloß hergekommen? Was können wir denn schon tun? »Davey! Nicki! Wie geht's euch?«
    Lilian drehte sich um und sah, wie Don Eliot auf ihren Mann und Nicole zuging: Das tragische Ereignis hatte seinen unkonventionellen Geschmack offensichtlich nicht beeinflußt. Zu einem weißen Sporthemd mit grüner Krawatte trug er enge Jeans und offene Sandalen. Er besprach sich eine ganze Weile mit David und Nicole, ehe er Lilian überhaupt bemerkte. »Hallo, Lill«, sagte er und drückte ihr kräftig die Hand.
    Hallo, El, hätte sie am liebsten geantwortet. »Tag, Don«, lächelte sie. »Haben Sie was Neues gehört?« »Also gestern nacht bin ich natürlich sofort, als Beth eingeliefert wurde, zu ihr gegangen. Aber sie hatte einen schweren Schock und konnte nicht sprechen. Dann hab' ich mit der Polizei gesprochen, doch es war noch zu früh, um was Konkretes zu erfahren. Jetzt komm' ich grade von den Ärzten. Und mit dem diensthabenden Polizisten, der ihr Zimmer bewacht, hab' ich auch gesprochen. Anscheinend ist Beth jetzt voll bei Bewußtsein, und man versucht, sie zu vernehmen.« »Sind ihre Kinder hier?«
    »Ihre Tochter fliegt von Los Angeles rüber. Ihr Ältester ist letzte Nacht aus New York gekommen. Er ist grade bei ihr. Aber den Kleinen haben sie noch nicht ausfindig gemacht.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, daß er es getan hat?« Lilian dachte an die Spannungen, die angeblich zwischen Vater und Sohn bestanden, seit der Junge seinen Willen durchgesetzt und die Schule verlassen hatte, um mit flatternden Gewändern und kahlgeschorenem Kopf sein Heil im Schoße einer Sekte zu suchen.
    Don Eliots Gesicht verfinsterte sich. »Wär' immerhin möglich«, sagte er. »O Gott.«
    Neue Gerüchte kursierten. Immer mehr Menschen drängten sich in den bereits überfüllten Raum. Ein anderer Polizist kam und protokollierte Lilians Bericht über ihr Telefonat mit Beth Weatherby. Don Eliot unternahm mehrere Vorstöße in den Korridor und versuchte, die Polizisten auszuhorchen. David hatte Nicole sich selbst überlassen und tröstete nun die Frau eines Kollegen. Lilian kam sich ein bißchen geschmacklos vor, als sie an ihre erste spontane Reaktion von vorhin dachte. Sie senkte verlegen den Blick. Nicole Clark stand am anderen Ende des Raums und starrte sie an. Sie sieht wirklich nicht aus wie 'ne femme fatale, dachte Lilian. Eher wie 'n verschüchtertes, ängstliches, kleines Mädchen. Doch dann fiel ihr ein, daß es gerade die Schüchternen und Ängstlichen waren, die eine gefährliche Anziehungskraft auf verheiratete Männer ausübten.
    Sie wandte sich ab, und ihre Gedanken kehrten zu Beth Weatherby zurück. Gestern noch hatte Beth alles gehabt,was man sich nur wünschen konnte: eine glückliche Ehe, einen wundervollen Mann, eine gesicherte Existenz. Und heute war das alles vorbei; zerstört durch einen Wahnsinnigen, der Als Schädel zertrümmert hatte. War es nicht merkwürdig, wie ein ganzes Leben sich in einer einzigen Nacht vollkommen ändern konnte? Es ist seltsam, dachte sie, und ein Satz schoß ihr durch den Kopf, den sie einmal von Beth gehört hatte: Nichts im Leben entwickelt sich genau so, wie man sich's vorgestellt hat.
    »Warum läßt man uns nicht zu ihr?« fragte Lilian ärgerlich. »Was machen sie denn bloß so lange da drin? Warum sagt man uns nicht wenigstens, wie's um sie steht?« Niemand antwortete ihr. Die meisten waren gegangen. Zu den wenigen, die noch warteten, gehörte auch Nicole Clark. Sie war weggegangen und hatte für alle Kaffee geholt. Doch als sie zurückkam, stellte sich heraus, daß sie eine Tasse zuwenig mitgebracht hatte. Das Mädchen hatte sich erboten, noch einmal zu gehen, aber Lilian lehnte dankend ab und behauptete, sie trinke sowieso zuviel Kaffee (in Wirklichkeit hätte sie gerade jetzt dringend einen gebraucht). Doch nun mußte sie sich damit begnügen, im Zimmer auf und ab zu laufen und mit den Wänden zu reden. Ihr war, als verlöre

Weitere Kostenlose Bücher