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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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muß eins von den Pferden sein, entschied sie, als David sie einen Seitengang entlangdrängte und zu einer Reihe führte, in der noch Plätze frei waren. Lilian mußte sich an entsetzlich vielen Beinen vorbeizwängen, die alle am Boden festgewurzelt schienen.
    Sie spürte, wie ihr mühsam gebändigtes Haar sich krauste und in widerspenstigen Korkenzieherlocken vom Kopf abstand (sie konnte sich nicht erinnern, ob Joan Collins geschwitzt hatte). Jetzt wäre Lilian froh gewesen, wenn sie die Flugblätter am Eingang angenommen hätten. Daraus könnte man 'nen prima Fächer machen, dachte sie. »Hältst du's noch aus?« fragte David, dem plötzlich bewußt wurde, was seine Frau ausstehen mußte. »Mir ist bloß schrecklich heiß«, antwortete sie und versuchte, an etwas anderes zu denken. Mit sanfter Stimme begann er, sich zu entschuldigen: »Es tut mir leid, daß ich mich so blöd angestellt hab' und nicht einsehen wollte, daß es auch ohne schwarzes Kleid und Make-up gegangen wäre. Ich weiß nicht, wieso ich mich so aufgeführt hab'. Bitte entschuldige.« »Ist schon gut.« Sie drückte seine Hand und spürte, wie ein Schweißtropfen über ihr frisch aufgetragenes Rouge rollte.
    »Es war wirklich lieb von dir, daß du deswegen keinen Streit angefangen hast. Weißt du, ich war in so 'ner miesen Verfassung, ich hätte mich gegen jedes vernünftige Argument gewehrt.« Lilian lächelte und versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren, statt dauernd an die Hitze zu denken. Doch trotz aller Anstrengung fühlte sie sich furchtbar matt. Laß mich nur so lange durchhalten, bis ich mich wieder ins klimatisierte Auto setzen kann, betete sie stumm und dachte dann voller Bangen an den langen Weg hinaus zum Friedhof. »Aber Make-up steht dir«, sagte David. »Du solltest öfter welches benutzen.« Da Lilian wußte, daß er ihr damit ein Kompliment machen wollte, unterdrückte sie die Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Doch sobald sie nach Hause kamen, würde sie sich das Zeug vom Gesicht waschen.
    Der Pfarrer trat vor den Altar, und der Gottesdienst begann. Lilian lauschte aufmerksam, während er den Mann beschrieb, den sie in den letzten Jahren schätzen und lieben gelernt hatte. Als nun die Rede des Pfarrers einzelne Bilder und Ereignisse aus seinem Leben vor der Trauergemeinde lebendig werden ließ, da wurde ihr erst richtig bewußt, wie sehr auch sie ihn vermissen würde. Arme Beth, dachte sie. Sie wischte sich eine Träne von der Wange, beugte sich vor und hielt in den vorderen Reihen nach Beth Ausschau.
    Sie war überrascht, als sie Nicole Clark zwei Reihen weiter vorn entdeckte. Aus einem unerklärlichen Grund hatte sie nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen, obwohl sie wußte, daß die ganze Kanzlei an der Trauerfeier teilnahm. War es da nicht klar, daß auch dieses reizende Geschöpf dabeisein würde? Nicole hatte das Haar straff zurückgekämmt und zu einem Zopf geflochten. Die Hitze schien ihr nichts anzuhaben. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Baumwollkleid ohne Ärmel mit einer schmalen, weißen Borte am Kragen, die es für jede Gelegenheit passend erscheinen ließ. Typisch, dachte Lilian, während ihre Blicke prüfend die Reihen absuchten. Typisch, daß sie das Richtige anzuziehen hat. Mein Gott! Sie schrak zusammen. Dort vorn saß Elaine.
    »Was ist los?« fragte David besorgt. Sie schüttelte nur den Kopf und hob abwehrend die Schultern. »Nur ruhig, Spätzchen. Gleich haben wir's hinter uns«, sagte er und tätschelte ihre Hand.
    Sie lächelte, die Äugen fest auf Davids Exfrau geheftet. Natürlich hätte sie damit rechnen müssen, daß Elaine herkommen würde. Sie hatte jahrelang mit den Weatherbys verkehrt. Da war es nur recht und billig, daß sie Al die letzte Ehre erwies. Lilian taxierte Elaine sorgfältig. Sie wirkte attraktiv, ihre weichen Züge waren nicht so makellos wie die Nicoles, aber auch nicht so unregelmäßig wie ihre eigenen. Sie sah genauso aus, wie man sich die Frau vorstellt, die ein junger, unerfahrener Anwalt gleich nach dem Examen heiratet. Sie war die Verkörperung jenes Typs Jugendgespielin, die heranwächst, ohne mit der Entwicklung ihres Mannes Schritt zu halten, die vollauf damit beschäftigt ist, ihre Kinder großzuziehen und ihr Haus in Ordnung zu halten, und die darüber vergißt (oder es nicht wahrhaben will), daß draußen im Geschäftsleben eine Menge intelligenter und faszinierender Frauen tagtäglich den Weg ihres Mannes kreuzen. Lilian fiel auf, daß auch Elaine in

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