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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwarz war. Sie ließ den Blick über die Menge gleiten und stellte fest, daß ausgerechnet sie drei anscheinend als einzige die korrekte Trauerfarbe trugen. Die übrigen Frauen (sie konnte Beth immer noch nicht finden) hatten zugunsten luftiger Sommerkleider auf feierliches Schwarz verzichtet. Es wirkte fast wie eine absichtliche Schaustellung. Die Farbe trennte sie von den anderen und schuf eine eigene, kleine Gruppe: David Plumley und seine Frauen. Fast wie John Derek, dachte sie und rief sich das Illustriertenfoto in Erinnerung, das den hübschen Ex-Schauspieler im Kreise seiner Verflossenen, Ursula Andres und Linda Evans, und seiner jetzigen Frau Bo zeigte. Sie trugen alle die gleichen T-Shirts, alle lächelten glücklich, auch die Exfrauen: hatten doch auch sie einmal das Privileg genießen dürfen. Lieber Gott, hol mich hier raus, flüsterte sie vor sich hin und starrte unverwandt in ihren Schoß. Vielleicht sollten wir ein Empfangskomitee bilden: die Ehemalige ... die Jetzige ... die Zukünftige? Sie warf David einen Blick zu.
    »Was ist los?« fragte er wieder und setzte erschrocken hinzu: »Wird dir schlecht?« Unwillkürlich rückte er von ihr ab, so weit er konnte. Das war freilich nicht sonderlich weit. Denn die Knie neben ihm behaupteten eisern ihren Platz. »Wär' schon möglich«, sagte Lilian. »Ich weiß, tief durchatmen«, kam sie ihm zuvor. Sie versuchte, ihren eigenen Rat zu befolgen, hielt den Kopf gesenkt und starrte angestrengt auf den Boden. Nach einer Weile lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Worte des Pfarrers. Sie spürte, wie die Tränen in ihr aufstiegen, und war fassungslos, als sie plötzlich merkte, daß sie gar nicht weinen, sondern lachen mußte.
    Lilian prustete los, noch ehe sie sich die Hand vor den Mund halten und den Laut ersticken konnte. Wie kann ich nur so etwas tun? Wie kann ich nur laut loslachen beim Begräbnis des Mannes, der David zeitlebens ein kluger Ratgeber und treuer Freund gewesen ist? Aber sie konnte nicht aufhören. Sie erstickte fast an dem Versuch, dieses blasphemische Lachen zu unterdrücken. Verzweifelt beugte sie sich noch tiefer hinunter und preßte die Lippen zusammen. Tränen stiegen ihr in die Augen, und David legte beschützend den Arm um sie. »Ist ja gut, Liebes«, tröstete er und zog sie hoch. Er glaubt, ich weine, dachte sie. Diese Erkenntnis löste einen neuerlichen Lachanfall aus, und sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sie hörte, wie die Leute um sie herum mitleidig flüsterten. Sie glauben alle, daß ich weine, dachte sie. Für den Rest des Gottesdienstes preßte sie den Kopf fest an Davids Jacke und lachte, bis ihr die Tränen kamen.
    Lilian wartete vor dem Hauptportal der Kirche, während David den Wagen vom Parkplatz holte. Um sie herum tanzten und sangen die Harekrischnas und schwangen ihre Tamburine. Lilian atmete tief ein. Sie hatte gehofft, hier draußen würde sie sich besser fühlen, doch sie empfand keine Erleichterung. Sehnsüchtig hielt sie Ausschau nach dem braunen Mercedes. Sie würde die Lüftung voll aufdrehen. Sie lehnte sich gegen die Mauer und schloß die Augen. Ich laufe barfuß durch die Antarktis, wiederholte sie in Gedanken immer wieder, bis sie unwillkürlich in den Rhythmus der Sänger einfiel.
    »Ich hab' ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen«, sagte die Stimme neben ihr. Lilian öffnete die Augen und sah sich um. Kühl und beherrscht stand Elaine vor ihr. »Um Gottes willen, sind Sie krank? Sie sehen ja ganz grün aus!« »Danke, es geht gleich wieder«, sagte Lilian mechanisch. »Möchten Sie sich setzen?« fragte Elaine und deutete auf die Steinstufen. »Ich denke, für uns wird noch Platz sein zwischen all diesen verzückten Heiligen.«
    Lilian schüttelte ablehnend den Kopf. »Mir ist bloß furchtbar heiß.«
    Elaine musterte sie von Kopf bis Fuß. »Na, das ist ja auch kein Wunder. Was haben Sie denn da bloß an! Wie sind Sie nur auf die Idee gekommen, mitten im Sommer in 'nem wollnen Rollkragenkleid rumzulaufen?!« »Wir haben schon September.« »Ja, aber fast vierzig Grad im Schatten.« »Es ist schwarz«, erklärte Lilian. Wollte Elaine etwa mit ihr über das Kleid sprechen? »Na und?« fragte Elaine verständnislos. »Unser Ehemann bestand darauf«, sagte Lilian, ohne eine Miene zu verziehen.
    Ein breites Lächeln erhellte Elaines Gesicht und ließ es sanfter und jünger erscheinen. »Seien Sie gefälligst nicht komisch. Ich wollte mich von Ihnen nicht zum Lachen bringen lassen.« Elaines

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