Ich Will Ihren Mann
gegen ihren Willen Respekt für die Frau. Gewiß, es war widersinnig, aber das Wortgefecht mit Elaine hatte ihr Spaß gemacht. Die Frau hatte mehrMumm, als Lilian ihr zugetraut hatte, und was sie sagte, hatte Hand und Fuß.
Die Hitze steigt mir zu Kopf, dachte sie, während sie zusah, wie Elaine den Wagen aufschloß und einstieg. Um die Hüften setzt sie ganz schön an, stellte Lilian mit Genugtuung fest. Erschöpft lehnte sie sich an die Mauer zurück. »Mrs. Plumley?«
Lilian betrachtete fragend die bleiche, junge Frau, die vor ihr stand.
»Ich bin Lisa Weatherby, die Tochter von Beth.« Lilian richtete sich auf und gab dem Mädchen die Hand. »Mein Beileid ...« begann sie stockend. »Wenn ich irgend etwas tun kann ... ich hab' mehrmals angerufen ...« Das Mädchen warf einen fragenden Blick auf ihre Brüder. Der ältere hatte schützend den Arm um sie gelegt; der jüngere stimmte inbrünstig in den Singsang seiner Freunde ein. Verzückte Heilige hatte Elaine sie genannt, erinnerte Lilian sich plötzlich, obwohl sie vorhin gar nicht richtig hingehört hatte. Eigentlich ganz lustig. Ihr Blick suchte die Straße ab. Elaines Auto war fort. »Sie könnten schon was tun«, sagte Lisa Weatherby. Lilian schaute sie fragend an. »Ja?« »Vielleicht kommen Sie in den nächsten Tagen mal zu uns und besuchen meine Mutter. Es geht ihr heute nicht gut, und sie konnte nicht mitkommen, aber ich weiß, daß sie gern mit Ihnen sprechen möchte. Wir hatten gehofft, daß Ruhe und Abgeschirmtheit ihr helfen würden, den Schock zu überwinden, und daß sie es dann ertragen könnte, über die Ereignisse jener Nacht zu sprechen. Aber anscheinend haben wir uns geirrt. Sie weigert sich immer noch, drüber zu reden, und ... na ja, wie's scheint, sind Sie ihre einzige Freundin.« »Was?«
»Wir sollten jetzt gehen, Lisa«, drängte ihr älterer Bruder. »Der Wagen wartet.« »Werden Sie kommen?« fragte Lisa noch einmal.
»Aber selbstverständlich«, antwortete Lilian. Wie konnte das Mädchen sagen, sie sei Beth Weatherbys einzige Freundin? Die Frau kannte doch Gott und die Welt. Jeder mochte sie gern. Wie hing das nur alles zusammen? Lilian lehnte sich wieder gegen die Mauer und dachte sehnsüchtig an Eis und Schnee. »Verzeihen Sie, Lilian?«
Was hatte diese Mauer nur an sich? Sobald sie sich daran lehnte, hatte es jemand auf sie abgesehen. Zum drittenmal richtete sie sich auf und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Doch diesmal wußte sie im voraus, wer sie da ansprach. Ihr fiel ein, daß das Mädchen, als sie sich ihr zum erstenmal mit diesen Worten genähert hatte, sie Mrs. Plumley nannte.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen«, schnitt Lilian der Jüngeren das Wort ab. »Sie heißen Nicole Clark, und Sie wollen meinen Mann heiraten.«
Das Mädchen senkte den Kopf. »Das hab' ich wohl verdient.«
»Es sind doch Ihre Worte.«
Nicole Clark nickte. »Nicht grade eine meiner intelligentesten Bemerkungen.« »Ich bin ganz Ihrer Meinung.« »Ich hab' mich aber doch entschuldigt«, flüsterte sie. »Sie haben eine merkwürdige Art, um Verzeihung zu bitten«, sagte Lilian. Sie spürte, wie ihr der Schweiß übers Gesicht rann. »Hören Sie, sind Sie nicht auch der Meinung, daß wir dieses pikante Thema hinlänglich erörtert haben?«
»Ich hab' David erklärt, wie das alles passiert ist...« fuhr Nicole fort.
»Nichts ist passiert«, korrigierte Lilian. Nicole überhörte den wohlüberlegten Einwurf. »Ich hab' ihm erzählt, wie leid es mir tut, daß ich Sie so aufgeregt hab'...« »Sie wissen Ihre Worte aber wirklich zu setzen«, sagte Lilian. Auf ihrem verschwitzten Gesicht lag wie angeklebt ein maskenhaftes Lächeln. »Doch ich denke, David hat im Moment andere Sorgen als ...«
»Er war einfach großartig während dieser schrecklichen Tage«, unterbrach Nicole. »Er war es, der den Laden zusammengehalten und der dafür gesorgt hat, daß wir anderen uns nicht einfach gehenließen und aufgaben.« »Er hat sich bestimmt sehr für die Firma eingesetzt«, räumte Lilian ein. Verwundert fragte sie sich, wann Nicole in all dem Durcheinander die Zeit gefunden hatte, sich vor David zu rechtfertigen. Und wie hatte David sich freimachen können, um ihr zuzuhören?
»Vor ein paar Tagen, da versuchte ich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, aber es ging einfach nicht, und plötzlich brach ich in Tränen aus. Vor allen Leuten. Es waren sogar Klienten im Zimmer. Mir war's furchtbar peinlich. Ich hörte förmlich, wie sie
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