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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinter meinem Rücken miteinander tuschelten und sich drüber lustig machten, daß Frauen emotional eben doch nicht stabil genug sind für unseren Beruf. Lauter solchen Quatsch. Aber plötzlich war David da. Er brachte mich weg von all diesen Menschen und führte mich hinunter zum Essen. Dann haben wir darüber gesprochen. Er konnte wirklich verstehen, was ich für Al empfunden hatte. Ja, er teilte meine Gefühle. Ich hatte vorher noch nie erlebt, daß David sich so rückhaltlos öffnete. Als Mann, meine ich, nicht als Anwalt.« Lilian schäumte vor Wut, und sie stieß ihre Worte hervor wie Giftpfeile: »Wie rücksichtsvoll von Al, sich umbringen zu lassen, damit Sie dieses herzige Erlebnis haben konnten.«
    Sie hatte Nicole offensichtlich einen Schock versetzt. Sprachlos starrte das Mädchen sie an. Elaine hätte eine schlagfertige Antwort parat gehabt, dachte Lilian. Im Geiste sah sie ihren Mann und Nicole Clark vor sich, wie sie einander bei diesem Essen zu zweit ihr Herz ausschütteten. Das kleine Biest macht also Fortschritte, stellte sie, zwischen Furcht und Bitterkeit schwankend, fest.
    Das Hupen des Wagens auf der anderen Straßenseite schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Hastig wandte sie den Kopf, damit die andere nicht sehen konnte, wie die Tränen, die in ihren Augen schwammen, über ihre Wangen rollten und sich mit den Schweißtropfen auf ihrem Gesicht vermischten. Mit einer sehr energischen Handbewegung wischte sie beides, die Spuren der Hitze und die ihres Gefühls, fort und drehte sich wieder zu Nicole um. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie, ließ ihre junge Herausforderin stehen und ging die Stufen hinunter. Bitte, lieber Gott, laß mich nicht hinfallen, betete sie leise, während sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Sie spürte die Blicke des Mädchens im Rücken. Es war, als brenne sie mit den Augen ein Loch in die schwarze Wolle ihres Kleides. Ihr rührender Gatte hatte also das süße, kleine Ding zum Essen ausgeführt und hatte sich obendrein »als Mann« vor ihr geöffnet. Wut und Empörung stiegen in ihr hoch. Mich zwingt er, mitten in 'ner Hitzewelle mit 'nem schwarzen Wollkleid rumzulaufen, und sie führt er zum Essen aus!
    Lilian rief sich Elaines Orakelspruch vom Tag der Scheidung in Erinnerung und übertrug ihn in Gedanken auf Nicole: Wenn er sie so behandeln würde wie mich, wiederholte sie stumm, und mich so wie sie, dann ginge die Sache ganz anders aus. Mit hastigen Schritten lief Lilian auf den braunen Mercedes ihres Mannes zu und riß wütend die Tür auf. Dann drehte sie sich ein letztes Mal nach Nicole um und stieg ein.

 
    15
     
     
    »Ich kann's nicht glauben, das muß ein Alptraum sein.« »So beruhige dich doch, Lilli.«
    »Was heißt beruhigen? Siehst du denn nicht, daß ich langsam vor deinen Augen zerfließe?« »Es dauert bestimmt nur noch 'n paar Minuten.« »Das hast du schon vor 'ner Viertelstunde gesagt.« »Der arme Kerl tut doch wirklich, was er kann. Er sieht schon ganz verstört aus.«
    »Würdest du auch, wenn du 'ne Leiche als Mandanten hättest!«
    »Lilli, ich bitte dich ...«
    »Wenn du mir noch einmal sagst, ich soll mich beruhigen, dann krieg' ich 'nen Schreikrampf.« »Na gut, wie du willst. Dann reg dich eben auf.« »Können wir nicht wenigstens die Klimaanlage anstellen?«
    »Aber sicher, wenn du unbedingt den Wagen überhitzen willst. Das wär' das beste Mittel, um endgültig hier festzusitzen.«
    »Ich kann's einfach nicht fassen.«
    Lilian schaute aus dem Fenster und betrachtete sehnsüchtig die Autos, die zügig auf dem Highway 41 vorbeiglitten, während sie hier an der Tankstelle festsaßen. Ein zitternder junger Mechaniker bemühte sich nach Kräften, den Keilriemen des Ventilators auszuwechseln, der gerissen war. »Ich wußte gar nicht, daß 'n Ventilator 'nen Keilriemen hat«, murmelte Lilian vor sich hin. »Wenn Al Weatherby uns zuschauen kann, dann schüttelt er bestimmt den Kopf und sagt: ›Was für 'ne verdammte Scheiße !‹« »Lilli, bitte, das führt doch zu nichts.« »Und wenn du das noch mal sagst, dann steig' ich aus und geh' zu Fuß.«
    »Laß dich nicht aufhalten«, erwiderte er, beugte sich über sie und öffnete die Wagentür.
    Ein paar Minuten lang herrschte zorniges Schweigen. Na,phantastisch, dachte Lilian. So wie wir diese Szene spielen,könnte sie glatt von Nicole Clark inszeniert sein. Sie schloßdie Tür.
    »Ich kann's nicht leiden, wenn man mir ein Ultimatum
    stellt«, sagte er, ohne sie

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