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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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anzusehen.
    »Ich weiß«, erwiderte sie und erinnerte sich.
    Es war schon spät. Das Zimmer lag im Dunkeln. Keinem von beiden war es eingefallen, das Licht einzuschalten. Lilian wußte, daß ein Stockwerk tiefer Mrs. Everly und ihr riesiger Hund in tiefem Schlaf lagen. Sie wünschte, auch sie läge im Bett. Sie sehnte sich danach zu schlafen, und zwar allein. Sie hatte Angst davor, das sagen zu müssen, was er nicht hören wollte. »Ich kann's nicht mehr, David«, fing sie an. »Wovon sprichst du?«
    »Wovon wir dauernd sprechen. Bloß diesmal mein' ich's ernst.« Er saß auf dem Sofa, und sie hockte im Lotossitz auf dem Boden. Sie trug ein langes Abendkleid, was für ihre Beinstellung äußerst hinderlich war, und außerdem wirkte ihre Pose in diesem Aufzug völlig deplaziert. Ihr rötlichbraunes Haar hatte sie hochgesteckt, doch immer wieder drohten unzählige widerspenstige Strähnen sich aus der kunstvollen Frisur zu lösen. Ihr Gesicht war tränenverschmiert, und auf ihren Wangen brannten rote Flecken. Er wußte, daß sie sich genauso elend und unglücklich fühlte, wie sie aussah. Er wußte auch, was sie sagen würde und daß er es nicht hören wollte. Lilian war sich über all das klar, aber sie war entschlossen, es trotzdem zu sagen.
    »Ich liebe dich, David«, begann sie und zwang sich weiterzusprechen. »Ich hab' dich so lieb, daß es weh tut. Aber ich hab' diese Heimlichkeiten satt. Ich bin's leid, bis zwei Uhr morgens aufzubleiben und vergeblich drauf zu warten, daß du vielleicht noch vorbeikommst. Und ich kann einfach nicht mehr so tun, als ob du dich irgendwo ganz allein schlafen legst, wenn du aus meinem Bett steigst und zu deiner  Frau  nach   Hause  fährst.«   Sie  hielt  inne  und schluchzte heftig. »Lilli...«
    »Aber was mir am meisten stinkt, ist, daß ich mir die Hacken ablaufen mußte, um 'nen Tischherrn für die Hochzeit meiner Cousine zu finden! Und warum? Weil der einzige Mann, mit dem ich in den letzten beiden Jahren zusammen war, verheiratet ist und weil es keinen guten Eindruck machen würde, wenn ich auf der Hochzeit meiner Cousine mit 'nem verheirateten Mann aufgekreuzt wäre!« Sie wimmerte vor sich hin, hob mechanisch die Hand, um sich eine herunterhängende Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, und rief erschrocken: »O Scheiße, sie is' weg. Ich hab' sie verloren.«
    Verdutzt blickte David sie an. »Was ist weg?« »Meine Blume«, schluchzte sie. »Ich hatte 'ne blaue Stoffblume im Haar. Alle sagten, daß sie mir gut stand.« »Bestimmt stand sie dir gut.« »Und jetzt hab' ich dieses dämliche Ding verloren!« »Ich finde dich auch so schön«, sagte er sanft, ließ sich zu ihr auf den Boden nieder und legte die Arme um sie. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und spürte, wie die verlaufene Wimperntusche kleine, schwarze Rinnsale unter ihren Augen bildete.
    »Du mußt ganz schön spitz sein«, lächelte sie unter Tränen.
    »Bin ich auch«, sagte er und küßte sie auf den Nacken. »Schließlich hab' ich dich drei Tage lang nicht gesehen.« »Und wer ist schuld dran, verflucht noch mal?« fragte sie heftig, stieß ihn zur Seite und richtete sich steifbeinig auf. »Mist verdammter, heut' abend hättest du mich sehen sollen. Ich war wirklich schön.« »Bestimmt warst du das.« »Leon - stell dir vor, mein Tischherr hieß Leon -, er hatmich gefragt, ob wir uns wiedersehen können. Falls du dir das vorstellen kannst! Freitag abend. Er will mit mir ausgehen und mir Second City zeigen.« »Und was hast du geantwortet?«
    »Ich hab' gesagt, daß ich mir den Freitag eigentlich lieber frei halte, für den Fall, daß mein verheirateter Liebhaber auf 'n paar Stunden vorbeikommt.« »Lilli...«
    »Ich hab' ja gesagt und daß ich mich riesig freuen würde. Was hätt' ich denn sonst sagen sollen?« David stand vom Boden auf. »Wozu soll das alles gut sein, Lilli?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Der schmale Träger ihres Abendkleides rutschte herunter. »Du mußt dich entscheiden, David.« »O Lilli...«
    »Es tut mir leid, wenn es so klingt, als ob ich mich hinter Klischees verschanze. Aber unsere Situation ist nun mal 'n Klischee, also muß ich mich der entsprechenden Wortwahl bedienen.«
    »Ich kann's nicht leiden, wenn man mir ein Ultimatum stellt.«
    »Ist mir völlig Wurscht, was du leiden kannst und was nicht!«
    Beide blieben wie angewurzelt stehen und starrten einander an. Lilian kam es vor wie eine Ewigkeit. Dann drehte er sich, ohne ein Wort zu sagen, um und lief zur

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