Ich Will Ihren Mann
Wenn wir etwas aus Als Tod lernen können, dann ist es die Erkenntnis, daß ein Menschenleben zu kurz und zu kostbar ist, um es an Aufgaben zu verschwenden, die uns keine Freude machen. Ich liebe dich, Lilli, und ich möcht, daß du glücklich bist.«
»Es wird schon werden«, lächelte sie unter Tränen. »Irgendwas wird sich schon finden. Irving ruft mich bestimmt bald an. Wart's nur ab.«
David lachte reumütig. »Das liegt mir auch noch auf der Seele. An dem Abend, als du mir von deinem Treffen mit Irving erzählen wolltest, da hab' ich mich benommen wie der Elefant im Porzellanladen.«
»Hab' ich schon vergessen«, flüsterte Lilian. »Manchmal ist es ja auch nötig, praktisch zu denken und sich nicht nur von Gefühlen leiten zu lassen.« Sie zögerte. Als sie weitersprach, war ihre Stimme sanft und gefaßt. »Das einzige, was mich stört, ist, daß wir so wenig Zeit füreinander haben. Wenn sich das ändern würde, fände ich alles andere wahrscheinlich gar nicht mehr so schlimm.« Er nickte. »Auch dafür wollte ich dich um Verzeihung bitten. Ich weiß, es sieht aus, als fiele ich in meinen alten Lebensstil zurück. Aber glaub' mir, Lilli, im Moment bin ich wirklich völlig überlastet. Es geht einfach alles drunter und drüber. Ich blick' nicht mehr durch, und ganz gleich, wie hart oder wie lange ich arbeite, es ist kein Ende abzusehen. Jetzt, nach Als Tod, ist es wirklich zum Verzweifeln. Keiner kennt sich aus. Es wird Monate dauern, bis alles wiedernormal läuft und wir die Dinge wieder im Griff haben.« Er blickte seine Frau forschend an. »Glaubst du, du kannst noch ein Weilchen Geduld mit mir haben? Ich versprech' dir, daß nach Weihnachten alles wieder wird wie früher. Dann sind wir bestimmt aus dem Gröbsten raus, und ich brauch' nicht mehr von morgens bis nachts zu schuften, das versprech' ich dir. Na, was sagst du dazu?« Lilian nickte. »Klingt nicht schlecht.« Er beugte sich über sie und küßte sie zärtlich. Fast wie im gleichen Takt öffneten dann beide ihre Autotür, stiegen aus und verschlossen den Wagen. Hand in Hand gingen sie zum Aufzug, drückten auf den Knopf und warteten. »Ich wüßte gern, ob Irving mich wirklich anruft«, sagte Lilian gedankenverloren, als sie in den Lift stiegen. »Du warst doch seine beste Kraft. Natürlich wird er dich anrufen.«
»Er klang aber ziemlich pessimistisch.« »Dafür wird er schließlich bezahlt.« »Er hat gesagt, die Frau, die sie als Ersatz für mich eingestellt haben, habe sich gut eingearbeitet.« »Niemand könnte dich ersetzen.« David zog sie an sich und gab ihr einen Kuß.
Erzähl' das mal Nicole Clark, hätte sie am liebsten gesagt. Statt dessen lächelte sie nur stumm. »Vielleicht starten sie 'ne neue Serie«, fuhr David fort. Lilian nickte. »Über irgend 'n Thema, das man von vorne bis hinten in Chicago abhandeln kann. Dann könnte ich wieder in meinem alten Job arbeiten und würde trotzdem hierbleiben.«
»Hmhm, bis sich die nächste Gelegenheit bietet, nach China zu fliegen ...«
»Ich war doch schon in China«, erinnerte sie ihn. »Ich weiß«, sagte er, und dann schwiegen sie beide.
Sie umkreisten sich mißtrauisch wie zwei streunende Katzen, fauchten sich aus sicherer Entfernung an und wartetenangespannt auf die geringste Provokation, um endlich übereinander herfallen zu können. »Warum machst du aus dieser Reise 'ne Staatsaffäre?« »Das hab' ich dir doch schon lang und breit erklärt. Du bist dieses Jahr oft genug fort gewesen.« »Nicht öfter als letztes Jahr.« »Da warst du ja auch viel zuviel unterwegs.« »Na prächtig. Wir drehen uns dauernd im Kreis.« Lilian ließ sich erschöpft in die weichen Kissen des Sofas fallen.
»Ich bin's leid, daß du wegen jeder Reise, die ich machen muß, so 'nen Veitstanz veranstaltest.« »Dann hör' auf, dauernd in der Gegend rumzukutschieren.«
»Ich bin doch gar nicht so oft weg!« David, der aufgeregt auf und ab gelaufen war, blieb mitten im Zimmer stehen und starrte seine Frau ungläubig an. »Lilli, in den zwei Jahren unserer Ehe warst du in London, Paris, Toronto, Los Angeles, Angola und Argentinien! Und jetzt willst du auch noch nach China!« Lilian antwortete nicht gleich. »Wir hatten mal vor, zusammen hinzufahren«, erinnerte sie ihn schließlich vorwurfsvoll.
»Du weißt doch ganz genau, daß ich hier nicht weg kann.«
»Und warum nicht?«
»Wie stellst du dir denn das vor, Lilli? Soll ich etwa all meine Klienten hängenlassen, bloß um mit meiner Frau
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