Ich Will Ihren Mann
Unterhaltung mit einem vollkommen nackten Menschen zu führen, wenn man selber bis oben hin zugeknöpft ist. Sie schloß die Augen und versuchte, alles um sich herum zu vergessen und sich nur auf das bevorstehende Mittagessen zu konzentrieren. Wenn ich schon nicht Gymnastik machen kann, entschied sie, dann ist Essen die nächstbeste Medizin.
»Lilian, darf ich bekannt machen, Denise und Terri«, sagteRickie Elfer, als sie und Lilian zu den beiden Frauen traten,die bereits an einem Ecktisch Platz genommen hatten.
»Puh, heute bin ich ganz schön geschafft«, rief Rickie undließ sich auf einen Stuhl fallen. Lilian setzte sich neben sieund nickte den beiden anderen freundlich zu.
»Sie wird von Tag zu Tag strenger«, bestätigte die kleineBrünette, die auf den Namen Denise hörte. »Nicht mal inmeiner alten Tanzschule war's so anstrengend.«
»Aber eins muß man ihr lassen, sie ist einfach fabelhaft inForm«, warf Lilian ein.
»Wer?« fragte Rickie. »Rita Carrington?« Lilian nickte. »Na,das will ich auch hoffen«, lächelte Rickie und liebäugeltemit der Salatbar.
»Hmhm«, pflichtete Lilian ihr bei. »Stimmt schon, das kann man erwarten, wenn eine den halben Tag Gymnastikunterricht gibt.«
»Gymnastik? Soll das 'n Witz sein?« Rickie lachte. »Von Gymnastik allein kriegt keine solche Titten, wie die sie hat. Die schenkt einem entweder der liebe Gott oder 'n guter Chirurg. Und ich hab' erst neulich gehört, daß Rita Carrington nicht an Gott glaubt.«
»Chirurgen machen zwischen sich und Gott keinen Unterschied«, meldete sich Terri, eine zierliche, aber durchtrainierte Blondine. »Mein Mann ist nämlich Arzt«, setzte sie erklärend hinzu.
Die Frauen lachten. »Rita Carrington hat sich die Brust liften lassen?« fragte Lilian.
»Na klar, und den Bauch und den Po dazu«, verkündete Rickie Elfer. »Alles hochgezogen und gestrafft. Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, daß ihre Titten nie wackeln, selbst dann nicht, wenn ihr ganzer Körper in Bewegung ist? Das ist 'n todsicherer Test. Sie dreht sich nach rechts, aber ihre Titten gucken starr gradeaus.«
»Mir hat man erzählt, sie hätte sich auch das Gesicht liften lassen«, sagte Denise.
»Was?« fragte Lilian ungläubig. »Aber sie ist doch noch so jung!«
»Ha, die ist garantiert über fünfundvierzig«, behauptete Rickie, als der Kellner an ihren Tisch trat. Die Frauen gaben nacheinander ihre Bestellung auf und nahmen zusammen einen Liter Wein. Lilian entschied sich für Tomatensuppe und Salat. Es kostete die anderen nicht allzuviel Mühe, sie schließlich auch noch zu einem Nachtisch zu überreden.
»Einfach köstlich!« Rickie verschlang gierig die letzten Löffel Mousse au chocolat. »Ich sollte mit der Gymnastik aufhören. Nach so 'nem Kurs hab' ich einfach zuviel Appetit! Wie schmeckt Ihre Obsttorte?« »Ausgezeichnet«, sagte Lilian. »Möchten Sie probieren?«
»Nur ein winziges Häppchen.« Und schon fuhr Rickies Gabel auf Lilians Teller.
Lilian nahm einen großen Schluck Kaffee und spürte, wie der Wein in ihrem Genick zu tanzen begann. Jedesmal, wenn sie die richtige Menge Alkohol erwischte - nicht zuviel und nicht zuwenig -, hatte sie das Gefühl, ihr Nacken sei schwerelos, so als ob er sich selbständig mache und sich von ihrem Körper trenne. Dieses Gespräch unter Frauen war tatsächlich die richtige Medizin gewesen; es hatte sie abgelenkt und ihr mehr geholfen, als ein Mittagessen mit David oder ein Besuch im Gerichtssaal es vermocht hätten. Als sie sich den überfüllten Raum vorzustellen versuchte, da sah sie plötzlich Nicole Clark neben David sitzen. Wollte er mich deshalb heute nachmittag nicht dabeihaben? Ist mir Nicole Clark zuvorgekommen? »Was ist eigentlich aus Ihrer Freundin geworden?« fragte Rickie plötzlich. »Welche Freundin?«
»Na, die Dame, die anfangs mit Ihnen zusammen kam. Die letzten Male war sie nicht dabei.«
»Sie hat wahnsinnig viel um die Ohren«, erklärte Lilian. Vielleicht las Rickie keine Zeitung.
»Ach du meine Güte, beinah' hätt' ich's vergessen!« Terri faßte sich an den Kopf, schob ihren Nachtisch beiseite und stürzte ihren Kaffee hinunter. »Ich muß nach Hause. Heut' nachmittag stellen sich nämlich bei mir 'n paar Hausgehilfinnen vor.«
»Na dann viel Glück.« In Denises Stimme hielten sich Frustration und Mitgefühl die Waage.
»Kennen Sie den Spruch: Wenn eine Ihr Haus von alleine findet, dann stellen Sie sie ein!« meldete sich Rickie Elfer.
»Was ist denn aus Gunilla geworden?«
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