Ich Will Ihren Mann
anderen einlassen? Und manchmal bin ich abends beim Schlafengehen so verdammt dankbar dafür, daß er neben mir liegt. Dann komm' ich mir vor wie 'n Glückspilz ...« »David ist der Glückspilz, Lilli.«
Lilian lachte und wischte sich die Tränen ab. »Du redest wie meine Mutter.« Beth lächelte. »Ich hab' aber auch Glück gehabt«, setzte Lilian hinzu. »Ja, das hast du. David ist sehr charmant. Ich hab' ihn immer gern gemocht.«
»Alle mögen ihn, das ist ja grade mein Problem.« »Aber nicht alle sind mit ihm verheiratet«, warf Beth ein. »Du bist seine Frau.«
Lilian nickte. »Zwischen 'ner Ehefrau und 'ner Geliebten besteht ein himmelweiter Unterschied. Ich weiß, wovon ich spreche, schließlich kenn' ich beides aus eigener Erfahrung.« Sie starrte abwesend vor sich hin, so als suche sie nach den rechten Worten. »Eine Geliebte kriegt bloß die Schokoladenseite zu sehen, die romantischen Verstecke, die teuren, kleinen Restaurants mit Kerzenlicht und Zweiertischen, und sie ist so überwältigt, wenn er mal die ganze Nacht mit ihr verbringen kann, daß sie gar nicht merkt, ob er schnarcht oder ob seine Füße stinken oder ob er ihr die Decke wegzieht. Alles an ihm ist aufregend. Sie liebt sogarseine Fehler, einfach weil sie nie sicher sein kann, wann sie ihn das nächste Mal sieht oder ob es überhaupt ein nächstes Mal geben wird. Es ist alles so ... dramatisch. Wie im Kino.« Sie machte eine Pause. »Als Ehefrau dagegen lernt man eher die komischen Seiten kennen, die allerdings meist mit 'nem tüchtigen Schuß schwarzen Humors gewürzt sind.« Lilian mußte selbst über ihren Vergleich lachen. »Plötzlich entdeckt man die unangenehmen Gerüche, die schlechten Gewohnheiten und, na ja, eigentlich passiert genau das, was in dem Kettenbrief stand, den du mir beim Picknick gegeben hast. Mein Gott, die Kette, ich hab' sie unterbrochen! Glaubst du, die Geschichte mit Nicole ist meine Strafe dafür?« Die beiden Frauen lachten leise. Lilian erhob sich und lief wieder im Zimmer auf und ab. »Die Ehefrau wird kaum je in eins dieser teuren, verschwiegenen Restaurants geführt. Und wenn's hin und wieder doch mal vorkommt, dann kriegt sie am Monatsende auch die Kontoauszüge präsentiert und muß sich das Gejammer darüber anhören, daß man zuviel Geld ausgibt. Dabei kann sie so 'n Essen in den seltensten Fällen mit ihm allein genießen. Meistens sind die Kinder dabei oder die Schwiegereltern oder irgendwelche Geschäftsfreunde. So sieht der Ehealltag aus. Und plötzlich kommt der Tag, an dem sie ihren Mann anschaut und ihn zwar immer noch liebt, aber nicht mehr mit dieser grenzenlosen Anbetung, die er früher in ihren Augen lesen konnte. Der Glanz ist erloschen, und der Mann vermißt ihn. Aber im Büro oder draußen auf der Straße begegnet er all diesen hübschen, bezaubernden Mädchen, die ihn mit schwärmerischen Blicken anhimmeln. Wie soll eine Ehefrau dagegen ankommen? Wie kann sie sich gegen den Alltag wehren?« Es dauerte eine Weile, ehe Beth antwortete. »Hat David ... ist er schon mal...?« Sie brach ab, so als fürchte sie, ihre Gedanken in Worte zu fassen.
»Ob er fremdgegangen ist?« brachte Lilian ihre Frage zu Ende. Beth nickte. Lilian holte tief Luft. »Ich glaub' schon.«
Es war das erste Mal, daß sie ihren Verdacht aussprach. »Ich hab's im Gefühl, daß er zumindest einmal...« Wieder traten ihr die Tränen in die Augen, ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Aber ich weiß es eben nicht genau. Das ist der springende Punkt! Solange ich mir nicht sicher bin, kann ich irgendwie damit fertig werden und brauch' keine Entscheidung zu treffen. Doch wenn ich wüßte, mit absoluter Sicherheit wüßte, daß David mit einer anderen Frau schläft, ich weiß nicht, ob ich damit leben könnte? Also ich fürchte, es gibt Dinge, die man einfach nicht verkraften kann. Ich weiß nicht, was ich tun würde. Wahrscheinlich hab' ich deshalb so viel Angst vor Nicole Clark, weil sie sich auf gar keinen Fall damit zufriedengeben würde, heimlich eine Nacht mit David zu verbringen und stillschweigend wieder aus seinem Leben zu verschwinden. Sie würde alles dransetzen, damit ich dahinterkomme, und dann ... ich weiß einfach nicht mehr ein noch aus.« Verzweifelt warf Lilian den Kopf zurück, schluchzte laut auf und wischte sich dann mit einer ärgerlichen Handbewegung die Tränen vom Gesicht. »Verflucht noch mal.« Energisch richtete sie sich auf. »Ich rede ja so, als ob ich ihn schon verloren hätte. Aber das stimmt
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