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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Wagen an. Ohne sich noch einmal umzublicken, lenkte sie den grauen Volvo von der Bordsteinkante auf dieFahrbahn. Sie sah die gepflegten Vorortstraßen vorbeigleiten, während sie auf die Autobahn zusteuerte. Zum erstenmal seit Jahren bedauerte sie es, daß sie keine Vorlesungen halten mußte. Das Wintersemester begann erst in einigen Wochen, und auch die ihr sonst so verhaßten Vorbesprechungen des Kollegiums fingen erst nächsten Montag an. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, und doch drängte es sie gerade jetzt, irgendein Ziel zu haben, etwas zu unternehmen, um sich von Beths Worten abzulenken, die unaufhörlich in ihrem Kopf widerhallten.
    Als sie im Vorbeifahren eine Telefonzelle entdeckte, ging sie rasant in die Kurve, machte kehrt und kam direkt vor dem mit Graffiti übersäten Häuschen zum Stehen. Sie suchte in ihrem Portemonnaie nach Kleingeld. Während sie die Nummer wählte, stellte sie fest, daß ihre Hände immer noch zitterten. »Weatherby & Ross«, meldete sich die vertraute Stimme der Empfangsdame. »Ich möchte David Plumley sprechen«, bat sie und überlegte, was sie ihm erzählen sollte. »Hier Büro Mr. Plumley.« »Diane?«
    »Ja, ganz recht. Was kann ich für Sie tun?« »Hier ist Lilian.«
    Die Sekretärin schien überrascht. »Oh, das tut mir leid. Ich hab' Ihre Stimme nicht erkannt. Sie klingen so ... anders.«
    Lilian bemühte sich, ruhig und deutlich zu sprechen. »Ist David da?«
    »Ja, aber es ist ein Klient bei ihm.«
    »Könnten Sie ihn bitte für 'nen Moment unterbrechen? Es ist dringend.« Warum sag' ich das? Hab' ich etwa vor, David von Beths Geständnis zu erzählen? Dann hörte sie Davids Stimme. Er klang besorgt, ja sogar ängstlich. »Lilli? Geht's dir gut?«
    »O ja, mir geht's prima. Ich dachte nur, wir könnten vielleicht zusammen zu Mittag essen. Weißt du, es ist doch gleich eins.«
    »Um eins hab' ich 'ne Verhandlung«, antwortete er brüsk. Der besorgte Tonfall war verschwunden. »Hast du Diane deswegen meine Besprechung stören lassen?« »Ich komm' grade von Beth zurück«, sagte Lilian. »Na und?«
    Lilian spürte, wie ihre Schultern absackten. »Nichts«, sagte sie. »Ich hab' den größten Teil der Unterhaltung bestritten.«
    »Hör mal, können wir das nicht später bereden?« Lilian nickte, ohne daran zu denken, daß er sie nicht sehen konnte. »In welchem Gerichtssaal ist deine Verhandlung? Vielleicht komm' ich vorbei und hör' dir zu.« »Das halte ich nicht gerade für 'ne gute Idee«, wehrte er ab. »Es ist kein besonders interessanter Fall. Du würdest dich bloß langweilen. Entschuldige, aber ich muß mich beeilen. Ich ruf dich später an.«
    »Kommst du nach der Verhandlung gleich nach Hause?« Sie war noch mitten im Satz, als sie merkte, daß er aufgelegt hatte. »Na gut«, sagte sie in die tote Leitung. »Ruf mich später an.«
    Sie wußte nicht genau, wieso sie ausgerechnet zu Rita Carringtons Gymnastikstudio gefahren war, aber als das schäbige, alte Gebäude plötzlich vor ihr auftauchte, da stellte sie den Wagen kurzentschlossen auf dem benachbarten Parkplatz ab und ging hinein. Sie befand sich immer noch in heftiger Erregung, ihr Puls jagte, das Herz klopfte ihr bis zum Hals, doch sie hoffte, daß ein paar Lockerungsübungen ihr helfen würden, sich zu entspannen. Erst im Umkleideraum fiel ihr ein, daß sie ja gar kein Trikot bei sich hatte. »So 'n Mist«, seufzte sie niedergeschlagen und ließ sich kraftlos auf die Bank sinken. »Tag«, rief eine muntere Stimme hinter ihr. »Ich hab' Sie ja schon seit Wochen nicht mehr gesehen.« Lilian blickte sich um und erkannte Rickie Elfer, die schrecklich verschwitzt und bis auf ein lässig über die Schulter geworfenes Handtuch völlig nackt war.
    »Ich bin in letzter Zeit ziemlich im Streß«, sagte sie leise und überlegte, ob Rickie wohl das Zeitungsfoto von Beth gesehen hatte und sie nun mit Fragen bombardieren würde.
    »Geht mir nicht anders«, versicherte Rickie. »Haben Sie jetzt 'ne Stunde?«
    »Kann nicht, hab' meinen Anzug vergessen.« »Ist doch großartig. Dann können Sie ja mit uns zu Mittag essen. Ich bin mit zwei anderen aus meinem Kurs verabredet. Wir wollten uns in dem Lokal gegenüber treffen.« Lilian lächelte. »Klingt verlockend«, sagte sie. »Na prima. Ich geh' nur rasch unter die Dusche. Bin gleich zurück.«
    Lilian sah Rickie Elfers ausladende Hüften wiegend hinter den Schließfächern verschwinden. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dachte sie, eine ungezwungene

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