Ich will ja nur dich!
Ethan tat mit Faith das Gleiche, während Dare Liza bloß anstarrte.
»Gute Neuigkeiten«, sagte sie leise. »Unter den gegebenen Umständen könnte es nicht besser sein.«
Er nickte.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte er rau.
»Du hättest dasselbe für mich getan.« Sie schüttelte den Kopf. »Was sage ich da? Du hast es bereits getan.« Sie wollte im Augenblick nirgendwo sonst sein, aber das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden.
»Verzeihung …«
Sie wandten sich zur Tür um. Dort stand Alexa und verkündete: »Ihr könnt jetzt zu ihr rein. Aber nur Familienmitglieder. Nicht mehr als zwei auf einmal und nur für ein paar Minuten. Sie braucht Ruhe.«
»Ich würde gern in ihrem Zimmer übernachten«, sagte Kelly.
Alexa nickte. »Sie ist noch in der Notaufnahme, aber sobald sie auf ein Zimmer verlegt wird, lässt sich das sicher einrichten.«
»Ich kümmere mich darum«, erklärte Ethan.
»Okay. Wer kommt als Erster mit?«, fragte Alexa.
»Da ich über Nacht bleibe, können Nash und ich gern die Letzten sein«, meldete sich Kelly noch einmal zu Wort.
»Und ich möchte dafür sorgen, dass Tess ein Privatzimmer bekommt, sofern eines frei ist. Faith und ich gehen gleich mal nachfragen.« Ethan nickte Dare zu. »Geh du zuerst.«
Liza fand es höchst bemerkenswert, wie diese drei Brüder, die noch bis vor einem Jahr nichts miteinander zu tun haben wollten, nun für ihre kleine Schwester an einem Strang zogen. Der Kloß, der seit Nashs Telefonat in ihrem Hals steckte, wurde größer. »Hoffentlich weiß Tess, wie glücklich sie sich schätzen kann, dass sie euch hat«, bemerkte sie mit belegter Stimme.
Nash nahm Kellys Hand. »Wenn nicht, werde ich dafür sorgen, dass es ihr klar wird.«
Ethan trat zu Dare und sah ihm in die Augen. »Du hattest recht mit deinen Bedenken wegen der Party. Wir hätten auf dich hören sollen.«
»Ihr hattet auch recht – wir können Tess vertrauen. Sie hat nichts falsch gemacht. Sie ist bloß das Opfer.«
Liza betrachtete sein markantes Profil, verblüfft über seine großmütige Reaktion unter den gegebenen Umständen. Und auch Ethans Bereitschaft einzuräumen, dass er eine falsche Entscheidung getroffen hatte, überraschte sie. Jeder Einzelne der drei Barron-Brüder war eine starke, vielschichtige Persönlichkeit. Man wusste nie, was sie als Nächstes tun oder sagen würden, aber Liza bewunderte sie und beneidete sie zugleich darum, dass sie sich so nahe standen. Sie hatte keine Ahnung, wie es war, Teil einer derart geschlossenen Gemeinschaft zu sein, aber sie gönnte es Tess von ganzem Herzen.
Die Brüder klopften einander auf die Schultern, dann machte sich Ethan mit Faith auf den Weg zum Verwaltungsbüro, um die Bezahlung für Tess’ Zimmer zu regeln.
Dare machte ein paar Schritte auf die Flügeltür zu, die zur Notaufnahme führte, dann hielt er inne und drehte sich zu Liza um. »Kommst du?«
»Alexa hat doch gesagt, es dürfen nur Familienmitglieder zu ihr.« Und Liza gehörte nicht zur Familie.
Dare starrte sie ein paar Sekunden lang an, und Liza hielt den Atem an und fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf gehen mochte. Sie würde ihn begleiten, falls er sie darum bat.
Doch er tat es nicht.
Es überraschte sie nicht, aber sie fühlte sich seltsam ernüchtert, als sie sich wieder hinsetzte, um auf seine Rückkehr zu warten. Während sie mit ineinander verkrampften Fingern und einem flauen Gefühl im Magen dasaß und die kahle Wand anstarrte, konnte sie ungehindert ihren Gedanken nachhängen. Das Spektrum reichte von Dankbarkeit dafür, dass Tess wieder gesund werden würde, über die Tatsache, dass sie einem Kredithai fünfzigtausend Dollar in den Rachen schieben sollte bis hin zu der Frage, wo wohl ihr Bruder stecken mochte, der diesen Schuldenberg verursacht hatte.
Nach einer Weile gesellte sich Nash zu ihr. »Wie geht’s deinem Handgelenk?«
Liza drehte die Hand hin und her und betrachtete sie prüfend. »Es tut weh, und ich habe einen Bluterguss, aber das wird schon wieder. Danke der Nachfrage, aber du solltest jetzt wohl lieber an Tess denken.«
Nash legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die tröstliche Geste überraschte sie, und Liza schnaubte belustigt.
»Was gibt es da zu lachen?«
Sie sah zu ihm hoch.
Nash war ein hellerer Typ als seine Brüder, und er sah ihnen auch sonst kein bisschen ähnlich. Er war durchaus attraktiv, aber er war nicht Dare. »Ich dachte gerade vorhin, dass ihr Barron-Brüder mich einfach immer wieder
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