Ich will ja nur dich!
seine Schwägerin wortlos an.
Kelly holte tief Luft. »So, und jetzt gehe ich zu Tess.« Sie streifte Nash mit einem flüchtigen Blick, dann wirbelte sie herum und stolzierte von dannen, ohne Dares Reaktion auf ihren Rüffel abzuwarten.
»Sie hat völlig recht«, stellte Ethan mit schonungsloser Offenheit fest.
Nash nickte zustimmend. »Absolut. Aber da ist noch etwas, das du wissen solltest, und ich erzähle es dir nicht, damit du noch mehr Schuldgefühle hast. Komm also nicht auf die Idee, Liza gleich nachzulaufen. Cara kümmert sich schon um sie.«
»Was ist los?«, fragte Dare, alarmiert vom ernsten Tonfall seines Bruders.
»Als ich vorhin zu Liza in die Firma gekommen bin, war sie ziemlich durcheinander, sie hatte nämlich gerade Besuch gehabt. Es war nicht derselbe Kerl wie damals bei Ethan, aber er hat sie ebenfalls bedroht, und er hat ihr ein paar fette blaue Flecken am Handgelenk verpasst.«
Dare fiel wieder ein, wie Liza zusammengezuckt war, als er vorhin ihren Arm gepackt hatte. Er kniff die Augen zu und verfluchte sich selbst.
Er wollte sogleich losstürmen, doch Nash legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. »Nein. Cara hat alles im Griff.«
Tief durchatmen, dachte Dare. Es hatte keinen Sinn, jetzt vorschnell zu handeln, auch wenn es ihn fast übermenschliche Kräfte kostete, sich zurückzuhalten. Er war so wütend, dass er jemanden hätte umbringen können. Am liebsten wäre er sofort zu Liza gefahren und hätte ihre Tür eingeschlagen, damit sie gezwungen war, ihm zuzuhören und seine Entschuldigung anzunehmen.
»Heute Abend gilt unsere ganze Aufmerksamkeit Tess«, sagte Nash. »Und du solltest dringend in dich gehen und dich fragen, was zum Geier deine kleine Vorstellung vorhin sollte. Du nimmst erst wieder Kontakt zu Liza auf, wenn du dir über deine Gefühle für sie im Klaren bist, und keine Sekunde eher.«
Dare nickte, denn ihm war klar, dass sein Bruder recht hatte.
Und er wusste auch, dass das flaue Gefühl in seinem Magen erst wieder vergehen würde, wenn er sich mit der Frau, die er liebte, versöhnt hatte.
Auf dem Weg zum Krankenhausparkplatz war Liza froh, dass Cara nicht nachfragte, worum zum Teufel es bei der Szene vorhin im Wartezimmer gegangen war. Liza konnte es sich ja selbst kaum erklären.
»Macht es dir etwas aus, wenn wir kurz bei mir zu Hause vorbeifahren, damit ich ein paar Sachen holen kann?«, fragte Cara.
»Natürlich nicht. Es tut mir leid, dass du mich jetzt am Hals hast.«
Cara lächelte. »Ach was, kein Problem. Aber wenn wir bei dir zu Hause sind, musst du mir alles über deinen Bruder und die ganze Situation erzählen. Ich kann nicht für deine Sicherheit sorgen, wenn ich nicht im Bilde bin.«
»Klar.« Liza nickte. Ein demütigendes Bekenntnis mehr oder weniger machte das Kraut auch nicht mehr fett nach allem, was ihr heute schon widerfahren war.
Wenig später kuschelte sie sich auf ihre Couch. Sie trug wie Cara eine Jogginghose und ein T-Shirt und hatte eine Flasche Wein geöffnet.
»Mann, nach einem Tag wie diesem habe ich einen ordentlichen Drink echt bitter nötig«, stellte Liza fest und nahm einen großen Schluck von dem trockenen Wein.
Cara hob eine Augenbraue und musterte sie über den Rand ihres Glases hinweg. »Ertränkst du deine Sorgen immer in teurem Wein?«
Liza lachte. »Ich habe nur den Pinot Grigio und das Bier, das ich für Dare besorgt hatte, zu Hause«, murmelte sie ernüchtert. »Und ich würde es vorziehen, nicht an ihn erinnert zu werden. Aber du hast recht, für Anlässe wie diesen sollte ich etwas Härteres im Haus haben.« Liza führte ihr Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug in der Hoffnung, die Wirkung des Alkohols würde sich rasch bemerkbar machen.
Care nickte verständnisvoll. »Ich werde mich zurückhalten, schließlich soll ich ja heute Nacht auf dich aufpassen. Also, dann erzähl mal. Ich weiß nur, was nach dem Unfall im Polizeibericht stand – dass sich jemand an deinem Auto zu schaffen gemacht hat und Dare zu dem Schluss kam, dass du Schutz brauchst. Aber was hat dein Bruder damit zu tun?«
Liza nickte und begann zu erzählen, angefangen mit der Geschichte rund um Dare, Stuart Rossman und ihren Bruder bis hin zur aktuellen Lage, einschließich der Tatsache, dass Brian Firmengelder unterschlagen und einen Kredithai am Hals hatte.
Sie beendete ihre Ausführungen mit den Drohungen des Besuchers von heute Abend und der Frist, die man ihr gesetzt hatte. »So, jetzt weißt du es.«
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