Ich will ja nur dich!
verlassen, dass du heute etwas leiser treten wirst?«, fragte er, und seine raue Stimme ging ihr durch und durch.
Liza brachte nur ein Nicken zustande.
Sie begleitete ihn zur Tür und schloss hinter ihm ab. Kaum war sie allein, begannen ihre Beine wieder zu zittern. Sie kauerte sich auf der Wohnzimmercouch zusammen und blieb so lange dort liegen, bis das Zittern nachließ.
Eine Stunde später hatte sie den ersten Schreck überwunden. Es gab einiges zu erledigen, also riss sie sich am Riemen und rief als Erstes in der Firma an, um Bescheid zu geben, was geschehen war. Dann kontaktierte sie ihre Geschäftspartner in Mystic, um zu erklären, warum sie nicht aufgetaucht war, und um einen neuen Termin zu vereinbaren. Danach meldete sie ihrer Versicherung den Unfall und überzeugte sich davon, dass die Kosten für einen Leihwagen zur Gänze gedeckt waren.
Sie war völlig in Gedanken versunken, als es an der Tür klingelte. Schon wieder Besuch? Und das am helllichten Tag? Liza ging zur Tür und sah sich überraschenderweise Kelly Barron gegenüber. »Hi«, begrüßte Liza sie und bedeutete ihr einzutreten.
»Hallo.« Kelly betrachtete Liza, die in ihrem zerknitterten Kostüm barfuß vor ihr stand. »Du siehst aus, als hättest du das Ganze relativ unbeschadet überstanden. Das Stadtzentrum sieht nicht halb so gut aus.«
Liza verzog das Gesicht. »Es geht mir gut, aber es ist mir schrecklich peinlich.«
»Wegen des Unfalls? Unsinn. Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist. Wie ich höre, haben die Bremsen versagt? Ist ja gruselig.«
»Das kannst du laut sagen.« Liza schauderte unwillkürlich. »Ich würde ja fragen, warum du hier bist, aber ich habe so eine Ahnung, dass Dare dich geschickt hat.«
Sie ballte die Hände zu Fäusten und entspannte sie wieder.
»Ja, Dare hat mich angerufen, aber ich wäre auch so vorbeigekommen, sobald ich davon erfahren hätte.«
Liza schüttelte den Kopf. »Solltest du nicht in der Kanzlei sein?« Soweit sie wusste, arbeitete Kelly als Anwaltsassistentin.
»Keine Sorge, heute war total tote Hose«, winkte Kelly ab. Vielleicht trug sie deshalb Jeansshorts und ein bauchnabelfreies Top. »Was ist mit dir?«
»Was soll mit mir sein?«
»Dare hat erwähnt, dass du möglicherweise jemanden brauchst, der dich zum Autoverleih fährt … oder zur Polizei, um deine Aussage zu unterschreiben.«
Kelly lachte gezwungen und zuckte die Achseln.
»Tut mir echt leid, aber die Barron-Brüder übernehmen gern die Kontrolle«, sagte Kelly. Allerdings erweckte sie nicht den Anschein, als würde es sie stören.
»Ist mir auch schon aufgefallen.« Liza wusste, sie sollte sich eigentlich ärgern, aber sie war auch seltsam gerührt. »Ich verstehe es bloß nicht«, fügte sie leise hinzu.
»Was verstehst du nicht?«, wollte Kelly wissen.
Liza seufzte. »Komm, wir gehen in die Küche«, schlug sie vor. Sie konnten genauso gut im Sitzen weiterreden. »Willst du eine Limo? Wasser? Eistee?«
»Ich nehme dasselbe wie du.« Kelly ließ sich auf dem Küchenstuhl nieder, auf dem Dare vorhin gesessen hatte.
Liza stellte zwei Dosen Diätlimo auf den Tisch und setzte sich zu ihr. »Und du bist sicher, dass du dir das alles anhören willst?«, fragte sie Dares Schwägerin, ehe sie loslegte. Sie überlegte, wie viel sie ihr erzählen sollte. Liza war es nicht gewohnt, jemandem ihr Herz auszuschütten.
»Ich bin ganz Ohr.« Kelly schlug ein Bein über das andere, und Liza beschloss, offen mit ihr zu reden. Sie verstand zwar nicht, was sie dazu bewog, war sie doch sonst ein äußerst verschlossener Mensch, aber irgendetwas weckte in ihr den Drang, sich Kelly anzuvertrauen. Vermutlich lag es daran, dass sich sowohl Kelly als auch Faith ihr gegenüber stets so liebenswürdig verhielten. Liza mochte die beiden unheimlich gern. Mehr als das. So schwer es ihr fiel, es sich einzugestehen, sie sehnte sich danach, mit ihnen befreundet zu sein, zumal die beiden nicht abgeneigt schienen.
Liza hoffte, dass diese Freundschaft auch unabhängig von ihrer Beziehung mit Dare bestehen konnte, denn was ihn anging, hatte sie kaum noch Hoffnung. »Dare und ich …« Sie brach ab, weil sie nicht wusste, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte.
Kelly wartete geduldig ab, ohne sie zu drängen oder neugierig nachzuhaken, ehe Liza bereit war, weiterzusprechen.
»Tja, Fakt ist, es gibt kaum etwas, das wir gemeinsam haben, und ziemlich viel, das uns trennt.«
Kelly öffnete die Dose und trank einen großen Schluck. »Und?
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