Ich will ja nur dich!
Nash und ich hatten auch keinen leichten Start, aber es war die Mühe wert. Dabei war die Lage zeitweise ziemlich aussichtslos, das kannst du mir glauben. Und auch zwischen den drei Brüdern hat es heftig gekriselt. Würde man gar nicht annehmen, wenn man sieht, wie gut sie mittlerweile miteinander auskommen.«
Eigentlich hätte Liza in Anbetracht ihrer Offenheit überrascht sein müssen, aber Kelly war ein derart warmherziger, aufrichtig wirkender Mensch, dass man von ihr im Grunde nichts anderes erwartete. »Dare hat irgendwann erwähnt, dass beileibe nicht immer alles eitel Wonne war.«
Kelly nickte. »Ethan war der Erste, der sich selbst einen Tritt in den Arsch verpasst hat, bitte entschuldige meine Ausdrucksweise«, meinte sie lachend. »Er kam zurück, um den ersten Schritt in Richtung Versöhnung zu machen. Bei Dare brauchte er nicht allzu lang Abbitte zu leisten, aber an Nash musste er sich eine ganze Weile die Zähne ausbeißen. Nash hat Ethan irgendwann sogar einen Kinnhaken verpasst.«
Liza hob überrascht eine Augenbraue.
»Mhm. Es hat gedauert, bis Nash seinem großen Bruder verzeihen konnte. Und Dare … Nun, wir haben ihn alle für den unbeschwerten Sunnyboy gehalten, aber dann hat sich herausgestellt, dass er Geheimnisse hat, von denen keine Menschenseele etwas geahnt hat.« Kelly musterte Liza über den Rand der Dose hinweg.
Liza fragte sich, was für Geheimnisse das wohl gewesen sein mochten, aber sie wollte nicht weiter nachhaken. Sie würde sich mit dem zufriedengeben, was Kelly von sich aus erzählte. Und was auch immer Dare ihr verschwieg, Liza wollte es von ihm selbst erfahren oder gar nicht.
Kelly starrte sie weiter an, bis Liza anfing, sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen. »Was ist?«
Kelly zuckte die Achseln. »Tja, du musst wissen, dass sich Dare nach außen hin immer fröhlich und unkompliziert gibt, aber dahinter verbirgt sich eine verletzte Seele. Er wurde im Stich gelassen, und es fällt ihm schwer, jemandem zu vertrauen. Im Grunde ist das bei allen dreien so, aber Dare lässt es sich am wenigsten anmerken.«
Obwohl Kelly nicht ins Detail gegangen war, kam diese Erklärung für Liza recht überraschend. Sie hatte Dares harsche Kritik an ihr, weil sie ihrem Bruder immer wieder half, darauf zurückgeführt, dass er es als Polizist gewohnt war, sich rasch ein Urteil über andere zu bilden. Aber nach allem, was Kelly ihr gerade erzählt hatte, war der Grund dafür wohl eher, dass er Angst davor hatte, anderen Menschen zu vertrauen.
Genau wie sie. Puh. Sie gaben ja echt ein tolles Paar ab. Konnte es sein, dass er vorhin nur nach einem Vorwand gesucht hatte, sie auf Abstand zu halten? Hatte er die Sache mit dem Tattoo und Brians Besuch nur als Vorwand benutzt, um sich nicht mit seinen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen? Oder interpretierte Liza zu viel in Kellys Worte hinein, weil sie dabei war, sich in Dare zu verlieben? Weil sie einen guten Grund benötigte, um ihm zu verzeihen?
Sie stöhnte laut auf.
»Ist alles in Ordnung?«, wollte Kelly wissen.
»Äh … ja.« Liza nickte, obwohl jetzt in ihrem Kopf ein noch größeres Chaos herrschte als vorhin – sofern das überhaupt möglich war.
»Sollen wir uns auf den Weg in die Stadt machen, damit du dich um deine Angelegenheiten kümmern kannst?«, schlug Kelly vor. Das Gespräch war also vorerst beendet, was Liza sehr gelegen kam.
Die Barron-Frauen waren nicht minder hartnäckig als ihre Männer, und Liza hatte sie bereits genauso fest ins Herz geschlossen wie den jüngsten der drei Barron-Brüder.
Dare nahm sich vor, Liza etwas Zeit zu geben, damit sie sich beruhigen konnte. Sie war eindeutig verärgert, und er verstand auch, warum. Er hatte sich wie ein dämlicher Mistkerl verhalten, und er konnte ihr leider nicht versprechen, dass es nie wieder vorkommen würde. Denn Brian McKnight schaffte es einfach immer wieder, ihn zur Weißglut zu bringen. Der Rest des Vormittags zog sich endlos hin. Als Nash anrief und fragte, ob Dare mit ihm essen gehen wollte, war dieser nur zu gern bereit mitzukommen. Er brauchte dringend eine Pause.
Sie verabredeten sich in ihrem Stammlokal, einem Restaurant am Stadtrand, das es schon länger als die meisten anderen in Serendipity gab, und das sollte etwas heißen. Es befand sich seit Jahren im Besitz ein und derselben Familie und wurde immer wieder an die nächste Generation weitergegeben, die dann meist für einen neuen, moderneren Anstrich sorgte.
Dare trat ein und winkte Macy Donovan,
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