Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus
B[endix] beim Anwalt und werde wegen Buchung der Passage etc. hören.
Gestern kaufte ich mir einen noch seltenerweise vorhandenen Koffer, 65
cm, der letzte! Ausverkauft! 40
M., mein selbst spendiertes Geburtstagsgeschenk. Musste ihn selbst gleich mitnehmen, aber es ging, da ja in der Joachimstalerstr. die elektrische Bahn durch die Güntzelstr. fuhr. Es muss alles gehen, wenn auch schwer! Nachmittag gehe ich gleichzeitig zu Gsellius und lasse abgehen, was eingetroffen ist: neun Momberts, Rilke und Dante, an Oertl. Drei »Edgars« kommen in einer Woche. Weber ist aber nicht da, wenn besorgt werden soll, nicht viel weniger als neu = 3
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M.
Sonst heute nichts, hoffe, Dir weiter Gutes schreiben zu können. Gib mir bald Nachricht und sende den Scheck. Onkel Willi wird das Führungszeugnis brauchen und die Geburtsurkunde. Vergiss nicht, ihm zu senden. Bleibe gesund und lass Dich herzhaft küssen,
Deine Mutti
Am nächsten Tag meldet sich Marie schon wieder:
Bendix kommt in zwei Tagen zu mir, und ich will auch wissen, was er für seine Hilfe verlangt. Hoffentlich komme ich nun wirklich vorwärts und kann Anfang Sept. abdampfen, dann kann mir alles kreuzweis! Bei meiner gottlob so 1a Verwandtschaft werde ich keine Not leiden, das ist die Hauptsache. Wenn B[endix] weiß, dass gebucht werden kann, kabel ich sofort an Louise, da ja ihr Affidavit schon beim Konsul liegt, während das von Mills noch nicht.
Puppchen, erkundige Dich doch, ob Du mir nicht meine seinerzeit dort gelassenen alten Kleider schicken kannst, ich werde sie mir ändern lassen, besser als meine, die ich ja ohne Karte nicht anschaffen kann; ich hab nichts Richtiges zum Mitnehmen.
Ist das braune Kostüm noch vorhanden, oder trägst Du es? Und der blau gefärbte Flauschmantel ist doch so warm. Wenn ein Paket möglich wäre, wunderbar, dann könnte ich mir alles hübsch zurechtmachen lassen. Eine schwarze Filzform? Sonst nichts weiter. Vergiss nicht, sofort Onkel Willi zu schreiben von Mrs.
Mills. Jetzt wird es endlich warm, und ich konnte zum ersten Mal draußen sitzen, immer ist es entsetzlich kalt, sitze und schreibe mit einem wollenen großen Tuch, ehemals weißes gehäkeltes Cape, erinnerst Du Dich?
Schön fürs Deck.
Am 25.
Mai, Maries zweiundsechzigster Geburtstag:
Mein Geliebtes,
jetzt 22
Uhr, meine Gäste sind weg, das Geschirr abgewaschen, und jetzt bin ich mit Dir, mein Gutes, ganz allein, obgleich ich zwar den ganzen Tag mit meinen Gedanken bei Dir war und auch mit meinem Besuch meistens von Dir die Rede war. Sieben Personen waren wir zum Käffchen mit tipptoppem Kuchen, wovon sich alle »begutsten«, trotz sparsamer Zutaten eine Käsetorte und ein Kastenkuchen, jeder nur mit einem Ei und fast keinem Fett.
Auch daran sieht man, mit wie Wenigem oft etwas Gutes gelingt. Marta Baum mit Mann und Schwester Hete, Grete Eisenberg, Lotte Ucko, Herta Misch. Deine Fotos sind süß, was jeder sagt, und ich bin sehr stolz und glücklich damit, wie eine richtige Lady, das Sitzende mit den schönen »Fishlesk« besonders, aber auch ohne Hut und Jacke, und die anderen sind reizend, das Kostüm scheint doch übrigens ausgezeichnet zu sitzen; lässt Du die Kette und den Ring mal hin und wieder nachsehen?
Alle vier Fotos stehen in einem sehr schönen Sammelrahmen, den ich mit mehreren anderen mal vom Baron geschenkt bekam, vor mir auf dem Schreibtisch neben vielem anderen von Dir: die letzte Silvesteraufnahme. Eines im Auto am Volant und Fredi, danebenstehend, was Onkel Willi s.
Zt. machte, das ich vergrößern ließ, dann eines mit Jimmie auf einer Bank, Du im Kostüm, von dem Japaner gemacht, alle stehen dort vor mir, wo ich die meiste Zeit am Tage verbringe.
Deine Blumen kamen gestern, ein großer Strauß Goldlack, hoffentlich hat er nicht zu viel gekostet, also Blumen sind z.
Zt. auch hier sehr teuer und knapp, wie alles. Habe also vielen innigen Dank auch für Deinen lieben Brief, dessen Inhalt bezügl. unseres baldigen gesunden Wiedersehens ich als Einziges erflehe. Wenn Du gesehen hättest, wie vergnügt ich nachmittags war, hättest Du Deine Freude gehabt. Ganz wie in früheren, sorglosen Tagen, übermütig und drollig, dass alle sich amüsierten und mein Temperament bewunderten, es drehte sich dabei um die Dollars, mit denen man mich versehen will, so viel ich benötige!
Ich meinte: »Nur die Lumpen sind bescheiden«! und würde eventuell fliegen, auch wegen des großen Gepäcks brauchte ich ja nicht
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