Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
nach«, schlug sie vor, wobei ihr sinnlicher Blick auf seiner Leibesmitte ruhte.
»Gute Idee.« Er küsste sie noch einmal nachdrücklich. »Los, los! Wir treffen uns dann bei Tess.«
Sie winkte ihm zu, ein Grinsen auf den vom Küssen geröteten Lippen und ein vergnügtes Funkeln in den Augen.
Als sie weg war, versuchte er, seine Gedanken auf etwas zu lenken, das seine Erregung abebben lassen würde. Zum Beispiel auf die Menschen in seinem Leben, die glaubten, sie wüssten, was das Beste für ihn war und die ihn deshalb angelogen und ihm alles Mögliche verschwiegen hatten.
Im Nu war er wieder in der Lage, zu den anderen zu stoßen. Doch er ließ sich noch etwas Zeit. Warum sollte er Dare früher als nötig gegenübertreten?
Ethan schob die Hände in die Hosentaschen und setzte ein Lächeln auf. Er wollte sich vor Tess nicht anmerken lassen, dass er sich um seine Familie sorgte. Nash war sichtlich nicht gewillt, Dares Anwesenheit zu ertragen, und niemand legte so viel Ausdauer wie er an den Tag, wenn es darum ging, auf jemanden böse zu sein. Bis sich die beiden versöhnt hatten, würde Ethan nicht nur der Zwist zwischen seinen Brüdern Kopfzerbrechen bereiten, sondern auch die Auswirkungen, die er auf Tess haben konnte. Bis jetzt war sie vollauf mit der Ausstellung beschäftigt und hatte offenbar noch nichts bemerkt. Aber ihr entging nichts, und es würde bestimmt nicht lange dauern, bis ihr auffiel, dass Nash und Dare, die normalerweise ein Herz und eine Seele waren, einander aus dem Weg gingen.
Im Augenblick waren Nash und Kelly irgendwo in der Halle unterwegs; Dare war nach draußen gegangen, um etwas frische Luft zu schnappen, und Faith unterhielt sich mit dem Direktor, um sich zu versichern, dass die Situation mit Miss Bernard unter Kontrolle war.
Ethan hatte sich etwas abseits postiert, während Tess den Eltern ihrer Mitschüler ihre Bilder erklärte. Als er nun den Hals reckte, um zu sehen, mit wem sie sich unterhielt, wurde ihm sogleich klar, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Tess wippte auf den Sohlen vor und zurück und wirkte wieder genauso angespannt wie vor ein paar Monaten, als sie noch ein zorniger, widerspenstiger Wildfang gewesen und mitten im Hochsommer in ihren geschnürten Armeestiefeln herumgelaufen war.
Ethan eilte zu ihr und betrachtete den Mann, der neben ihr stand, misstrauisch. Von Weitem hatte er nur erkennen können, dass der Betreffende eine beginnende Glatze hatte und ein Sportsakko trug, aber nun stellte er fest, dass er nicht wie die anderen Väter aussah – dafür war sein Sakko zu altmodisch und abgetragen.
Er baute sich vor ihm auf und hielt ihm die Hand hin. »Ethan Barron, Tess’ Bruder«, stellte er sich vor. »Und Sie sind … ?«
Der beleibte Fremde ließ den Blick über Ethan gleiten und wich einen Schritt zurück. »Roger Grayson.« Er schob flüchtig die schweißnassen Finger in Ethans Hand.
Ethan musterte ihn mit schmalen Augen. »So, so. Und wessen Vater sind Sie, sagten Sie?«, hakte er nach.
»Keine Ahnung«, mischte sich Tess ein. »Er hat mich über Kelly ausgefragt. Er wollte alles Mögliche wissen – wie lange sie mit mir in deinem Haus gewohnt hat und ob sie mich abends allein gelassen hat.«
Jetzt war Ethan nicht mehr auf der Hut, sondern stinkwütend. »Was fällt Ihnen ein, ein Mädchen im Teenageralter zu bedrängen?« Er legte seiner Schwester eine Hand auf die Schulter. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Faith mit besorgter Miene näherte.
»Was ist denn hier los?«, erkundigte sie sich mit einem Blick in die Runde und strich sich eine Strähne ihrer blonden Mähne hinters Ohr.
»Prinzessin, tu mir einen Gefallen und geh dir mit Tess die Zeichnungen ihrer Mitschüler ansehen, während ich mich um diese Angelegenheit hier kümmere.«
»Aber wer ist der Mann?«, beharrte Tess. »Er hat mich ausgefragt, und ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wer er ist und was er will.«
»Ich werde es dir sagen, sobald ich es herausgefunden habe«, gelobte Ethan und schob sie zu Faith.
Diese legte Tess einen Arm um die Schulter und bugsierte sie zur nächsten Staffelei. »Los, gehen wir.«
Gott, wie er diese Frau liebte!
Ethan drehte sich wieder zu Roger Grayson um, sofern das überhaupt dessen richtiger Name war. »So, dann erzählen Sie mal.«
Sein Gegenüber fischte eine Karte aus der Sakkotasche. Ethan warf einen flüchtigen Blick darauf. »Okay, Sie heißen also tatsächlich Roger Grayson und sind Privatdetektiv. Was zum Teufel wollten
Weitere Kostenlose Bücher