Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
Richter hört, dass Tess bei den Muldoons ein schönes Leben führen kann, dann hat Leah als Mutter definitiv die besseren Karten als ich oder einer von euch Halbbrüdern.« Kelly verschränkte sichtlich besorgt die Arme vor der Brust.
»Nun, das war noch nicht alles.« Nash sah ihr in die Augen und suchte dort nach einem Anzeichen für die Zuneigung, die sie angeblich für ihn hegte. Im Moment erblickte er dort nur tiefe Verzweiflung, aber damit war es hoffentlich vorbei, sobald der Sorgerechtsstreit ausgestanden war.
»Muldoon ist Alkoholiker, auch wenn er seine Sucht einigermaßen im Griff hat. Laut dem Bericht, der mir vorliegt, hat er zu Hause eine komplett eingerichtete Bar. Außerdem besucht er täglich seinen Country Club, wo er die Nachmittage damit zubringt, die Börsennachrichten zu verfolgen, wobei er stets einen Drink in der Hand hält.«
Kelly wirkte gleich etwas zuversichtlicher, als sie das hörte. »Und meine Mutter? Trinkt sie immer noch so viel?« Sie ballte reflexartig immer wieder die Fäuste. »Schrecklich – ich hoffe doch tatsächlich, dass meine Mutter ein Alkoholproblem hat, nur damit wir Tess behalten können.« Sie ließ beschämt den Kopf hängen.
»Du bist eben auch nur ein Mensch, Kelly, und zwar weiß Gott kein schlechter.« Dare legte ihr einen Arm um die Schulter.
Es war eine tröstende, brüderliche Geste, aber bei Nash meldete sich trotzdem sogleich die Eifersucht.
»Was hast du über meine Mutter herausgefunden, Nash?«, wollte Kelly wissen. Es war das erste Mal, dass sie ihn direkt ansprach.
»Der Privatdetektiv hat sich ein bisschen im Umfeld der beiden umgehört, und es hat den Anschein, als würden sie einander keine Steine in den Weg legen, was das Trinken angeht. Sie konsumieren rund um die Uhr Alkohol; ein Umstand, den wir vor Gericht weidlich ausschlachten können.«
Kelly nickte, aber ihre Hände kamen nicht zur Ruhe.
Nash ließ ein paar Minuten verstreichen, damit seine Familie das eben Gehörte verarbeiten konnte, ehe er die Unterlagen zur Hand nahm, die er vorhin per Expresszustellung erhalten hatte.
»Hier«, sagte er zu Ethan und reichte sie ihm. »Ich vermute mal, du hast bereits einen guten Anwalt, der auf Familienrecht spezialisiert ist, aber falls du noch jemanden benötigst, gib mir Bescheid.« Nash war vor allem in den Bereichen Wirtschaftsrecht und Immobilien tätig, aber gelegentlich übernahm er für Bekannte auch andere Fälle; so hatte er in familienrechtlichen Angelegenheiten ebenfalls einige Erfahrungen gesammelt.
Doch hier ging es um Tess, nicht um sein Ego. Sie brauchten den besten Mann, den es gab.
Ethan klopfte sich mit der Mappe auf den Oberschenkel. »Ich hoffe ja noch, dass wir uns außergerichtlich einigen können. Denn ich habe das dumpfe Gefühl, dass Leah und ihrem Mann der gute Ruf wichtiger ist als das Sorgerecht für ein Kind, das sie eigentlich gar nicht wirklich haben wollen. Sie werden bestimmt keinen großen Wert darauf legen, dass ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit gewaschen wird, und wenn die Sache vor Gericht geht, dann wird genau das passieren, dafür werde ich höchstpersönlich sorgen.« Es klang so drohend, dass selbst Faith schauderte.
»Ich nehme an, du wirst meine Mutter im Vorfeld über deine Pläne informieren«, sagte Kelly. »Ich komme mit.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, ehe Nash dazu kam.
Was vermutlich ganz gut so war, sonst war Kelly nach Annie womöglich die Nächste, die ihm vorwarf, er sei dominant. Dabei wollte er sie lediglich beschützen. Aber mittlerweile wusste er, dass Kelly keinen Beschützer brauchte. Sie brauchte nur jemanden, der ihr beistand, sie unterstützte und ihr zu verstehen gab, dass er an ihre Fähigkeiten und Stärken glaubte.
Es war nicht einfach. Im Gegenteil – es fiel ihm verdammt schwer, sich zu ändern, seinen Instinkt auszuschalten, aber sie war das Opfer wert.
»Sie ist meine Mutter.«
»Und ihr ist jedes Mittel recht. Sie wird versuchen, dich zu provozieren.« Ethan musste nicht erst erwähnen, wie sie neulich Abend auf Leahs Drohungen reagiert hatte. Kelly war deutlich anzusehen, dass sie sich nur zu gut daran erinnerte.
»Überlass sie mir«, sagte Ethan. »Ich kann sie mir mit der nötigen Coolness vorknöpfen. Wenn niemand dabei ist, den sie manipulieren kann, werde ich die Oberhand behalten.«
»Diesmal bin ich vorbereitet. Ich würde nicht noch einmal auf ihre Spielchen hereinfallen.« Kelly straffte entschlossen die Schultern,
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