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Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)

Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)

Titel: Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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hatten sich nahtlos eingefügt.
    Sie alle standen einander so nahe, wie Dare es bislang selten beobachtet hatte. Sie nötigten ihm Respekt ab, diese Menschen. Jeder von ihnen hatte schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen und sich trotzdem nicht davon zugrunde richten lassen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er gedacht, diese Familie nicht verdient zu haben, vor allem seinen Bruder Nash, der mehr für ihn getan hatte als alle seine Eltern zusammen – und der dennoch die Schuld für Dares Fehler bei sich gesucht hatte.
    Dare schüttelte den Kopf, um die vermaledeiten Geister der Vergangenheit zu verscheuchen. Meist gelang es ihm ganz gut, sie in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses zu verbannen, wo sie hingehörten, aber manchmal – immer dann, wenn er es am wenigsten erwartete – kamen sie hervorgekrochen. Seit sein Geheimnis ans Licht gekommen war, plagten ihn wieder öfter Albträume. Dabei hatte er seit Jahren nicht mehr von dem Tag geträumt, an dem Stuart Rossman gestorben war.
    Er schauderte, obwohl ihm gar nicht kalt war. Aber er durfte nicht mehr zurückkehren in die düstere Vergangenheit. Es galt, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    Auf Tess, die mit ihrem vorlauten Mundwerk so oft für Erheiterung und Gelächter sorgte. Ein Glück nur, dass sie Leah und Sean Muldoon richtig eingeschätzt hatten.
    Ethan hatte den beiden glaubhaft versichern können, dass er genügend Leute an den richtigen Stellen kannte und einen handfesten Skandal verursachen würde, falls der Kampf um das Sorgerecht vor Gericht gehen sollte. Seine Drohung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Muldoon hatte sein Leben zwar einigermaßen im Griff, legte aber keinen Wert darauf, dass herauskam, wie viel er trank. Und wenn Leahs Freundinnen im Country Club erfahren hätten, dass sie Tess verlassen hatte, statt sie, wie sie behauptet hatte, auf eine teure Internatsschule zu schicken, wäre es mit ihrem Ansehen bald vorbei gewesen. Leah hatte Tess nur zu sich holen wollen, um zu beweisen, dass sie eine ebenso gute Mutter wie die anderen Frauen in ihrem Klub war. Binnen zwanzig Minuten hatte Ethan ihren Plan zunichtegemacht und sie davon überzeugt, die Papiere zu unterzeichnen, die ihn und Kelly als offizielle Erziehungsberechtigte für Tess auswiesen.
    Schon erstaunlich, wie einfach, rasch und effizient Ethan die Angelegenheit letztendlich hatte regeln können, wenn man bedachte, wie viele Ängste sie deswegen ausgestanden hatten. Und es würde noch eine Weile dauern, bis die seelischen Wunden verheilt waren.
    Aber es war vorbei.
    Tess kam angehopst und ließ sich neben Dare auf das Sofa plumpsen. »Hey.« Sie zog die Beine an. »Warum sitzt du denn hier so mutterseelenallein?«
    »Ich bin noch etwas müde, weil ich Nachtschicht hatte.«
    »Bist du eigentlich gern ein Cop?« Sie rümpfte die Nase bei der Erwähnung seines Berufs.
    »Frechdachs.« Er lachte. »Das klingt ja fast, als wäre es eine Krankheit.«
    »Das hast du jetzt gesagt.«
    Er verdrehte die Augen, wusste aber, dass sie die Frage ernst gemeint hatte. »Also, ja, ich bin gern Polizist.« Es war seine einzige Möglichkeit, für die Vergehen der Vergangenheit zu büßen, aber er würde sich hüten, das seiner vierzehnjährigen Halbschwester auf die Nase zu binden. »Es ist beruhigend zu wissen, dass ich Gutes tue. Leute beschützen zum Beispiel.«
    Tess nickte. »Ist ja auch cool.«
    »Wenn du das sagst.« Er betrachtete sie.
    Sie trug hautenge Jeans, dazu ein Spaghettiträgertop und eine Kapuzenjacke; das Haarband, mit dem sie ihre dunkelbraune Mähne gebändigt hatte, ließ sie jung und frisch aussehen. Nichts erinnerte mehr an die jugendliche Straftäterin, die vor ein paar Monaten bei Ethan aufgetaucht war.
    »Hey, Kleines … « Dare bedachte sie gern mit allerlei Spitznamen.
    »Ja?«
    Er legte einen Arm auf die Rückenlehne der Couch und drehte sich ein wenig zur Seite, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Ich bin echt froh, dass du zu unserer Familie gehörst. Hab ich dir das schon mal gesagt?«
    Sie musterte ihn mit weit aufgerissenen Augen und Misstrauen im Blick. »Nein.«
    Kein Wunder, dass sie auf der Hut war, schließlich hatte ihre Mutter sie verlassen. Tess hatte ihr bockiges Verhalten zwar inzwischen abgelegt, aber es war bislang kaum je vorgekommen, dass er ihr offen seine Zuneigung gezeigt oder darüber geredet hatte. Anfangs hatte er ihr gegenüber ein betont lässig-saloppes Verhalten an den Tag gelegt, in der Annahme, dass sie damit besser

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